Der Tod setzt Segel. Robin Stevens

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Der Tod setzt Segel - Robin Stevens Ein Fall für Wells & Wong

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hatten etwas gut bei ihm.

      »Wir müssen uns wohl neu einkleiden«, sagte Daisy. »Unsere Garderobe aus Hongkong wird zu klein geworden sein. Und was ist mit deinem Vater?«

      In der Tat bereitete mir die Reaktion meines Vaters die größten Sorgen – doch als ich ihn am Tag darauf anrief, klang er trotz der knisternden Leitung nahezu begeistert.

      »Was für eine Gelegenheit!«, sagte er. »Hazel, ich weiß, ich habe versprochen, dich an Weihnachten in England zu besuchen, aber was, wenn wir stattdessen gemeinsam nach Ägypten reisen? Die Geschichte, die Kultur – ihr alle könntet dabei so viel lernen.«

      Als mir das Kreischen vom anderen Ende der Welt ans Ohr drang, stellte ich mir meinen Vater in seinem Arbeitszimmer vor, umringt von meinen tanzenden kleinen Schwestern, während deren Mägde, Pik An und Ah Kwan, sich alle Mühe gaben, sie wegzuziehen.

      »Ehrlich?« Ich wagte es kaum zu glauben. »Ich … darf wirklich hin?«

      »Natürlich, meine Hazel. Wir können alle dorthin reisen.«

      Auch Daisy kehrte strahlend von ihrem Telefonat zurück. »Onkel Felix hat zugestimmt«, berichtete sie mir. »Er … Oh, Hazel, ich glaube, wir reisen nach Ägypten!«

      Überschäumend vor Freude lagen wir uns in der schäbigen Eingangshalle des Wohnheims in den Armen – und danach gab Daisy ihre Fassade endlich auf.

      Es sprudelte nur so aus ihr heraus, während sie mir von Ägypten, Pharaonen, Flüchen und Überschwemmungen erzählte. Ihre Hausaufgaben erledigte sie doppelt so schnell wie sonst, damit sie noch in dicken, in Leinen gebundenen Wälzern über Forschungsreisen auf dem Nil und die Carter-Expedition lesen konnte, bei der Tutanchamun hatte ausgegraben werden sollen. »Es gab auch weibliche Pharaonen, weißt du?!«, berichtete sie mir mit leuchtenden Augen. »Frauen haben über ganz Ägypten regiert! Hatschepsut herrschte fünfzehn Jahre lang und sie trug einen falschen Bart, damit die Männer sie akzeptiert haben. Stell dir das nur vor! Glaubst du, mir würde ein Bart stehen?«

      »Nein«, antwortete ich und streckte ihr die Zunge raus, obwohl ich sehr wohl wusste: Wenn überhaupt jemand mit einem falschen Bart gut aussähe, dann die Ehrenwerte Daisy Wells.

      »Ja«, sagte Amina in der Reihe vor uns und drehte sich grinsend zu Daisy um, die schrecklich rot wurde und den Kopf hinter ihrem Buch verbarg.

      »Natürlich bist du vor allem daran interessiert, die Pharaonen zu sehen«, sagte ich später zu Daisy.

      »Selbstverständlich«, bestätigte Daisy, ohne mit der Wimper zu zucken. »Was sollten wir sonst in Ägypten wollen?«

      Das brachte mich auf eine Idee. Wenige Tage später faltete ich im Englischunterricht in meinem Aufsatzheft einen Zettel, tauschte meinen normalen Stift gegen einen weit ungewöhnlicheren, den ich ganz unten in meinem Schulranzen aufbewahrte, und setzte etwas auf, das gewiss nicht die Abhandlung über Spenser war, um die Miss Dodgson gebeten hatte.

      Lieber Alexander, schrieb ich mit klopfendem Herzen, wobei meine Worte sich beinahe sofort in Nichts auflösten, sobald sie aus meinem Stift geflossen waren.

      Wie läuft es an der Weston? Haben du und George das Problem mit dem Hund gelöst? Hier geht es meistens sehr langweilig zu. Keine Fälle. Und ohne sind wir irgendwie alle ein bisschen neben der Spur.

