Das Netz der Freunde. Hans-Peter Dr. Vogt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Netz der Freunde - Hans-Peter Dr. Vogt страница 6

Das Netz der Freunde - Hans-Peter Dr. Vogt

Скачать книгу

Helen zieht sich mehrfach zurück, um ihr Kind in Ruhe zu stillen. Sie ist bereits zum zweiten mal schwanger, aber es ist noch nicht viel zu sehen. Irina weiß schon, dass ihr leiblicher Vater Fred auch der Vater des ungeborenen Kindes von Helen ist. Sie hatte mit Opa darüber geredet und Opa hatte mit den Schultern gezuckt. „Das war der Wunsch von Helen. Sonja war einverstanden. Fred war einverstanden. Mehr muss uns nicht interessieren. Du wirst also noch einen Bruder bekommen.“

      Ja, Irina hat viele leibliche Geschwister, aber sie weiß, dass alle diese Geschwister Kinder der Liebe sind. Alle diese verschiedenen „Frauen“ von Papa wissen voneinander. Sie hatten viele Jahre alle zusammen gelebt. Irina hatte das nie anders erlebt, als dass sie eine gemeinsame große Familie sind. Die andern Mütter waren auch für Vera wie eine Mutter. Als Mama dann fortgezogen war nach Detroit, um die Ausbildung der Mac Best Food Manager zu organisieren, hatte das an dem Zusammenhalt nichts geändert. Als Mama dann Papa verließ, um mit Opa Leon zusammenzuleben, hatte das auch nichts geändert an dieser wunderbaren großen Gemeinsamkeit.

      Nun spürt Irina, dass sie hier in Berlin noch eine zweite Familie hat. Eine Familie aus vielen guten Freunden. Es ist ein schönes Gefühl.

      Als sie müde werden, beschließt man, das Fest aufzulösen. Es hat viel schmutziges Geschirr gegeben. Leon schlägt vor, sie werden morgen helfen kommen.

      Dann springt Leon mit Vera und seinen beiden Enkelkindern in ihre neue Wohnung. Irina und Dimmy sind inzwischen so müde, dass sie sofort einschlafen, und auch Vera und Leon ziehen sich zurück.

      Am nächsten Morgen schlafen sie aus, dann springen sie zu Oma Katharina und helfen ihr beim Abwasch und beim Aufräumen.

      Später gehen sie zu Aysa, nehmen einen Brunch und Leon schlägt vor, gemeinsam in den Stadtwald zu fahren. Unten im Sportshop mieten sie sich Elektroräder, sie nehmen den Linienbus mit dem Fahrradanhänger und verbringen den Nachmittag im Stadtwald. Es gibt da mehrere Ausflugsrestaurants. Sie essen schließlich etwas zu abend, bringen die Räder zurück und springen in die Wohnung. Irina und Dimmy sind müde. Die Zeitumstellung macht ihnen zu schaffen, und sie gehen gleich ins Bett. Leon und Vera haben den Abend für sich und genießen die Zeit mit sich alleine.

      4.

      Am nächsten Morgen wird Irina wach, weil es Sturm klingelt.

      Sie schlüpft in den Bademantel und geht an die Tür. Sie trifft Opa Leon im Flur. Draußen steht ein Lieferant, den Aysa geschickt hat. Aysa, die eine ganze Reihe von türkischen Läden in Berlin befehligt. Sie lässt vier große Kartons bringen. Wasser, Säfte, Brot, Käse, Oliven, Butter, frische Hörnchen und türkisches Fladenbrot. Es gibt Kiwis, Orangen, Bananen, Äpfel und verschiedene Gemüsesorten, wie Tomate, Paprika und Gurke. Außerdem Kaffee und Tee.

      Der Lieferant hilft, alles in die Küche zu tragen, dann verabschiedet er sich. Ein Brief liegt dabei, von Aysa und Lara. Es ist ein Willkommensgeschenk. Irina ist wirklich baff.

      Leon lacht. „Dann wollen wir mal. Hilfst du mir?“

      Sie kochen Kaffee. Sie decken den Tisch. Irina kann sich das nicht verkneifen und muß an den frischen Hörnchen knabbern. Croissants gibt es in den USA so gut wie nicht. Das ist wirklich eine Spezialität. Aysa hat noch etwas mitgeschickt: salzige Butter, Marmelade, handgemachtes Pflaumenmus und Honig.

      „Pflaumenmus? Opa, was ist das?“

      „Heb dir dein Hörnchen auf“, rät Leon. „Probier das, zusammen mit süßer Butter und Pflaumenmus. Dann weist du, was das ist.“

      Dann gehen sie Dimmy und Mama wecken.

