Mord in Switzerland. Группа авторов

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Mord in Switzerland - Группа авторов

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      «Ich verstehe, und Sie verstehen gewiss, dass ich jeder Spur nachgehe. Und dass Doktor Angerer bei dem Unfall einem Tier ausgewichen ist, wie auch schon vermutet wurde, ziehe ich erst in Betracht, wenn alle andern möglichen Ursachen ausgeschlossen sind.»

      Auf der Rückfahrt machte sich Köchli Gedanken über das, was er von Doktor Hiestand erfahren hatte. Dass dieser nach der Kündigung nicht gleich mit seinem Mitarbeiter gesprochen hatte, machte ihn stutzig. Und die Vermutung, dieser könnte nach Afrika zurückkehren wollen, klang für ihn doch zu sehr nach Ausrede. Beim Posten in Teufen angekommen, erhielt Köchli den Bescheid, Kollege Kaufmann aus Appenzell habe ihn gesucht und um Rückruf gebeten.

      Gleich nach der Begrüssung kam Kaufmann zur Sache. «Es dürfte dich interessieren, was ich gerade von meiner Nichte erfahren habe. Pia macht eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und arbeitet zurzeit in der Klinik Schönbüchel.»

      «Oh! Insiderwissen kann immer nützlich sein.» Köchlis Interesse war nicht zu überhören.

      «Sie hat mich angerufen, nachdem sie, zufällig, wie sie sagt, von meinem Besuch gehört hat. Und nach einer Bemerkung der Chefsekretärin wusste sie auch, in welcher Angelegenheit ich dort war.»

      «Ich höre.»

      «Pia hat mir mitgeteilt, es gebe seit kurzem ein Gerücht, das Doktor Angerer betrifft. Er soll sich der Krankengymnastin gegenüber ungebührlich verhalten haben. Nach Pia sind die beiden zuvor freundschaftlich miteinander umgegangen, auch privat. Sie selbst habe sie einmal zusammen in einem asiatischen Lokal in St. Gallen gesehen, wo sie sich offensichtlich sehr gut unterhalten hätten.»

      «Weisst du, wie diese Frau heisst?»

      «Moment», sagte Kaufmann. «Ich habe mir den Namen notiert.» Und nach einigen Augenblicken: «Da. Ich hab’s: Anina Wagner.»

      Köchli wiederholte den Namen leise, während er ihn notierte.

      «Sie soll zwei Wochen in der Toskana zugebracht haben. Auf Einladung eines reichen Patienten, wie gemunkelt wird, der dort eine Villa besitzt. Nach ihrer Rückkehr sei sie Doktor Angerer ausgewichen, ja, sie habe ihn kaum mehr gegrüsst. Und daraufhin sei das erwähnte Gerücht aufgekommen.»

      «Ein Gerücht nennt es Pia. Das heisst, sie selbst zweifelt an der Anschuldigung?»

      «So ist es. Sie schliesst ein solches Verhalten des Arztes aus, und dabei sei sie nicht die einzige. Doktor Angerer habe sich jedem gegenüber stets zuvorkommend gezeigt. Die Art dieser Frau Wagner dagegen sei von überschwenglicher Freundlichkeit, wobei, wie Pia es sieht, viel Schauspielerei dabei sein muss, denn hintenherum töne es oft anders. Ihre Unterstellung habe den Doktor ernst werden lassen. Seine üblichen lustigen Bemerkungen seien danach ausgeblieben.»

      «Das heisst nichts anderes, als dass die Atmosphäre im Haus vergiftet war», warf Köchli ein.

      «Kann man wohl sagen. Auf meine Frage, ob Doktor Hiestand diese Verstimmung mitbekommen habe, meinte Pia, dass sie das annehme. Zumal er kürzlich bei der Klinikfeier keinen Grund für Angerers Abwesenheit angegeben habe. Sie fand das sonderbar.»

      «Passt irgendwie ins Bild. Denn nicht nur das hat der Chefarzt verschwiegen. Seit einer Stunde weiss ich, dass er dir gegenüber auch Angerers Kündigung unerwähnt liess.»

      «Was!» Erstaunen lag in Kaufmanns Ausruf. «Aha, so ist das!»

      «Ja, so ist das. Er hat wohl geglaubt, dass diese Angelegenheit mit dem Tod des Kollegen vom Tisch ist.»

      «Und weisst du, warum Angerer gekündigt hat?»

      «Eben nicht. Doch was du gerade berichtet hast, stimmt mich nachdenklich. An der ganzen Geschichte scheint etwas faul zu sein. Warum in aller Welt verheimlicht dieser Doktor Hiestand solch klare Fakten?»

