Mord in Switzerland. Группа авторов

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Mord in Switzerland - Группа авторов

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und hatte mit dem Unfall zu tun. Eigentlich habe ich es noch immer. Daher möchte ich gern mit Ihnen über Philipp Angerer sprechen.»

      «Aber nicht hier.» Sie nahm ein weisses Taschentuch hervor – eines mit Spitzen, wie Köchli auffiel –, um die feucht gewordenen Augen abzutupfen.

      «Nein, natürlich nicht. Entschuldigen Sie bitte meine direkte Frage.»

      «Schon gut. Sie können mich anrufen. Ich wohne in Gais.»

      «Ich danke Ihnen.» Köchli streckte ihr zum Abschied die Hand hin.

      Mein Abstecher in die Stadt hat sich gelohnt, sagte sich der Polizeibeamte auf der Rückfahrt nach Teufen, und zwar in jeglicher Hinsicht. Und zum Bild, das man sich zwangsläufig von einem Menschen macht, kam die Erkenntnis, dass sich Doktor Angerer offensichtlich gern mit gutaussehenden Frauen abgegeben hatte.

      Am folgenden Donnerstagmorgen traf sich Köchli mit Valerie Heller zur vereinbarten Zeit im Café beim Gaiser Bahnhof. Sie setzten sich an einen Ecktisch, um ausser Hörweite der anderen Gäste zu sein.

      «Ich danke Ihnen, dass Sie bereit sind, mir Auskunft zu geben», begann Köchli das Gespräch.

      «Gern, wenn ich Ihnen damit behilflich sein kann.»

      Die junge Frau schien ihm gefasst. «Sie sind meine letzte Hoffnung, etwas Licht in diese unglückselige Angelegenheit zu bringen.»

      «Was möchten Sie denn wissen?»

      «Können Sie mir sagen, ob sich das Verhalten von Doktor Angerer in letzter Zeit verändert hat?»

      «Das kann man wohl so ausdrücken. Er litt sichtlich unter dem, was sich um ihn herum abspielte.»

      «Sie meinen die üble Nachrede, die, wie ich vernommen habe, von einer Klinik-Mitarbeiterin ausgegangen ist.» Auf ihr Nicken hin fragte Köchli: «Kennen Sie diese Frau Wagner?»

      «Nein, nicht wirklich. Ich habe sie mal kurz mit Philipp getroffen, als sie zusammen im ‹Falken› beim Essen waren.»

      «War sie seine Freundin?»

      «Nicht eigentlich. Sie hätten sich einfach gut verstanden, hat mir Philipp gesagt. Sie hätten die gleichen Interessen und deshalb gelegentlich etwas zusammen unternommen. Ich weiss von Theaterbesuchen. Weiter aber ging die Freundschaft nicht. Und wie ich Philipp verstand, war es beiden recht so.»

      «Konnte er sich erklären, was die Frau veranlasst hatte, plötzlich schlecht über ihn zu sprechen?»

      «Nein. Philipp meinte, sie müsse ein riesengrosses Problem mit sich herumtragen. Ein Problem mit sich selbst. Und nun könnte etwas vorgefallen sein, das sie nicht mehr habe verkraften können. Weil es aber nicht ihre Art sei, je die Schuld bei sich selbst zu suchen, sagte Philipp, müsse er wohl als Sündenbock herhalten. Dafür sprechen auch Unterstellungen, die offenbar weit zurückreichen, in eine Zeit, in der alles noch in Ordnung schien.»

      «Könnte das mit jenem Mann zu tun haben, der sie in die Toskana eingeladen hat?»

      «Das wissen Sie also auch schon. Es war Philipps Vermutung. Genaueres aber wollte er gar nicht wissen.»

      «Warum hat er nicht Klage wegen Rufschädigung eingereicht?»

      «Philipp meinte, das sei sinnlos, da Aussage gegen Aussage stände. Und wie er sie kannte, gehörte Ehrlichkeit nicht gerade zu ihren Stärken.»

      «Ich verstehe. Können Sie mir mehr über Doktor Angerer erzählen, über sein Wesen?»

