Das Leben ist ein Abenteuer. Hans-Peter Vogt
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Читать онлайн книгу Das Leben ist ein Abenteuer - Hans-Peter Vogt страница 13
„Wo ist Théra“, fragte Nils. „Sie kümmert sich um die Mädchen. Eva ist schon wieder mit dem Fernsehen unterwegs. Mach dir mal keine Sorgen. Théra wird die Mädchen irgendwo bei unseren Freunden unterbringen, wenn sie sich sicher ist.“
Nils nickte. „Darf ich wieder ins Bett? Ich hab was nachzuholen.“ Heute ging er nicht zum Training. Das Kickboxen musste heute warten. Ellen musste heute warten.
Am Abend wurde er wach. Théra war gerade gekommen. „Alles OK mit den Mädchen?“ Théra nickte. “Natascha und Ewalowa haben das jetzt in die Hand genommen. Ich werde noch ein paar Tage hier bleiben, dann werde ich wieder nach Peru gehen. Dann seid ihr alleine, du und Papa. Kriegt ihr das hin?“
Nils zuckte mit den Schultern. „Wird schon gehen.“
7.
Es war wirklich ein totaler Krieg ausgebrochen. Die überlebenden Chinesen wussten längst, wer sie angegriffen hatte. Der gefährliche Hua Guo Lang würde sich bitter rächen. Fünf seiner wichtigsten Lokale waren zur gleichen Zeit angegriffen worden. Auf dem Strich hatten die Russen gewütet und sechzehn seiner chinesischen und thailändischen Strichmädchen niedergemäht. Zur gleichen Zeit waren sie in Kreuzberg aufgetaucht und hatten eines seiner besten Bordelle in Fetzen geschossen. Dann waren sie untergetaucht. Wie von der Bildfläche verschwunden.
Er selbst war nur durch einen Zufall mit dem Leben davongekommen.
Der Angriff war völlig überraschend gekommen. Viele seiner Leute waren jetzt tot. Das würde viel Arbeit geben.
Dann war da noch die Sache mit seinem Messer. Es war weg. Er konnte sich das nicht erklären. Er hatte es einmal in Honkong gekauft, bei einem Trödler. Es war sicher 300 Jahre alt. Ein handgeschmiedeter Stahl. Etwas Besonderes.
Jetzt würde er erst mal versuchen, zu retten, was zu retten ist. Dann würde er seine Organisation neu aufbauen und die Russen jagen.
Er gab Anweisung, in Deckung zu gehen, und dort auch zu bleiben. Straßenstrich nur unter Bewachung. Die fünf anderen Puffs mussten großräumig abgesichert werden. Irgendwo musste das Geld ja herkommen.
Den Heroinverteilerring hatten die Russen noch nicht angegriffen. Auch da musste er jetzt äußerste Vorsicht walten lassen.
8.
Nils blieb in dieser Woche in Deckung. Er ging normal zur Schule. Mittags und abends übernahm er geheime Überwachungsaufgaben, alles andere ließ er schleifen. Er sah in dieser Woche weder Ellen noch Helen. Er überlegte kurz. Bei dieser Namensnennung war es möglich, sich zu versprechen, aber er könnte sich immer rausreden. Hatte auch sein Gutes. Er grinste und machte sich wieder an die Arbeit.
Er hatte zusammen mit Papa und Théra verschiedene Verstecke der Russen und der Chinesen ausfindig gemacht. Der Heroinverkauf ging vorsichtig weiter und jetzt gab Papa den Behörden einen Tipp. Er ließ das durch Trifter einfädeln, der unter vier Augen mit dem Innensenator sprach. „Sie sind sicher“, fragte der Innensenator, der inzwischen ein guter Freund von Trifter war und Trifter nickte.
In der selben Nacht noch überfiel ein Kommando der SOKO-Miliz (das inzwischen gegründet worden war, um die ständige Bedrohung durch Banden in der Stadt zu bekämpfen) ein Haus in Kreuzberg. Die Russen wehrten sich. Sie wurden in einem heftigen Schusswechsel niedergemäht. Die Beute war gewaltig. 25 Kilo reines Heroin und 1,5 Millionen Euro in bar.
