Der Tod setzt Segel. Robin Stevens

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Der Tod setzt Segel - Robin Stevens Ein Fall für Wells & Wong

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Armen!«, sagte ich zu Daisy und Amina.

      »Ach, sei still, Hazel! Das ist Wissenschaft!«, sagte Daisy, doch Amina nickte mir zu.

      »Finde ich auch«, sagte sie. »So wollten sie sicher nicht in Erinnerung bleiben, stimmt’s? Es waren echte Menschen, keine Dekorationen. So zur Schau gestellt zu werden … und jeder glaubt, die Pharaonen würden ihm gehören – es gibt sogar ein paar schrecklich dumme Ausländer, die durch Kairo ziehen und behaupten, sie wären ihre Reinkarnationen.«

      »Schon, aber man erinnert sich an sie!«, erklärte Daisy. »Und darauf kommt es an.«

      »Ach, findest du?«, fragte Amina. »Ich weiß nicht, ob es mir was ausmacht, ob man sich nach meinem Tod an mich erinnert oder nicht.«

      »Du hast keine Ambitionen!«, meinte Daisy. »Selbstverständlich sterbe ich sowieso nie, aber wenn, dann wird man sich an mich erinnern. Keine Frage.«

      Sobald an diesem Abend die Sonne untergegangen war, stibitzte Amina einen Teller mit Kuchen aus dem Esszimmer und schleppte uns hinaus auf das prächtig gekachelte und mit Gold bemalte Dach ihres riesigen Hauses mit Blick auf den Nil. Kichernd ermahnte sie uns, leise zu sein. Aus ihren Taschen holte sie eine Handvoll bunter Raketen, die sie unter meinen fassungslosen Blicken in einer Reihe aufstellte und anzündete. Helle Streifen schossen in den Himmel. Amina und Daisy standen am Rand des Dachs, tanzten und warfen mit vollen Händen runde Kracher in die Höhe, die knisterten und laut knallten. Ich stand da, beobachtete die Lichter vor meinen Augen und das Funkeln des Flusses unter mir.

      Ägypten, fand ich, war wundervoll.

      5

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      Am Abend danach erreichte der Zug meines Vaters und meiner Schwestern Kairo. Wir wollten uns mit ihnen in dem Hotel treffen, in dem sie untergebracht sein würden. Bevor sie ankamen, war ich ehrlich gesagt hin- und hergerissen, gleichzeitig aufgeregt und nervös, sodass mir richtig flau im Magen war. Sie bedeuteten für mich Heimat, doch das letzte Mal, als ich zu Hause gewesen war, das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte, war in Hongkong gewesen, unter Umständen, vor denen es mir noch immer graut. Und da war noch etwas: Seit Hongkong hatten Daisy und ich drei Morde aufgeklärt. Würde mein Vater sich darüber ärgern, dass ich mich erneut darin verwickeln lassen hatte? Dafür, dass ich sein Vertrauen missbraucht hatte, um den Fall in Hongkong zu lösen, hatte er mir vergeben, trotzdem war mir wohl bewusst, dass es ihm nicht gefiel, wenn ich mich mit Verbrechen beschäftigte.

      Über all das zerbrach ich mir den Kopf, während wir in der glitzernden goldenen Lobby standen, umringt vom Kommen und Gehen, vom Ab- und Anschwellen der Gäste und umspült von zahlreichen Gesprächswellen. Als ich mich umsah, bemerkte ich unsere Abbilder in einer Reihe zahlreicher Spiegel, ziemlich klein und schäbig (ich zumindest) inmitten all dem Samt, Marmor und Prunk.

      Dann wurde ich abrupt aus den Gedanken gerissen, weil Daisy mich hart mit dem Ellbogen in die Rippen stieß.

      »Au!«, rief ich. »Daisy!«

      »Mach nicht so einen Aufstand, Hazel! Ich habe dich kaum berührt. Schau, da drüben!«

      Mit klopfendem Herzen, sollte sie meinen Vater gesichtet haben, drehte ich mich in die Richtung, in die sie zeigte. Doch die Leute, auf die sie deutete, waren eine Gruppe europäischer Männer und Frauen, deren Abendgarderobe und Gesichtsausdrücke mir verrieten, dass es sich höchstwahrscheinlich um Urlauber aus England handelte.

      Neugierig musterte ich sie und fragte mich, warum um alles in der Welt Daisy auf sie aufmerksam geworden war. Eine der Frauen, eine große, knochige alte Dame mit einer spitzen Nase, brüllte barsch einen Hotelportier an. Der hob entschuldigend die Hände.