      «Er war zuvorkommend. Zu jedermann. Immer hilfsbereit.»

      Als Valerie ihr Taschentuch hervornahm, das nach Köchli so gut zu ihrer eleganten Erscheinung passte, dachte er sich, dass sich so auch Angerers Einsatz in Äthiopien erklären liess.

      «Er war ein angenehmer Unterhalter», fuhr Valerie fort, nachdem sie sich eine Träne weggewischt hatte, «liebenswürdig, immer einen flotten Spruch auf den Lippen, der meist geistreich war, manchmal ironisch, aber gewiss nie verletzend. Nein, es ergibt einfach keinen Sinn, dass er dieser Frau gegenüber ausfällig geworden sein soll.»

      «Sie glaubten ihm vorbehaltlos?»

      «Absolut. Zudem hat diese Anina seine eindringlichen Bitten, sich doch mit ihm auszusprechen, ignoriert. Philipp ging immer von einem Missverständnis aus. Ihr Verhalten sagt doch genug aus?»

      «Wie ich Sie verstehe, haben diese Vorkommnisse Doktor Angerer zu schaffen gemacht.»

      «Er hat es zu überspielen versucht, doch die Folgen konnte er nur schwer ertragen. Solche Wunden heilen langsam, wenn überhaupt, weil sie immer wieder aufgerissen werden. Zumal Anina …»

      «Die Folgen?», fragte Köchli, als Valerie Heller innehielt. «Heisst das, dass ihn weniger das Ende der Freundschaft mitnahm, als vielmehr die Schädigung seines Rufs?»

      «Ihn bedrückte, dass sich Leute wegen dieser Anwürfe von ihm abgewendet haben, selbst Leute, mit denen er zuvor freundschaftlichen Umgang pflegte. Er schloss daraus, dass ihm diese Menschen ein solch hässliches Verhalten zutrauten. Über diese Enttäuschung kam er nur schwer hinweg.»

      Köchli nickte, als wollte er sagen: Das passt ins Bild.

      Als Valerie auf die Uhr schaute – sie fuhr mit der Bahn zur Arbeit –, rief Köchli nach der Bedienung. «Noch etwas», sagte er, bevor sie weggingen. «Was ich von Ihnen erfahren habe, ist für mich so etwas wie eine Bestätigung. Einiges aber wird dennoch rätselhaft bleiben.» Er dachte an die Aussagen von Doktor Hiestand oder vielmehr an das, was dieser verschwiegen hatte.

      «Und was für mich bleibt», sagte Valerie beim Abschied, «ist die Überzeugung, dass Philipp einer Katze ausgewichen ist.»

      Köchli schaute ihr nach, wie sie leichten Schrittes zum Bahnhof ging. In dieser Vorstellung mag ein wenig Trost stecken, sagte er sich. Wahrscheinlich aber ist es eine andere Katze, der er ausgewichen ist. Eine falsche Katze! Bei diesem Gedanken hatte er das Bild vor Augen, das er aus Appenzell erhalten hatte.

      Köchli war in der folgenden Woche mit seinem Kollegen Edi Tobler unterwegs, um auf der Strecke nach Haslen einen Sachschaden aufzunehmen, als vor ihnen zwei Frauen mit Walkingstöcken die Strasse überquerten.

      «Aha!», entfuhr es Köchli.

      «Was ist?» Tobler schaute ihn fragend an.

      «Nichts weiter», wich Köchli aus. «Ich bin nur überrascht, die Damen zusammen unterwegs zu sehen.»

      «Kennst du die beiden denn?»

      «Ja und nein. Ich hatte vor gewisser Zeit mit ihnen zu tun», antwortete Köchli, «in einer eher banalen Angelegenheit.»

      «Immer diese verdammten Baustellen», schimpfte Tobler, als sie kurz danach vor einem Rotlicht warten mussten.

      Kaum von der Arbeit zurück, rief Pirmin Köchli seinen Kollegen Kaufmann an.

      «Hallo, Tobias. Ich glaube, nun den Grund zu kennen, warum Doktor Hiestand seinem Kollegen Angerer in der Klinik nicht beigestanden ist und warum er dir die

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