Doch auch die Chinesen gingen nicht leer aus. Wieder gab Dennis einen Tipp. Diesmal war die Wohnung weit vor Berlin gelegen, in Neuruppin, mitten in Brandenburg. Der Innensenator spitzte seine Kontakte zu den Kollegen im Nachbarland an. Auch in dieser Nacht waren sie erfolgreich. 8 Kilo reines Heroin und 1,8 Millionen Euro in bar. Auch hier gab es Tote und es gab fünf Festnahmen.
Der Innenminister reichte seinem Kollegen nach Abschluß der Aktion persönlich die Hand. „Darf ich erfahren, wie Sie an die Information gekommen sind?“
Der Berliner Innensenator, der sich mit einem Hubschrauber hatte einfliegen lassen, zuckte mit den Schultern. Wir haben in Berlin eine lange Tradition der Zusammenarbeit mit vielen Stellen im Untergrund. Mehr darf ich Ihnen auch nicht sagen, um meine Quellen nicht zu gefährden.“
„Ist es möglich, diese Quellen auch anzuzapfen?“
Der Berliner Innensenator zuckte wieder die Schultern. „Ich werde mal mit der Quelle reden.“
In dieser Woche passierte noch etwas. Théra, Nils und Dennis schlugen erneut zu. Diesmal erleichterten sie die Chinesen und die Russen um mehr als 12 Millionen Euro.
Diese Woche war für die beiden Gangs eine Desaster. Davon würden sie sich nicht so schnell erholen.
Der Drogenmarkt in Berlin stockte. Zwei der großen Verteilerringe waren vorübergehend lahm gelegt. Die Südamerikaner, die Italiener, die Afrikaner, die Albaner und die Kroaten standen jetzt in den Startlöchern.
Noch hielten sie sich zurück. Die Aktionen der Polizei hatten sie verunsichert. Überall tauchten diese schwarzen Garden der SOKO-Miliz jetzt auf. In Kampfuniform und in schusssicheren Westen. Schwer bewaffnet und bereit, sofort zu schießen. Die Gangs blieben in Deckung und sie beobachten.
Warum die Russen den Burgfrieden zwischen den Gangs gebrochen hatten, wussten sie auch nicht. Sie hätten das sicher schlauer angefangen. Wozu gab es Verhandlungen.
9.
Es war eine harte Woche für Nils. Er hatte solche Spionagearbeit schon mal gemacht, damals in Peru, als er mit Théra und den anderen Geschwistern die Opposition des Präsidenten ausgespäht hatte. Er war viel kleiner gewesen. Damals war es wie ein Spiel. Das Verwandeln in Insekten, die Verfolgungen, das Ausspähen von Bankverbindungen, all das. Er hatte damals nicht sehr viel von dem verstanden, was er da gemacht hatte. Seine große Schwester Théra hatte die Federführung der Aktion gehabt.
Nils hatte damals gelernt, was die Macht der Geschwister bewirkt, wenn sie zusammenhalten. So war es auch in dieser Woche gewesen. Seine Schwester Eva hatte sich in dieser Woche aus der operativen Seite herausgehalten. Sie hatte nur begleitende Funktionen. Ihre Kontakte zum Fernsehen und Presse waren wirklich gut. Ein Phänomen. Eva war selbst so ein Phänomen. Sie hatte unglaubliche gestalterische Fähigkeiten. Mit der Videokamera, mit der Digitalkamera, mit dem Pinsel. Die Musikgruppen im Zentrum liebten sie. Sie entwarf CD Covers und Plakate, sie nahm an Videoproduktionen teil.
Eva war mit ihren knapp 15 Jahren zwar ein blutjunger „Joungster“, aber dennoch war sie schon so was wie eine „graue Eminenz“ im Videogeschäft. Eva hatte wirklich eine besondere Begabung. Sie hatte schon mit sechs Jahren begeistert gezeichnet und gemalt. Sie kannte alle die Cracks auf der Halfpipe und die Musiker. Sie hatte einen eigenen Stil entwickelt und sie hatte schon im Grundschulalter Plakate und CD Cover entworfen. Ein Ausnahmetalent, das sie dank ihrer überragenden Intelligenz, und dank der Beziehungen ihrer Eltern entwickeln und ausleben konnte.
Diesmal nutzte sie ihre Kontakte, um