Die Chinesische Truhe. Bernhard Trenkle
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Chinesische Truhe - Bernhard Trenkle страница 7
2.1.2Das Ausgangssymptom festlegen
Das Ausgangssymptom wählen
Mit Ausgangssymptomen sind v. a. negative Empfindungen, nämlich körperliche und psychische Beschwerden gemeint, einschließlich negativer Gefühle und Stimmungen. Zu psychischen Beschwerden gehören negative Emotionen wie Depressivität, Ängste und Phobien, sie sollen klar differenziert werden. Negative Körperwahrnehmungen wie Kopfschmerzen, Druck auf der Brust, Völlegefühl etc. sind genau zu lokalisieren. Die Chinesische Truhe arbeitet mit Symptomen, die Teil psychischer oder auch psychosomatischer Krankheiten sein können; die diagnostische Zuordnung spielt wie gesagt keine Rolle. Die adressierten körperlichen Symptome sind meistens Teil psychosomatischer Beschwerden, aber auch, wenn es eine körperliche Ursache gibt, kann die Methode eine gewisse Wirkung erzielen. Wichtig ist dabei, die subjektiv erlebten negativen Gefühle von auslösenden Lebensereignissen zu trennen. Der Behandlungsgegenstand der Chinesischen Truhe sind prinzipiell Erstere, nicht Letztere.
Die Beeinträchtigung durch die Symptome messen
Der Klient schätzt die Beeinträchtigung durch die Beschwerden auf einer Skala von 0 bis 10 ein: 0 bedeutet beschwerdefrei, 10 maximale Beschwerden.
Hier ist zu beachten, dass die Beeinträchtigung durch die Beschwerden von der Schwere der Symptome zu unterscheiden ist. Es geht darum, inwieweit den Klienten die Beschwerden auf körperlicher und psychischer Ebene stören. Symptomschwere und persönliche Beeinträchtigung sind nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden, sie korrelieren in hohem Maße. Dass die beiden nicht gleich sind, sondern unterschiedliche Dimensionen darstellen, auch wenn ihre strenge Differenzierung in den meisten Fällen nicht notwendig ist, sollte jedoch klar sein. Es ist in bestimmten Situationen wichtig zu differenzieren.
Beeinträchtigungsgrad und Symptomwahl
In der Praxis wird ein Symptom mit einem Beeinträchtigungsgrad von ≥ 7, mindestens ≥ 5, zur Behandlung ausgesucht. Es geht auch mit zwei bis drei ähnlichen Symptomen, deren Beeinträchtigungsgrad jeweils ≤ 5 liegt, deren Gesamtwert aufsummiert jedoch > 7 sein sollte.
2.1.3Das Symbol für das Ausgangssymptom intensiv imaginieren
Das Ausgangssymptom zum konkreten Objekt umwandeln
Der Therapeut lädt den Klienten ein, sich sein Symptom als einen konkreten Gegenstand vorzustellen, einen Gegenstand mit physikalischen Eigenschaften. So könnte zum Beispiel gereizte Stimmung als ein wirres Knäuel, der Druck auf der Brust als Stein bildlich werden. Das Symbol zeichnet sich gewöhnlich ab, indem der Therapeut dem Klienten von verschiedenen Seiten Fragen stellt, möglichst nicht durch den willkürlichen Einsatz der Vorstellungskraft.
Das Symbol prüfen und vereinfachen
Das vom Klienten entwickelte, spontan entstandene oder vom Therapeuten eingeleitete Symbol eignet sich nicht unbedingt von vornherein. An dieser Stelle ist es am Therapeuten, zu überprüfen und beim Sortieren zu helfen: Das Symbol soll grundsätzlich das Symptom verkörpern und nicht dessen Auslöser, oft ein Lebensereignis; in der Praxis wird dies allerdings leicht verwechselt. Das Symbol ist nicht immer klar und eindeutig. Sollten mehrere Objekte als Symbol auftauchen, ist ein Objekt als das wichtigste zu erfassen, als das Hauptthema zu bearbeiten; die anderen, restlichen werden in der nächsten Sitzung berücksichtigt.
