Der Wolfsmann. Hans-Peter Vogt

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Der Wolfsmann - Hans-Peter Vogt

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hatte das Gefühl, durch einen langen dunklen Tunnel zu fliegen“, berichtet er. „Dann bin ich aufgewacht und ich habe mich gesund gefühlt. Naja. Ich muss ein wenig vorsichtig sein. Könnt ihr mir sagen, was da genau passiert ist?“

      Er lässt es sich nicht nehmen, jetzt alle paar Stunden aufzustehen, und ein paar Schritte zu gehen. Es geht von Mal zu Mal besser und sicherer.

      Am nächsten Tag macht er sich auf, um Alf zu besuchen.

      Alf war inzwischen kurz wach geworden, er hatte die Amme völlig leergetrunken, dann war er wieder eingeschlafen.

      Björre steht lange vor dem schlafenden Kind. Dann dreht er sich um und geht in die große Halle von Hagans Haus zurück.

      „Ist das alles wahr, was du mir erzählt hast“, fragt er, und als das Hagan und alle anderen bestätigen, sagt Björre, „dann ist dieser Junge wirklich von Odin zu uns geschickt worden. Wir sind Odin zu viel mehr Dank verpflichtet, als wir das auf dem letzten Herbstwendfest gezeigt haben.“

      Hagan nickt und Björre verkündet, er wolle im nächsten Sommer einen Beutezug starten, um Odin mit der Beute zu danken. Alle jungen Männer, die sich jetzt beweisen wollten, die sollten ihn begleiten.

      Hagan legt dem Haudegen die Hand auf den Arm und ruft bekräftigend „Jouh, so soll es sein.“

      Alf wird jetzt jeden Tag wach. Er trinkt. Er muss sich entleeren und er schläft wieder ein. Das geht eine ganze Woche so.

      Björre hatte inzwischen jeden Tag geübt, und die Beine tragen ihn immer besser. Er ist auf dem Weg der völligen Genesung, und verspürt einen Bärenhunger.

      Nach einer Woche wacht Alf endgültig auf. Er trinkt und liegt lange neben der Amme. Er hat seine Ärmchen um die Amme geschlungen und atmet ruhig, dann bittet er Josefa, sie solle ihm etwas erzählen.

      In einem solchen Haus gibt es keine Wände, die den Schall zurückhalten. Es gibt Zwischenwände aus Holz, Stützen und Abtrennungen aus Decken und Fellen, und so kann man fast jedes Wort hören, was in diesem Haus gesprochen wird, wenn man die Ohren aufmacht.

      Es bleibt nicht verborgen, dass Alf jetzt dort mit der Amme liegt und leise mit ihr spricht.

      Jodan hält ihre Familie zurück, „lasst diesem Jungen die Ruhe, die er braucht. Er muss viel Kraft verloren haben, als er Björre geholfen hat. ich bin sicher, er wird in einigen Tagen wieder mit uns an einem Tisch sitzen.“

      So ist es.

      Alf liegt noch zwei Tage mit der Amme im Bett, kuschelt, trinkt an ihrer Brust, und erzählt leise mit ihr, dann steht er auf, macht seine Notdurft, kommt zu den andern an den großen hölzernen Tisch und meint, „ich habe jetzt Hunger.“

      Hagan fällt fast der Kiefer herunter, und er schickt Mona, Fleisch zu holen, und hängt das auf einen Spieß über das Feuer.

      Er schickt Knut und Ode, um Björre zu holen, und der kommt mit seinen sieben Söhnen, seiner Frau und mit seinen fünf Mädchen. Es wird ein vergnüglicher Tag.

      Die Männer trinken Bier aus großen Krügen. Sie hauen sich auf die Schultern und sie stimmen Kampfeslieder an. Die Frauen beobachten das ganze Geschehen und sie lächeln.

      Der kleine Alf sitzt mitten unter den gestandenen Männern und ein leichter Glanz umgibt ihn, wie eine Art Heiligenschein. Die Männer bekommen das irgendwann nicht mehr mit, aber die Frauen sehen das ganz deutlich. Dieses Kind ist mehr, als nur ein Menschenkind.