      Aber gute Nachrichten: Man hat uns für die Weihnachtsferien nach Ägypten eingeladen. Daisy ist schrecklich aufgeregt, auch wenn sie es abstreitet, und ich bin es auch. Wir sind extra vom Unterricht befreit, damit wir vorzeitig die Schule verlassen dürfen, weil es als eine lehrreiche Exkursion gilt. Zuerst besuchen wir die Familie von Amina El Maghrabi in Kairo, dann wird Vater mit meinen Schwestern May und Rose (Weißt du noch, ich habe euch von ihnen erzählt?) zu uns stoßen. Gemeinsam wollen wir nach Luxor, um am 13. Dezember zu einer Kreuzfahrt auf dem Nil aufzubrechen. Wirst du deine Eltern in Boston besuchen? Komisch, dass wir alle uns nun erst nächstes Jahr wiedersehen werden.

      Liebe Grüße an George – und dich

      Hazel

      Ich war fertig, noch bevor mir Zeit blieb, darüber nachzudenken, was ich da eigentlich tat. Diese letzten beiden Wörter – und dich – hatten sich in meinem Kopf wahnsinnig gewagt angehört, doch auf dem Papier wirkten sie eher peinlich, wie etwas, das ein überdrehter Shrimp schreiben würde. Trotzdem drehte ich den Brief möglichst schnell um, tauschte zurück zu meinem normalen Füller und schrieb:

      Lieber Alexander,

      schon zweimal Grütze diese Woche! Widerlich. Und dann diese Lateinhausaufgaben … schrecklich öde. Hoffentlich habt ihr mehr Spaß.

      Auf dem Sprung zur Andacht

      Henry

      Ich faltete den Brief und adressierte ihn an Alexander Arcady, Weston-Schule. Diese Art der Korrespondenz nutzten Alexander und ich seit Jahren, nachdem wir sie uns nach unserem ersten gemeinsamen Fall im Orientexpress ausgedacht hatten.

      Am Abend steckte ich meinen Umschlag auf dem Weg von der Schule zum Wohnheim in den Briefkasten, während Daisy Amina und Clementine, die gemeinsam kicherten, nachdrücklich ignorierte – und dann war es zu spät, mir länger den Kopf darüber zu zerbrechen.

      Eine Woche später erhielt ich eine Postkarte mit der Vorderansicht des British Museums darauf.

      Georgina liebt Mumien. Genau wie ich. Alexandra x

      Das kleine x verlieh mir Aufwind wie ein Drachen und versüßte mir endlose verregnete Sportstunden, die Streitereien zwischen Kitty und Küken und die zwischen Lavinia und dem Rest der Welt, die Andachten, Französisch und den Benimmunterricht. Ich bemühte mich sehr, nicht allzu viel hineinzuinterpretieren, konnte aber doch an nichts anderes denken.

      Wir würden tatsächlich nach Ägypten reisen. Mit einem Mal stellte ich fest, dass ich vor Aufregung kaum noch Luft bekam.

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      Dennoch hatte ich es irgendwie geschafft, mir keine Gedanken über das reale Ägypten zu machen, bis ich aus dem Flugzeug und in die Hitze Kairos trat. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, mich von Kitty, Küken und Lavinia zu verabschieden, zu beschäftigt mit meinen Schuldgefühlen, weil wir sie nicht mitnahmen, und sogar noch mehr mit dem schlechten Gewissen wegen der Erleichterung darüber, unsere Probleme zurückzulassen, zumindest für einige Wochen.

      Außerdem hatte ich damit zu tun gehabt, den Schock meines ersten Flugs zu bewältigen. Als wir drei der Hausmutter zum Abschied zugewinkt und die Passagiermaschine in Southampton bestiegen hatten, war mir alles so unglaublich glamourös vorgekommen: die strahlenden Flugbegleiterinnen in den adretten Uniformen, die bequemen und schick gepolsterten Sitze. Daisy lehnte sich auf ihrem Platz zurück und seufzte glücklich. »Genau wie in Tod in den Wolken«, murmelte sie. »Oh, stell dir nur vor, es gäbe wirklich einen Mord, genau jetzt, und wir hätten ihn gelöst, noch bevor wir wieder auf dem Boden wären!«

      »Das würde nicht einmal Poirot schaffen.« Ich rollte mit den Augen und grinste sie an.

      »Wir sind viel besser als der Alte!«, meinte Daisy schnaubend. »Himmel, er hat seinen ersten Fall ja erst gelöst, als er schon uralt war – außerdem sind wir echt

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