Ein präzises und prägnantes Symbol als Arbeitsgegenstand zu entwickeln, ist grundlegend für die wirksame Durchführung der Chinesischen Truhe.
Das Symbol intensiv imaginieren
Der Therapeut wendet suggestiv, zielgerichtet zwei Strategien bei der Fragestellung an, um den Klienten schrittweise in die vertiefende Imagination mit dem Symbol eintauchen zu lassen, mit bildhaftem, plastischem Erleben. Die erste Möglichkeit ist, aus verschiedenen Blickwinkeln nach möglichst vielen Facetten des Symbols zu fragen, sodass das Symbol sich allmählich abzeichnet, sich wie ein Bild mit allen erdenklichen Details vom Hintergrund abhebt. Die zweite Möglichkeit besteht darin, über mindestens drei Kanäle nach der Sinneswahrnehmung zu fragen, sei es optisch, akustisch, olfaktorisch oder taktil, sodass ein mehrdimensionales, plastisches Bild vom Symbol entsteht.
Wenn der Klient zum Beispiel ein schwarzes Pflaster als Symbol benennt, kann der Therapeut sein imaginatives Erleben verstärken, indem er ihn nach dessen Größe, Form, Farbe, Lichtreflexion (glänzend/matt), Geruch, Klebrigkeit, Konsistenz sowie Textur fragt, wie auch nach dem Geruch der Medizin, aus westlichen oder klassisch chinesischen Kräutern etc. Durch wiederholte suggestive Fragestellungen zu verschiedenen Details und Sinneswahrnehmungen wird das Bild in seiner Form und Bedeutung schrittweise plastisch zum Vorschein kommen, das Pflaster wird schließlich im Kopf des Klienten eine psychische Realität darstellen, als ob eine objektive physische Realität erreicht wäre.
Die Entstehung des Symbols, das Differenzieren, Prüfen oder Vereinfachen sowie der Prozess des intensiven Imaginierens sind häufig miteinander verflochten, sie inspirieren und vervollständigen sich gegenseitig. Die Reihenfolge, was zuerst, was als Nächstes geschieht, ist nicht streng definiert; die unterschiedlichen Schritte können sich auch parallel entwickeln oder sich kreuzen.
2.1.4Den Träger für das Symbol vertiefend imaginieren
Den Träger gestalten / entstehen lassen
Das Symbol braucht nun einen geeigneten Träger. Der Klient wird dabei unterstützt, einen passenden Behälter bzw. Halter für das Symbol seiner Beschwerden vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Der so gefundene Träger ist eine notwendige Voraussetzung für die weitere Arbeit, sich von den im Symbol verkörperten Beschwerden zu distanzieren und diese anzunehmen. Dieser Schritt darf nicht fehlen. Vom vorhandenen Symbol ausgehend zeichnet sich ein passender, stabiler Träger meist durch weiteres Anbahnen und Nachfragen auf natürliche Art und Weise ab.
Den Träger überprüfen, verändern oder austauschen
Wenn ein Träger offensichtlich nicht zum Symbol passen sollte, wie eine Papiertüte für Steine oder eine Holztruhe für Feuer, soll mit dem Klienten besprochen werden, dass während der späteren Bewegung die Gefahr bestünde, dass das Symbol herunterfällt oder der Träger beschädigt wird. So wird dem Klienten empfohlen, den Träger zu reparieren oder auszutauschen. Beispielsweise kann für Steine eine Holztruhe gewählt werden, eine Eisentonne für Feuer.
Jedoch hat die klinische Erfahrung gezeigt, dass durch Reparatur oder Austausch des Trägers meistens nicht die ideale Passung mit dem Symbol erreicht werden kann. Nachbesserungen werden dennoch angenommen. Allerdings sollte der Therapeut wissen, dass unter diesen Voraussetzungen die Therapie zwar wirken kann, jedoch weniger deutlich.
Den Träger intensiv imaginieren
Die Anleitung zur vertiefenden Imagination des Trägers ähnelt dem in Abschnitt 2.1.3 beschriebenen Prozess der systematischen suggestiven Befragung zu verschiedenen Details und Sinneswahrnehmungen.