Berufs-, Fach- und Wissenschaftssprachen. Группа авторов

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Berufs-, Fach- und Wissenschaftssprachen - Группа авторов Kompendium DaF/DaZ

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      Textinterne Kriterien sind die immer wiederkehrende Wiederholung des Markennamens Aspirin, bestimmte Floskeln (vor der Einnahme), Fachwörter (Acetylsalicylsäure) und die Nutzung von zahlreichen Aufzählungen. Die textexternen Kriterien orientieren sich am Kommunikationszusammenhang.

      Dazu zählen vor allem die Textfunktionen „Medikamentenbeschreibung“ und „Einnahmehinweise“, das Trägermedium „Beipackzettel aus Papier“ und die Kommunikationssituation, bei der die Akteure der Kommunikation sich nicht in derselben Situation aufhalten. Daher muss der Text so verfasst sein, dass er ohne die Möglichkeit Nachfragen zu stellen verstanden wird.

      In Fachsprachen verwendete Textsorten sind an den fachlichen Inhalt gebunden und weisen innerhalb der fachlichen Kommunikation jeweils bestimmte funktionale und formale Gemeinsamkeiten auf (vergleiche Roelcke 2010: 40f). Dabei können Fachtexte unterschiedlich abstrakt sein, sie lassen sich also ihrerseits auf der vertikalen Achse der Fachsprachengliederung einsortieren. Sie unterliegen aber auch bestimmten fachbezogenen Traditionen, sind also auch auf der horizontalen Gliederungsebene verortet.

      Es gibt jeweils eher zentrale und eher randständige Vertreter einer Textsorte. Texte, die unter den gegebenen kommunikativen Bedingungen für die fachliche Verständigung besonders geeignet sind, gelten als prototypisch für die Textsorte. Die oben gezeigte Packungsbeilage kann als prototypisch angesehen werden. Prototypen sind gut geeignet, um Fachsprache zu vermitteln, da die immer wieder kehrenden Muster in Textsorten sich als Vorbild für die eigene Produktion von Texten der Lerner eignen. Sie stellen sprachliche Handlungsmuster dar, die Zweck, Zielgruppe und Abstraktionsgrad der Fachkommunikation bündeln und zur Nachahmung bereitstellen.

      In Bezug auf die Übertragung fachlichen Wissens von Experten und Expertinnen auf Laien sind besonders die Textsorten der fachexternen Kommunikation und Konsumption interessant. Es lassen sich in Fachtexten unterschiedliche Funktionen ausmachen, die diese für die Laien übernehmen sollen. Didaktisierte Texte haben zum Ziel, Wissen aufzubauen und Kenntnisse zu vermitteln, während Ratgebertexte eher Anleitungscharakter haben. Produktbegleitende Texte und Werbetexte hingegen haben auffordernden Charakter.

      Der Lehrbuchtext führt neue Themen (ph-Wert) ein und definiert sie in möglichst einfachen Worten. Dies wird grafisch durch einen Absatz hervorgehoben. Danach wird die Beschreibung ausgeweitet und Anwendungswissen vermittelt, indem auf Dinge Bezug genommen wird, die die Lerner aus dem Alltag kennen (Sprudelwasser, Magensaft). In jüngster Zeit befasst sich die Fachsprachenforschung vermehrt mit der Analyse der Prozesse und Strategien zur Vermittlung fachlichen Wissens und fachlicher Fähigkeiten. Dabei ist zentral, dass diese Vermittlung nicht unilateral erfolgt, also nicht nur von den Expertinnen und Experten hin zu den Laien, sondern dass auf beiden Seiten aktive Prozesse stattfinden. Laien bringen Vorkenntnisse in den Kommunikationsakt mit ein und sind aktiv am Erwerb neuen Wissens und neuer Fähigkeiten beteiligt. Lehrbuchtexte greifen dieses Wissen auf und binden es ein.

      Es lässt sich hier bereits absehen, dass die Analyse und Einteilung fachlicher Texte immer abhängig von deren Funktion ist. Dem wollen wir uns in Lerneinheit 1.3 eingehender zuwenden. Zunächst ist es bedeutsam festzuhalten, dass es gerade die prototypischen Strukturen festgelegter Textsorten und ihre Funktionen für den Fachunterricht sind, die dem fachbezogenen Fremdsprachenunterricht zuarbeiten. Wenn Lerner die Struktur einer Textsorte durchschauen, können sie schneller und effektiver Informationen entnehmen oder eigene Texte textsortengerecht verfassen. Dabei sollten sprachliche Mittel und Wissen über spezifische Textsorten nicht als Regeln verinnerlicht werden, sondern als Instrumente der selbstgesteuerten Aneignung neuen fachlichen Wissens (vergleiche Thielmann 2010: 1056).