      In der Nacht kriecht Alf wieder zu Josefa. Er trinkt an ihrer Brust. Er schlägt die Ärmchen um ihren schönen warmen Körper, und er flüstert in der Sprache der Nordmänner „Mama“.

       3.9.

      So etwas wie Geburtstage gibt es bei den Nordmännern nicht. Alf ist mittlerweile dreieinhalb und dieser Winter ist sehr kalt.

      Die gesamte Bucht friert zu und man kann zu Fuß die Eisfläche überqueren, ohne Gefahr, einzubrechen. Für die Kinder und Jugendlichen ist das eine große Gaudi.

      Nur die Meerenge ist eisfrei, weil die Strömung verhindert, dass die Enge völlig zufriert. Dennoch wird schon lange nicht mehr gefischt. Die Gischt spritzt hoch, wenn sie an die Felsen schlägt, und die Felsen in der Enge sind seit Wochen mit einer dicken Eisschicht überzogen. Niemand würde es wagen jetzt dort zu fischen.

      Nicht nur die Kinder, auch die Männer haben jetzt ihren Spaß.

      Das Eis wird an mehreren Stellen aufgehackt. Die Männer ziehen sich aus und tauchen nackt in das eiskalte Wasser. Dann rennen sie nackt durch den Schnee, bis sie dampfen. Die Hunde rennen übers Eis und kläffen vor Freude, und manch einer rutscht auf dem Eis aus. Auch Hunde können dumme Gesichter machen.

      An anderen Tagen halten sie Angeln durch die Löcher in das eiskalte Wasser und fangen Fische.

      Sie braten sie an Ort und Stelle. Die Eisschicht ist so dick, dass man darauf sogar ein Feuer anzünden kann, ohne Gefahr. Dazu wird Bier und eine Art Grog getrunken. Ein alkoholisches Gebräu, das die Wikinger von ihren Fahrten mitbrachten.

      In diesem Winter spricht man aber auch viel über Abenteuer. Einige junge Paare hatten sich gefunden, und die jungen Männer wollen den Sommer abwarten und sich als Mann beweisen, bevor sie sich ihr Ja-Wort geben.

      Irgendwie hat der Winter in diesem Jahr den Schrecken verloren, seit Alf bei den Nordmännern wohnt.

      Bevor im Februar neuer Schnee kommen würde, schickt Hagan die Männer noch einmal hinauf in die Berge. Es ist eine beschwerliche Tour. Etliche der Männer kommen mit Erfrierungen zurück, aber auch diesmal bringen sie Beute mit, die jetzt reichen würde, den Nahrungsbedarf bis zur Schneeschmelze zu sichern.

      Alf war größer geworden. Er würde im Sommer vier werden und er spricht die Sprache der Nordmänner immer besser und sicherer. Er bildet ganze Sätze, und er zieht erste logische Schlussfolgerungen.

      In diesem Winter hilft er noch zweimal, als Menschen des Dorfes krank werden. Eine der Frauen hat eine schwere Bronchitis und Fieberanfälle, einer der Jungen hatte sich beim Tauchen unterkühlt und leidet unter Lebensgefahr.

      Beides Mal hilft Alf durch die Energie aus seinen Händen, und er bittet in beiden Fällen Josefa, ihm zu helfen. Josefa muss sich mit unter die Decke legen und Wärme spenden.

      Er hat keinen Einfluss darauf, was da mit ihm geschieht, aber Josefa wird so etwas wie seine Assistentin und sie wird langsam unentbehrlich.

      Alf trinkt weiter an ihrer Brust, die immer noch reichlich Milch gibt und er genießt dieses Gefühl der Wärme und der Geborgenheit, auch wenn er jetzt Josefa schon genauso viel beschützt, wie umgekehrt.

       3.10.

      Als der Schnee schmilzt und als die Bucht wieder auftaut, lassen die Männer das Boot ins Wasser.

      Es war ausgebessert worden, und wird jetzt im Wasser überprüft.

      Dann gehen die Männer ein letztes mal hinauf in die Berge, in denen der Schnee immer noch hoch liegt, und kommen mit Beute zurück.

      Sie

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