So sind wir. Christian Hafenecker

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So sind wir - Christian Hafenecker

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die aufwändige Aktion in Spanien, sie wird als viel zu niedrig eingeschätzt. Gab es also noch weitere Hintermänner, die das alles finanzierten? Und wer waren sie?

       Sex und Drogen: Video-Falle für eine Edelprostituierte

      Als gesichert gilt, dass der Detektiv Julian Hessenthaler ein Fachmann für versteckte Kameras ist. Das bestätigt eine ziemlich unappetitliche Geschichte, die im Zuge des Untersuchungsausschusses medial bekannt wurde. Ein Jahr nach Auftauchen des „Ibiza-Videos“ wurde im selben Stil eine Prostituierte beim Sex und Drogenkonsum gefilmt. Zweck dieser Aktion: Der Sohn eines ORF-Promis wollte im Sorgerechtsstreit um ein gemeinsames Kind harte Fakten schaffen. Die betroffene Dame sollte in einem Verfahren vor dem Bezirksgericht als „unzuverlässig“ punziert werden und so das Sorgerecht zugunsten des Auftraggebers verlieren.

      In diesem Zusammenhang kam neuerlich ein Name ins Spiel, der im Zentrum der „Ibiza-Affäre“ steht: Rechtsanwalt Ramin M.. Er kannte seinen Klienten seit zehn Jahren und war geschäftlich mit ihm „verbandelt“, wie der Beschuldigte in einem Gerichtsverfahren aussagte.20

      Diese Videofalle wurde allerdings nicht auf Ibiza, sondern in einem Wiener Luxushotel auf der Donauplatte umgesetzt. Zwei Bekannte von Hessenthaler spielten die Kunden des Edel-Callgirls: Vor den Geheimkameras ließen sie die Prostituierte Kokain konsumieren, anschließend wurde das Trio beim ungeschützten Verkehr gefilmt. Die Ausbeute: 53 Video-Dateien.

      Das Beispiel zeigt, wie skrupellos M. und Hessenthaler auch in anderen Fällen vorgingen, um ihr Ziel zu erreichen. Wenigstens verwies man in diesem Fall nicht auf ein „zivilgesellschaftliches Projekt“ wie nach der Veröffentlichung des „Ibiza“-Videos.

      Zurück zur Vorbereitung des Videos: Nachdem M. zumindest einen Teil des Geldes bereitgestellt hat, ist Hessenthaler im Sommer 2016 also bereit, Beweise zu erbringen, um Strache in einen Skandal zu verwickeln. Er erfindet die falsche Oligarchen-Nichte Alyona Makarov. Diese trifft nach Vermittlung der Immobilienmaklerin Irena Markovic, die sowohl M. als auch Johann Gudenus kennt, im März 2017 erstmals auf das Ehepaar Gudenus.

      Standesgemäß fährt die vermeintlich reiche Russin in einer Maybach-Luxuskarosse vor. Sie gibt an, sich für eine Jagd im niederösterreichischen Waldviertel zu interessieren, wo Gudenus Grundstücke geerbt hat.

      Bei der Besichtigung des Grundstücks wird man schnell handelseins, wobei es aber nie zur Geschäftsabwicklung kommt. Interessant dabei ist, dass zwischen der Immobilienmaklerin Markovic und Gudenus‘ Ehefrau Tajana ein Nebenvertrag ausgehandelt wurde. Inhalt: Bei Vertragsabschluss würden sich Markovic und Tajana Gudenus die Provision teilen.2122

      Über die Anbahnung mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte über die Immobilienmaklerin Markovic sagte Johann Gudenus im Untersuchungsausschuss:

       „Das Vertrauen habe ich auch deswegen gehabt, weil sie [Markovic] erstens mit meiner Frau befreundet war, ich sie kenne und auch bekannt war, dass sie mit Heinz-Christian Strache ein paar Jahre davor eine als intim zu bezeichnende Beziehung gehabt hat. Deswegen war das für mich eine sehr vertrauenswürdige Kontaktaufnahme.“23

       „Wir haben uns das Ganze einmal angehört und es hat geheißen, diese Dame will vielleicht nach Österreich ziehen. Es kam dann im März zum ersten Treffen. Im Jänner war die erste Kontaktaufnahme, im März – Ende März – kam es zum ersten Treffen, bei dem wir uns kennengelernt haben – das ist ja schon allseits bekannt – im Grand Hotel, im Restaurant Le Ciel. Da war dieser Anwalt […] dabei, der Immobilienanwalt ist, der gemeint hat, er ist der nicht nur langjährige Freund oder Bekannte der Dame, sondern eben auch ihr Anwalt; da waren dieser Julian Thaler/Hessenthaler dabei und Irena Markovic; meine Frau habe ich mitgenommen, meinen kleinen Bruder habe ich mitgenommen. Warum? – Weil mein kleiner Bruder sich erstens einmal jagdlich gut auskennt, forstlich gut auskennt und ein Immobilienfachmann ist, was man von mir nicht behaupten kann. Somit fand das erste Abendessen im Le Ciel statt.“24