      «Könnte das mit dieser Anina Wagner zu tun haben? Übrigens hat Pia gesagt, sie könne mir ein Foto von der Frau geben, falls ich es wünsche.»

      «Könnte nützlich sein», meinte Köchli. «Wer weiss?»

      «Du kriegst das Bild in den nächsten Tagen zugesandt. Es ist deine Sache.»

      «Gewiss. Du weisst, der Todesfall bei Gais wurde inzwischen als Unfall mit unbekannter Ursache klassiert. Und es gehört nicht zu meinen Pflichten herauszufinden, was genau dahintersteckt. Doch es interessiert mich nun mal persönlich, da ich den Mann gekannt habe. Für deine Information bin ich dir jedenfalls dankbar. Ich habe keine Ahnung, ob ich der Sache damit auf die Spur komme. Sollte sich aber etwas ergeben, was über eine Vermutung hinausgeht, werde ich dich informieren. Ich würde es übrigens schätzen, wenn du unser Gespräch vertraulich behandeltest.»

      «Aber klar. Übrigens, beim nächsten Fussballturnier stehe ich wieder auf der Gegenseite.»

      Lächelnd ob dieser Bemerkung legte Pirmin Köchli den Hörer auf. Und während er sich einige Notizen machte, fragte er sich, ob er Kollege Tobler in die neuesten Entwicklungen einweihen sollte. Da er Zweifel an dessen Verschwiegenheit hegte, liess er es. Er wollte nicht, dass seine Ermittlungen in dieser Sache bekannt wurden.

      Es war eine schlichte Feier auf dem Friedhof von Teufen. Viel mehr als zwei Dutzend Leute hatten sich nicht eingefunden. Wohl weil der Verstorbene noch nicht lange in der Gemeinde ansässig war, legte sich Köchli zurecht, der in sicherem Abstand die Menschen am Grab beobachtete. Er wollte das Aufkommen eines weiteren Gerüchts vermeiden. Der Bruder des Verstorbenen hielt gerade eine Ansprache. Einige Anwesende mochten Mitarbeitende der Privatklinik sein – er sah das Ehepaar Hiestand –, Anina Wagner befand sich, wie erwartet, nicht unter ihnen. Sie wäre Köchli aufgefallen. Er hatte inzwischen jene Aufnahme erhalten, die sie an Angerers Seite zeigte. Vermutlich aufgenommen bei einer früheren Klinikfeier, zu einer Zeit, in der sie sich sichtlich gut verstanden hatten: Die blauäugige Blondine suchte auf dem Bild unübersehbar die Nähe des Arztes.

      Unter den Trauernden war auch jene Frau, die sich vor Tagen von der Unfallstelle entfernt hatte. Köchli erhoffte sich von einem Gespräch mit ihr, mehr über Philipp Angerers Wesen zu erfahren. Ein zweites Mal mit Doktor Hiestand zu sprechen, hielt er trotz dessen fragwürdigem Verhalten für zwecklos. Offensichtlich war es dem Chefarzt entgegengekommen, dass sein Kollege beabsichtigt hatte, die Klinik zu verlassen. Dieses Wissen genügte Köchli vorerst.

      Am Samstagnachmittag der folgenden Woche kam es in einem Modegeschäft in der St. Galler Altstadt zu einer überraschenden Begegnung. Jene Frau, die Pirmin Köchli gern gesprochen hätte, deren Namen er aber nicht kannte, kam auf ihn zu, um nach seinem Wunsch zu fragen. Er hatte den Laden betreten, um sich nach einem Geburtstagsgeschenk für seine Frau umzuschauen. Während ihn Frau Heller – wie er auf ihrem Namensschild las – freundlich bediente und ihm nach einigen Fragen zu einem seidenen Halstuch riet, überlegte sich Köchli, wie er ihr nach dem Kauf auf zurückhaltende Weise sein Anliegen unterbreiten könnte.

      «Darf ich Sie noch etwas Persönliches fragen, Frau Heller», versuchte es Köchli, als sie das Geschenk einpackte, für das er etwas mehr ausgelegt hatte als geplant.

      «Wie Sie möchten», sagte Valerie Heller mit einem fragenden Lächeln.

      «Sie haben Doktor Angerer gut gekannt, nicht wahr?» Köchli sah, wie die Fröhlichkeit augenblicklich aus ihrem Gesicht wich. «Ich habe Sie an der Unfallstelle gesehen.»

      «Ja», sagte sie leise, «ziemlich gut.»

      Pirmin

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