Das Erbe der Macht - Band 31: Splitterzeit. Andreas Suchanek

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Das Erbe der Macht - Band 31: Splitterzeit - Andreas Suchanek Das Erbe der Macht

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Zauber detonierte und warf Kevin durch den Raum gegen die Wand. Aufkeuchend stürzte er herab. Sekundenlang drehte sich alles, er musste sich wieder setzen. Was auch immer mit Artus während der Passage zurück in die Gegenwart geschehen war: Auf diese Art konnte Kevin ihn nicht aufwecken.

      »Ausbruch sieht also schlecht aus«, murmelte er. »Und Artus ist erst mal aus dem Spiel. Hilferufe kommen nicht durch.«

      Innerlich musste er sich zurückhalten. Er gierte nach Wissen und war doch machtlos.

      »Also, falls irgendjemand dort draußen zuhört, mein Name ist Kevin Grant und es ist keine gute Idee, mich hier festzuhalten!«

       Ein Teil der Wand – etwa von der Größe einer Tür – wurde zu einer Nebelfläche und verpuffte.

      »Okay, das war einfach.« Er erhob sich.

      In der Tür erschien ein schlanker, hochgewachsener Mann. Sein braunes Haar ging ihm bis zum Nacken, der nackte Oberkörper war übersät mit Tätowierungen. Alles magische Symbole, die Halbkreise auf seiner Haut bildeten. Die untere Hälfte des Körpers steckte in einer Art Rüstung, in der rechten Hand hielt er ein Schwert aus Essenz; seine Augen glühten.

      »Du wirst nicht mit diesem Stab herumfuchteln und mich dazu zwingen, dich zu bändigen?« Seine Stimme war auf eine verführerische Art rau und dunkel.

      Kevin war verblüfft über seine Gedanken, räusperte sich und setzte eine grimmige Miene auf. »Kommt drauf an, ob du mit deinem Schwert herumfuchtelst.«

      Der Fremde kam näher. Erst jetzt sah Kevin die Flügel auf dessen Rücken. Sie ähnelten in der Struktur jenen von Tyler, bestanden aber nicht aus Essenz. Die Textur wirkte wie echte Federn.

      »Ich bin Kastoel«, sagte der Geflügelte. »Sei froh, dass du bist, wer du bist. Andernfalls würde ich dir zeigen, wie ich mit diesem Schwert herumfuchtele.«

      Kevin hängte seinen Essenzstab an die Gürtelschlaufe und verschränkte die Arme.

      Kastoel betrachtete ihn ein paar Sekunden, dann erlosch das Leuchten seiner Augen abrupt, das Schwert löste sich auf. »Mut hast du, das gebe ich zu. Trotzdem halte ich dich für eine geschickte Täuschung. Genau wie diesen.« Er nickte in Richtung Artus. »Aber sei es, wie es ist. Der Höchste will dich sehen.«

      »Wer?«, fragte Kevin im Reflex.

      Kastoel zuckte zusammen, entspannte sich jedoch direkt wieder. »Richtig, du warst bewusstlos. Aktuell befindest du dich in New York.«

      Womit er wohl davon ausging, dass die Identität dieses Höchsten Magiers automatisch geklärt war. Kevin konnte keinesfalls nachfragen, ohne seine Unwissenheit zu offenbaren. Allein die Tatsache, dass es eine Art von Himmelswesen in New York gab, deutete auf massive Veränderungen hin.

      Zum ersten Mal seit der Zerstörung des Onyxquaders und damit des Walls spürte Kevin tief in seinem Inneren ein vertrautes Gefühl. Schuld. Doch er schob alle Gedanken beiseite, die damit einhergingen.

      »Es ist, wie es ist«, sagte er leise.

      »Eine gute Portion Pragmatismus ist zweifellos angebracht«, sagte Kastoel. »Nur wenige, die dem Höchsten Magier von Nordamerika gegenübertreten, verlassen seine Gemächer mit einem Lächeln.«

      »Von Nordamerika«, echote Kevin. Gleich der ganze Kontinent stand also unter einer Art magischer Aufsicht.

