Grundwissen Psychisch Kranke. Группа авторов

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Grundwissen Psychisch Kranke - Группа авторов

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       Hans Peter Schmalzl, Knut Latscha

       Formen der Psychotherapie

      • Formen der Psychotherapie

       Jürgen Kriz

       Angststörungen

       Rolf Meermanna) & Eberhard Okonb)

       a) Prof. Dr. med. Dipl.-Psych., AHG Psychosomatische Klinik Bad Pyrmont

       b) Dipl.-Psych., AHG Psychosomatische Klinik Bad Pyrmont

       Einleitung

      Angsterkrankungen gehören zu den sehr häufigen psychischen Störungen. Dabei verbirgt sich hinter dem Begriff „Angsterkrankung“ eine Vielzahl unterschiedlicher Störungsbilder, die sich unterteilen lassen nach situations- oder auslöserbezogenen Ängsten und Ängsten, die nicht auf bestimmte Umgebungssituationen und bestimmte Auslöser begrenzt sind. Gemeinsam ist allen Angsterkrankungen, dass mehr oder weniger starke körperliche Symptome auftreten wie Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Atemstörungen (besonders Hyperventilationen) und dass alle Angstpatienten dazu neigen, sich mit fortschreitender Erkrankungsdauer aus vielen Aktivitäten des Alltags zurückzuziehen (sog. Flucht- oder Vermeidungsverhalten). Auch wenn jeder Mensch die beschriebenen Symptome in schwächerer Form kennt, sind diese bei Angstpatienten so stark ausgeprägt, dass die „Lebenstüchtigkeit“ stark eingeschränkt ist.

      Grundsätzlich unterscheidet man folgende Angsterkrankungen:

       1) Situations- und auslöserbezogene Ängste (d. h., man kann bei entsprechenden Angstpatienten mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, in welchen Situationen eine Angstreaktion erfolgt oder nicht)

       • Agoraphobie mit/ohne Panikstörung

       • Spezifische Phobie

       • Soziale Phobie

       2) Ängste ohne spezifische situationale Auslöser

       • Panikstörung

       • Generalisierte Angststörung

       3) Sonderformen angstverwandter Erkrankungen

       • Zwangsstörung mit Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen

       • Posttraumatische Belastungsstörung

       Beschreibung der verschiedenen Angsterkrankungen

      Die folgenden Beschreibungen der einzelnen Störungsbilder folgen der sogenannten International Classification of Disease (ICD)1, deutsche Bezeichnung: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Dabei handelt es sich um ein weltweites Diagnoseklassifikations- und Verschlüsselungssystem in der Medizin, welches von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben und regelmäßig aktualisiert und überarbeitet wird. Die aktuelle Ausgabe datiert aus dem Jahr 2008 und stellt die insgesamt 10. Revision dar; folglich spricht man von der ICD-10. Alle psychischen Störungen sind in der ICD-10 im 5. Kapitel beschrieben und haben hier eine entsprechende Nummer, die bei der folgenden Beschreibung der Vollständigkeit halber mit aufgeführt wird.

       Situations- und auslöserbezogene Ängste

       Agoraphobie mit/ohne Panikstörung (ICD-10: F40.0)

      Die Agoraphobie gehört zu den Ängsten, die situations- oder auslöserbezogen hervorgerufen werden. Angstauslösende Situationen sind vor allen Dingen:

       • Menschenmengen

       • Öffentliche Plätze

       • Reisen in Zügen, Bussen, Pkws

       • (Längere oder weite) Abwesenheit von zu Hause oder anderen sicheren Orten

      Dabei ist Hauptbestimmungsmerkmal der Agoraphobie die Sorge des Betroffenen, sich den genannten Orten/Situationen im Falle des Auftretens einer Angstreaktion nicht rechtzeitig durch Flucht entziehen zu können oder keine Hilfe zu finden. Es erfolgt eine Reaktion mit ausgeprägten vegetativen Symptomen (Schwitzen, Zittern, Mundtrockenheit), Symptomen im Bereich des Brustkorbs (Atemnot, Hyperventilation) oder des Verdauungstraktes (Stuhl- und Harndrang) sowie typischen psychischen Symptomen wie Schwindel, Unsicherheit, Schwäche, Gefühlen des „im falschen Film Seins“ sowie einer ausgeprägten Angst vor einem Kontrollverlust in der Situation. Erfahrungen mit den genannten Symptomen in angstauslösenden Situationen führen oft dazu, dass entsprechende Situationen gar nicht mehr aufgesucht werden, sondern im Vorfeld direkt vermieden werden. Werden solche Situationen aus verschiedenen Gründen doch aufgesucht, „tricksen“ sich die entsprechenden Menschen in der Regel

       mit großer ängstlich-getönter Anspannung und entsprechenden Belastungsgefühlen durch die Situation. In sehr gravierenden Fällen kann dieses Vermeidungsverhalten zu massiven Beeinträchtigungen der Alltagstauglichkeit führen; bei einer chronischen Krankheitsentwicklung kann es im Extremfall dazu führen, dass die Betroffenen seit vielen Jahren überhaupt keine Angstreaktion im eigentlichen Sinne mehr erlebt haben, weil sie sich vollkommen aus dem sozialen Leben und aus Alltagsaktivitäten zurückgezogen haben.

       Spezifische Phobie (ICD-10: F40.2)

      Auch die spezifische Phobie gehört zu den Ängsten mit situations- oder auslöserbezogenen Angstreaktionen, wobei im Gegensatz zur Agoraphobie die Ängste in fest umschriebenen Situationen auftreten und sich als eine ausgeprägte und anhaltende Angst vor diesen klar erkennbaren Situationen und/oder Objekten äußern. Auch hier kann das Auftreten einer Angstreaktion bei Konfrontation mit dem auslösenden Reiz in aller Regel mit sehr großer Sicherheit vorhergesagt werden. Typische Auslöser für spezifische Phobien können sein:

       • verschiedene Tiere (Spinnenphobie, Hundephobie, Schlangenphobie)

       • Fahrstühle

       • Tunnel

       • Flugzeug

       • Spritzen/Injektionen (Zahnarztphobie, Spritzenphobie)

      Im Gegensatz zur Agoraphobie, die bei längerem Verlauf fast immer zu einer massiven Beeinträchtigung der sozialen Funktionstüchtigkeit führt, ist die Auswirkung der spezifischen Phobie auf das soziale Funktionieren sehr abhängig vom auslösenden Reiz.

      So kann z. B. eine Zahnarztphobie oder eine Spritzenphobie auf Dauer zu sehr massiven gesundheitlichen Problemen führen, wenn notwendige Behandlungen unterbleiben. Ein ausgeprägter Schlangenphobiker aber etwa, der in einem Büro in einer Großstadt arbeitet, kann mit seiner Phobie in aller Regel recht gut leben, während diese Schlangenphobie aber z. B. bei einem Tierpfleger durchaus gravierende berufliche Folgen haben kann. Allerdings neigen Angsterkrankungen zur sog. Generalisierung, d. h. Ängste, die vielleicht noch in einem überschaubaren Umfang entstanden

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