      Es heißt, was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht, aber Irina konzentriert sich ganz auf das Pflaumenmus. Sie riecht erst daran. Es ist fest und fast schwarz. Es geht mit dem Messer schwer zu schneiden und es ist ziemlich schwierig das handgemachte und fest eingekochte Mus auf das weiche Hörnchen zu bringen, ohne es dabei zu zerbröseln, aber Irina läßt sich nicht entmutigen.

      Dann macht sie die Augen zu und steckt das Hörnchen in den Mund. Sie beißt ab und kaut langsam. Der Geschmack des Hörnchens, der fettigen Butter und der süßen pflaumenartigen Masse vereinigen sich zu etwas völlig Neuem. Irina spürt, wie der Speichel in den Mundraum schießt. Der Geschmack und der Duft steigen ihr in die Nase, und die Geschmacksnerven von Zunge und Gaumen erfassen dieses Neue als Genuss.

      Es ist etwas völlig anderes, als dieses Essen bei Oma. Diese Pute und dieses Gemüse. Es ist fein und doch kräftig. Irina sitzt da, mit geschlossenen Augen und vergißt die Welt um sich. So etwas hat sie wirklich noch nie gegessen. „Hmmm.“

      Dimmy ist eher für was Kräftiges. Schwarzwaldschinken, Schimmelkäse und italienische Salami. Aysa hat ein Schwarzbrot mitgeschickt. Dimmy belegt jetzt Fladenbrot mit Schinken, einem Salatblatt und Gurkenscheiben, bestreicht das Schwarzbrot mit gesalzener Butter und legt die Scheibe noch obendrauf. „Whoaah“, meinte er. „Musst du mal probieren. Das ist voll Hammer.“

      Leon lächelt. Er fasst nach Veras Hand. Das ist ein guter Anfang.

      Später reden sie darüber, wie sie die nächsten zwei Wochen verbringen werden.

      Leon ist erst mal für Urlaub. Bisschen Müggelsee, bisschen Musikzentrum, bisschen Ostsee, dort bei Tante Cindy und ihren Pferden in der Holsteinischen Schweiz, und auch mal Sachsen, Brandenburg, München, oder an die Elbe.

      Langsam eingewöhnen, schlägt er vor.

      Aus den 2 Wochen werden drei. Nun haben sie nur noch eine Woche bis zum Schulanfang und Leon sieht mit ihnen nach dem Haus in Brandenburg.

      Er hatte in der Firma zwei Mitarbeiter beauftragt, sich um alles zu kümmern. Als sie jetzt dort nachsehen, ist innen fast alles fertig. Putz, Elektrik, Tapeten, die Böden. Die Fußleisten fehlen, und die Fliesen sind noch nicht ganz fertig verfugt. Die Türen haben noch keine Klinken und der Außenputz ist nicht dran. Der Garten und der Zaun fehlen auch noch.

      Im Prinzip ist das Haus bezugsfertig. Die Firmen hatten wirklich schnell gearbeitet. Es gibt keinen Keller. Das hatte man sich gespart. Stattdessen gibt es eine starke Beton-Bodenplatte, die mit Stelen im Boden verankert ist. Sie ist gegen die Bodenkälte gedämmt und es gibt eine Fußbodenheizung. Die Solarpaneelen auf dem Dach sind noch nicht angeschlossen, aber sie haben schon heißes Wasser über die Erdwärmepumpe.

      So nutzen sie die letzte Ferienwoche, um sich Möbel zu kaufen und die Wohnung einzurichten. In der kleinen Stadt gibt es außerdem noch eine kleine Wohnung, die ist für Mo Li, das frühere Kindermädchen von Irina und Dimmy. Vera und Leon hatten mit Mo Li gesprochen. Sie wird in einigen Tagen mit ihrer kleinen Schwester und ihrem Neffen hier ankommen und sie wird auch in Zukunft für die Kinder da sein.

      Das finden Irina und Dimmy wirklich gut. Mo Li ist schon viele Jahre bei ihnen. Sie ist wie eine zweite Mutter für sie. Vera und Leon hatten sie überredet, von den USA hierher zu ziehen. Es hatte etwas Überredungskunst gekostet, denn die kleine Schwester von Mo Li und der Neffe müssen hier eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz bekommen. Dafür wird Leon sorgen. Er hat es versprochen.

      Da Mo Li die Kinder liebt, hat sie sich schließlich bereit erklärt. Leon wird sie am Airport Berlin abholen.

      Irina findet, das ist wirklich eine gute Lösung. Mo Li ist ein Stück Heimat. Sie ist nicht nur vertraut, Mo Li hat auch eiserne Regeln. Irina hat das zu schätzen

Скачать книгу