      Möglicherweise lebten Nimags und Magier ohne den Wall Hand in Hand, und es war gelungen, gemeinschaftliche Strukturen zu etablieren.

      Sie erreichten das Ende des schmucklosen Ganges. In der Wand war ein Rahmen eingepasst, daneben befand sich eine Fläche aus gewölbtem Bernstein. Kastoel berührte einen davon. Im Rahmen entstand ein kurzes Wabern, dann etablierte sich ein Durchgang. Wie eine hauchdünne, durchsichtige Wasserfläche sah er aus.

      Kastoel trat hindurch.

      Kevin folgte.

      Vor ihm stand der Höchste Magier von Nordamerika, den er nur allzu gut kannte.

      Chris«, sagte Kevin.

      Sein Bruder war eindeutig wieder am Leben. Im Gegensatz zu Kastoel rannte er nicht mit nacktem Oberkörper herum, sondern trug einen Anzug. Einen Anzug! Die Schultern darunter verdeutlichten, dass er noch immer gerne trainierte. An seiner linken Hand prangte eine Art von Siegelring.

      Das Ziel der Türpassage war ein Penthouse, hoch oben über New York. Die Skyline der Stadt unterschied sich kaum von jener der alten Gegenwart, sah man davon ab, dass hier und da Magier vorbeiflogen.

      Chris kam langsam näher. »Du siehst tatsächlich aus wie er.«

      In einem Reflex riss Kevin ihn in eine Umarmung. »Ich habe dich vermisst.«

      Kastoel, der ein wenig seitlich stand, setzte zum Sprung an, doch eine Handbewegung von Chris hielt ihn zurück.

      »Sorry, ein Reflex.« Kevin brachte wieder Abstand zwischen sich und seinen Bruder.

      Er musste sich vergegenwärtigen, dass dieser Chris ihn nicht kannte. Irgendwo dort draußen lief ein zweiter Kevin herum. Hatten die beiden möglicherweise einen Streit?

      Sein Bruder besaß einen akkuraten Kurzhaarschnitt, die Finger waren manikürt, die Haut war seidig glatt. Er wirkte wie eine Model-Katalog-Version von Chris.

      »Du tätest gut daran, solcher Art von Reflexen erst einmal nicht nachzugeben«, sagte Chris. »Gegenüber einem Höchsten Magier kommt das nicht gut.«

      »Richtig, du hast ja Karriere gemacht.« Kevin räusperte sich. »Sorry. Du bist hier wohl so etwas wie der Bürgermeister der Magier?«

      Kastoel starrte ihn an, als habe dieser gerade Gott selbst beleidigt. Der Scheiterhaufen schien bereits zu brennen.

      »Das wäre eine Art der Interpretation«, sagte Chris langsam. »Aber erzähl doch etwas von dir. Wie bist du hierhergelangt? Plötzlich lagen du und diese andere Person vor dem Gebäude. Es war Glück, dass ich informiert wurde.«

      »Oh, das ist Artus«, sagte Kevin. »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Ein Heiler sollte sich um ihn kümmern.«

      »Artus.« In Chris’ Stimme mischte sich ein Hauch von Unglauben. »Der Artus, der damals eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung des Walls gespielt hat?«

      »Irgendwie schon«, sagte Kevin.

      Chris warf Kastoel einen beunruhigten Blick zu. »Überprüfe das, wenn wir hier fertig sind.«

      Kastoels Gesicht war bleich geworden. »Sehr wohl.«

      »Er ist nicht wirklich gefährlich«, sagte Kevin. »Nur möglicherweise etwas wütend. Aber das ist eine lange Geschichte.«

      »Zweifellos.« Chris sank auf die Platte seines Schreibtisches. »Gut, dass ich meinen Terminkalender von allen Verpflichtungen befreit habe. Du kannst also berichten.«

      Zwei

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