       „Es war von Anfang an auch ihr Anspruch, sie würde gerne Heinz-Christian Strache kennenlernen. Für mich ist das nichts Ungewöhnliches, weil oftmals Leute aus dem In- oder Ausland kommen oder an uns herantreten und dann natürlich auch den Parteichef kennenlernen wollen. Das ist für mich weiter nichts Ungewöhnliches. Ich habe ihm das damals auch berichtet – wenn nicht im März, dann im April –, dass es eine wohlhabende Dame gibt, die in Österreich investieren will, die hier eben auch ein Umfeld haben will, die wegen mancher ideologischer Ansätze auch gut auf die FPÖ zu sprechen ist, die will, dass ihre Kinder in Wien sicher in die Schule gehen können und vieles mehr.“25

       „Jedenfalls wurde schon beim ersten Treffen seitens der Dame und ihres Begleiters Julian Hessenthaler angeführt, dass die beiden oft nach Ibiza fahren und dass sie das so gerne haben, es eine gute Mischung aus Entspannung und Party ist und so weiter. Das hat dann in weiterer Folge ergeben, dass man sich gedacht hat – H.-C. Strache hatte unter dem Semester bis zum Sommer keine Zeit, sich zu treffen, sie war auch nicht in Wien –, man trifft sich auf Ibiza; und das ist dann zustande gekommen“.26

      Viel wichtiger im Zusammenhang mit der Video-Falle war allerdings, dass die vermeintliche Oligarchin bei einem dieser Treffen Pläne äußerte, wonach sie nicht nur am Kauf des Jagdgrundstückes interessiert sei, sondern rund 300 bis 350 Millionen Euro in Österreich investieren wolle. Auch zu diesem Zweck wollte sie bessere Kontakte zur österreichischen Politik knüpfen. Als vertrauensbildende Maßnahme zeigte Anwalt M. Gudenus auch einen Überweisungsbeleg über mehrere Millionen Euro auf ein Treuhandkonto seiner Kanzlei und eine Reisepass-Kopie der vermeintlichen Oligarchin. Gudenus‘ Zweifel waren damit ausgeräumt, wie er selbst sagte.27

       Russischer Oligarch hatte gar keine Nichte

      Ein Bekannter von Gudenus gab jedoch an, ihn als langjährigen Freund im Frühjahr 2017 vor der falschen Nichte gewarnt zu haben. Er kenne Igor Makarov, den angeblichen Onkel, und wisse, dass dieser als Waisenkind keine Geschwister habe und daher auch keine Nichte haben könne. An diese Warnung konnte sich Gudenus allerdings nicht mehr erinnern. Sehr wohl aber hat sich Gudenus bei einem befreundeten ukrainischen Oligarchen über die Dame informiert. Auch dort wurde ihm gesagt, dass Makarov keine Nichte habe.28 Die vorgelegten Unterlagen von M. und ihr Vorhaben, sein Jagdgrundstück zu einem über dem Marktpreis liegenden Preis zu kaufen, dürften ihn dennoch von ihrer Vertrauenswürdigkeit überzeugt haben.

      Tatsächlich sagte der russische Milliardär und Oligarch Igor Makarow später der „Berliner Tageszeitung“, dass er die Frau, welche sich unter Vortäuschung einer falschen Identität gegenüber Strache und Gudenus als seine Nichte ausgegeben hatte, nicht kenne und mit ihr auch nicht verwandt sei.29

      Sämtliche Warnungen werden also in den Wind geschlagen: Gudenus plant einen gemeinsamen Abend auf Ibiza. Ziel ist es, die vermeintliche Oligarchin und Strache zusammenzubringen. Strache selbst erfährt erst auf Ibiza von der Dame und ihrem Wunsch, ihn kennenzulernen. Während er aufgrund von Zeitmangel zuerst noch den Termin verschieben lässt, willigt er letztlich ein, an dem Abend teilzunehmen. Strache sagte im U-Ausschuss:

       „Ich wusste nicht, wann dieses Treffen von ihm geplant und zugesagt worden ist, erst auf Ibiza“.30

      Am 23. Juli 2017, dem Vorabend der Video-Erstellung, treffen sich Hessenthaler und Gudenus in einem Strandlokal auf Ibiza, um das Setting für den nächsten Abend zu besprechen. Ironischerweise erzählt Gudenus noch an diesem Tag,

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