      1.2.4 Zusammenfassung

       Die horizontale Gliederung von Fachsprachen orientiert sich an den Einteilungen der Fächer. Dabei ist problematisch, dass diese fächergeschichtlich begründet ist und möglicherweise zu einer zu feinen, sprachunabhängigen Einteilung führt.

       Innerhalb der Sprache eines Faches kann ebenfalls eine Gliederung aufgezeigt werden, nämlich die vertikale Schichtung anhand des Abstraktionsgrades. Fachsprache wird im Bereich der Behandlung allgemeingültiger Aussagen abstrakter und kontextferner, im Bereich der praktischen Arbeit konkreter.

       Dies lässt sich auch an Textsorten zeigen, die die dritte wichtige Gliederungsmöglichkeit darstellen. Textsorten weisen funktionale und sprachliche Gemeinsamkeiten auf, die dazu dienen, die Inhalte des Faches angemessen zu kommunizieren. Die Vermittlung dieser Muster kann im Unterricht zur Selbstständigkeit der Lerner beitragen.

      1.2.5 Aufgaben zur Wissenskontrolle

      1 Wenn Sie Fachsprachenunterricht geben, unterrichten Sie Lerner, die in der Regel bereits fachlich geprägt sind. Bitte fassen Sie in eigenen Worten zusammen, was die horizontale Ordnung von Fachsprachen anhand ihrer Zugehörigkeit zu Fächern für Sie als Lehrkraft bedeutet. Welche Kenntnisse wollen Sie im Unterricht vermitteln und wie strukturiert das Wissen über horizontale Ordnungen Ihren Unterricht?

      2 Vergleichen Sie die beiden Ausschnitte aus den Chemielehrwerken (Abbildung 1.7 und Abbildung 1.8). Welche Unterschiede können Sie ausmachen? An wen richten sich die Texte? Notieren Sie in Stichpunkten.

      3 Überlegen Sie, wie sich das Problem lösen lässt, dass Sie als Lehrperson unter Umständen wenig über das Fach wissen, dass Ihre Lerner als Expertise mitbringen. Notieren Sie, was Sie sich an Wissen über das Fach und dessen Fachsprache aneignen wollen, ehe Sie mit dem Unterricht beginnen.

      4 Überlegen Sie, woran Sie bei Abbildung 1.11 festmachen können, um welche Textsorte es sich handelt. Benennen Sie textexterne und textinterne Kriterien, anhand derer Sie die Textsorte erkennen.

      5 Was gilt es bei fachsprachlichem Fremdsprachenunterricht in Bezug auf die Kriterien Horizontale Gliederung, Vertikale Schichtung und Fachtextsorten zu beachten? Fassen Sie zusammen, was Sie in dieser Lerneinheit dazu gelernt haben.

      1.3 Genre und Funktion in der fachsprachlichen Kommunikation

      Sandra Drumm

      Wie wir in der Lerneinheit 1.2 gesehen haben, ist das Hauptkriterium zur Klassifikation von Fachsprachen der Inhalt der Kommunikation (vergleiche Hoffmann 1985: 47). Je nachdem, welcher fachliche Gegenstand verhandelt wird, ändert sich die Fachsprache. Dabei verfügt jede der Subsprachen über einen eigenen Stil, wobei sich die Stile verschiedener Sub- beziehungsweise Fachsprachen ähneln können. Besonders die funktionalen Eigenschaften der Fachsprachen sind es, die deren Gestalt und Ausdrucksweisen bestimmen. In dieser Lerneinheit wollen wir uns deshalb mit den Funktionen von Fachsprachen eingehender befassen. Dabei steht besonders im Vordergrund, wie sich Funktion und Sprache gegenseitig beeinflussen. Außerdem sollen aus den unterschiedlichen Funktionen verschiedene Genres von Fachsprachen abgeleitet werden, die für Unterrichtszusammenhänge bedeutsam sein können.

      Lernziele

      In dieser Lerneinheit möchten wir erreichen, dass Sie

       unterschiedliche Funktionen fachsprachlicher Kommunikation kennenlernen;

       sprachliche Mittel zur Verwirklichung dieser Kommunikationsfunktionen kennenlernen;

       die Funktion fachsprachliche Genres kennen und diese unterscheiden können;

       die Bedeutung der Funktion für Fachsprachenunterricht kennen und nutzbar machen können.

      1.3.1 Funktionen

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