      »Hazel«, sagte Daisy. »Weißt du denn nicht, was das für Leute sind?«

      »Engländer«, antwortete ich. »Aber abgesehen davon –«

      »Hazel, wenn du doch ein Mal die Zeitung lesen würdest! Das ist wirklich ein grässlicher Makel an dir – das habe ich dir schon unzählige Male gesagt. Das dort ist –«

      »Es ist die Hauch-des-Lebens-Gesellschaft«, mischte Amina sich unerwartet ein. Als ich zu ihr sah, runzelte sie wütend die Stirn. »Wieder da! Das sind die Leute, von denen ich euch vorhin erzählt habe!«

      »Wie meinst du das, wieder da?«, fragte ich. »Wer sind sie? Woher kennst du sie?«

      »Sie halten sich für Altägypter«, erklärte Amina im selben Moment, als Daisy sagte: »Sie sind ein absolut fantastischer Kult.«

      Amina und Daisy sahen sich abschätzend an, dann sagte Daisy: »Na schön, dann erklär du es ihr.«

      »Fast will ich nicht«, meinte Amina. »Sie sind schrecklich. Mama und Baba hassen sie. Sie kommen jedes Jahr nach Kairo und jedes Mal wird es schlimmer. Sie stellen sich an Straßenecken, schwingen Reden darüber, dass sie die alten Pharaonen sind, zu neuem Leben erwacht, und dass wir alle uns ihnen anschließen und sie verehren sollten. Warum die Pharaonen ausgerechnet als Engländer wiedergeboren werden sollten und nicht als Ägypter, können sie selbstverständlich nicht erklären, daher ignorieren wir sie alle. Doch ziemlich viele der Europäer, die in Kairo leben, sind Mitglieder geworden. Die Europäer glauben ja auch, das Alte Ägypten würde ihnen gehören, daher gefällt ihnen, was der Hauch-des-Lebens zu sagen hat.«

      »Ja, ja«, mischte Daisy sich ein. »Sie haben haufenweise Geld. Je mehr man spendet, desto wahrscheinlicher ist es nämlich, dass der Hauch-des-Lebens feststellt, dass man in einem früheren Leben ein König oder eine Königin war, und genau das will jeder hören.«

      »Jeder?«, wiederholte ich.

      »Tja, also ich war in einem früheren Leben eine Königin«, sagte Daisy. »Das liegt auf der Hand. Aber wenn ich wollte, dass der Hauch-des-Lebens mir das bescheinigt, müsste ich ihnen Tausende und Abertausende an Pfund zahlen. Diese Leute da drüben sind die wichtigsten Mitglieder der Gesellschaft, also sind sie natürlich alle Reinkarnationen von Tutanchamun und Kleopatra und so weiter. Angeführt wird die Gesellschaft von einer gewissen Mrs Theodora Miller, die sich für die wiedergeborene Hatschepsut ausgibt – und sich nebenbei für die mächtigste Person im Universum überhaupt hält.«

      »Was eine glatte Lüge ist!«, platzte Amina heraus. Vor Zorn wurde sie rot im Gesicht – man sah deutlich, wie sehr sie die Sache ärgerte. »Sie verdrehen alles – an so etwas haben die Alten Ägypter nie geglaubt.«

      »Welche ist Theodora Miller?«, fragte ich neugierig, während ich die weiblichen Mitglieder des Hauch-des-Lebens musterte. Sie alle sahen aus wie x-beliebige englische Ladys, denen man in Deepdean begegnen mochte.

      »Die kleine Pummelige.« Daisy nickte zu einer kleinen, rundlichen Frau mittleren Alters mit sandfarbenem Haar, die neben der großen, knochigen Dame stand. Ich blinzelte. Mit einer Königin, welcher Art auch immer, hatte sie so gar keine Ähnlichkeit.

      Doch dann sagte der Hotelportier etwas, zog nervös den Kopf ein und Theodora Miller richtete sich schlagartig zu ihrer vollen Größe auf, während ihr Busen vor Wut bebte.

      »Das ist INAKZEPTABEL! Wissen Sie denn nicht, wer ich bin, Bursche?«, brüllte sie, dass man sie in der gesamten Lobby hören konnte. Da erkannte ich, dass ihre Erscheinung trügerisch war. Diese Frau, so klein sie auch

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