Die Chinesische Truhe. Bernhard Trenkle
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1.3.3Form und Inhalt
Die Anwendung der Chinesischen Truhe ist methodisch an den Prinzipien der modernen kognitiven Verhaltenstherapie orientiert. Die Behandlung geht in insgesamt zehn Schritten vor und teilt sich in eine statische und eine dynamische Phase. Das gesamte Verfahren ist normiert und standardisiert, insofern leicht zu erlernen und zu beherrschen.
Die Chinesische Truhe nutzt auch Skalierungen und Aufzeichnungen als Methoden der Verhaltenstherapie, um die subjektive Einschätzung des Klienten bezüglich seiner Beeinträchtigung zu protokollieren und bildlich festzuhalten. Zudem wird nach jeder Sitzung und in der Katamnese (Follow-up) die Therapiewirksamkeit qualitativ und quantitativ bewertet. Diese Darstellungsformen erfüllen die Anforderungen der Standardisierung moderner Psychotherapie und erleichtern die statistische Auswertung zu Forschungszwecken.
Makroskopisch gesehen sind die Psychotherapietechniken des Westens meistens standardisiert mit klaren Kriterien, während die regulierenden Techniken aus dem traditionellen mentalen Training des Ostens tiefere Veränderungen des Bewusstseins bewirken, dabei jedoch meistens in der Vermittlung nicht klar genug sind. Die Chinesische Truhe verbindet die jeweiligen Vorzüge zu einem Ganzen, den Inhalt aus dem Osten und die Form aus dem Westen, vergleichbar mit einer Rémy-Martin-Flasche, gefüllt mit Maotai (einem hochprozentigen und preisgekrönten chinesischen Schnaps). Schließlich hat Inhalt mehr Gewicht als Form. In der Chinesischen Truhe werden östliches und westliches Wissen kombiniert, die moderne Form dient dem traditionellen Inhalt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Chinesische Truhe eine innovative Technik zur Behandlung von körperlichen und psychischen Beschwerden ist. Dabei zeigen sich klar Merkmale der traditionellen chinesischen Kultur und der Sichtweise der TCM – Körper und Seele bilden eine Einheit – in der Anwendung zur Behandlung der Ausgangssymptome sowie der Integration westlicher Methodik bei Durchführung und Auswertung. Wenn man die Einteilung der modernen Schulmedizin zugrunde legt, nutzt die Behandlung mit der Chinesischen Truhe die psychische Ebene als Hebel. So kann die Methode auch als eine innovative, chinesisch geprägte Technik der Psychotherapie gesehen werden.
1Shen (
2Xiulian (
3Dies ist meistens ein Behälter, kann aber auch eine Befestigung (Gestell), ein Werkzeug (Schaufel) oder anderes sein, je nach Beschaffenheit des Symbols (Anm. d. Übers.).
4Hier sind Herz, Lungen, Leber, Milz und Nieren gemeint (Anm. d. Übers.).
5Während des Cunxiang (hier »vertiefende Imagination« genannt) wird die Wahrnehmung auf verschiedenen Sinneskanälen lebhaft und bei gleichzeitiger emotionaler Beteiligung aktiviert. Es findet sich kein entsprechender Ausdruck im Deutschen (Anm. d. Übers.).
6Eine Art Trance (Anm. d. Übers.).
7Im Orig.: Konsultieren (Anm. d. Übers.).
8Ein Zustand von Wunsch-, Bedürfnis- und Beschwerdelosigkeit; vgl. »Xiulian« und »Leerheit« im Buddhismus (Anm. d. Übers.).
9Übers. a. d. Orig. Dies ist keine allgemein-chinesische Vorstellung. Auch aus westlicher Sicht ist es unklar, ob alle Komapatienten ohne Bewusstsein sind (Anm. d. Red.).
2Das Therapieverfahren
Die Behandlung mit der Chinesischen Truhe ist in zehn Schritte unterteilt und wird in zwei Phasen durchgeführt, einer statischen und einer dynamischen Phase. Jede Phase wird eingeleitet durch dreifach regulierende Entspannungsübungen für Körper, Atem und Emotionen, wodurch der Klient in einem ruhigen Zustand ankommt. Am Ende jeder Phase wird ein Protokoll erstellt, um die Ergebnisse festzuhalten. So kann später eine Evaluation erfolgen.
2.1Statische Phase
In dieser Phase wird ein Symptom zur Behandlung ausgesucht. Es werden ein entsprechendes Symbol und ein passender Träger vertiefend imaginiert.
2.1.1Dreifach regulierende Entspannung: Körper, Atem, Denken und Fühlen
Diese dient dazu, zu entspannen und zur Ruhe zu kommen, Körper und Geist in Einklang zu bringen, den Übergang vom Alltagsleben zum Behandlungsbeginn zu gestalten.
Regulieren über den Körper
Aufrecht mit geradem Rücken auf dem vorderen Drittel der Sitzfläche sitzen. Beide Hände ruhen auf den Knien, die Augen sind leicht geschlossen.
Regulieren über die Atmung
Langsam, tief atmen. Aufmerksamkeit auf das Ausatmen gerichtet, das Einatmen kommt von allein. Beim Ausatmen darauf achten, dass nicht die ganze Luft vollständig ausströmt, sodass ein fließender Übergang zum nächsten Atemzug ermöglicht wird.
Regulieren über das Denken und Fühlen
Mit dem Ausatmen alle Gedanken und Gefühle aus dem Bewusstsein strömen lassen.
Dem Klienten mitteilen, wenn er sich entspannt