Berufs-, Fach- und Wissenschaftssprachen. Группа авторов

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Berufs-, Fach- und Wissenschaftssprachen - Группа авторов Kompendium DaF/DaZ

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des Fachwortschatzes

      Nachdem wir uns mit den unterschiedlichen Arten der Fachwörter befasst haben, beschäftigen wir uns in den folgenden Abschnitten mit den strukturellen Charakteristika der Fachwörter: Welchen Wortarten gehören sie an? Aus welchen Sprachen sind sie abgeleitet? Und welche morphologischen Eigenschaften haben sie?

      Wortarten

      Wie der obige Buchtitel Der Ansatz von Rückstellungen nach HGB und IFRS im Vergleich. Regelungsschärfe, Zweckadäquanz sowie Eignung für die Steuerbilanz zeigt, scheinen fachsprachliche Texte oft im Verhältnis zu den anderen Wortarten mehr Substantive zu enthalten als Texte anderer Gattungen. Wie kommt es dazu? Hierfür sind wohl mehrere Faktoren verantwortlich: Einerseits entwickeln sich in Fachsprachen viele Substantivkomposita (Regelungsschärfe, Zweckadäquanz, Steuerbilanz), da dadurch Begriffe mit einer präzisen und differenzierten Bedeutung gebildet werden können, die sich gut als Fachbegriffe eignen. Außerdem werden in fachsprachlichen Texten häufig Funktionsverbgefüge verwendet, das heißt Substantiv-Verb-Kombinationen (siehe auch Lerneinheit 2.2.), die etwas bezeichnen, das in der Alltagssprache durch ein einzelnes Verb ausgedrückt wird. Dazu zählt beispielsweise zum Ausdruck bringen für ,ausdrücken‘, eine Entscheidung fällen statt ,entscheiden‘ oder Anwendung finden für ,angewendet werden‘.

      Des Weiteren werden in Fachsprachen häufig Wörter anderer Wortarten substantiviert, beispielsweise Verben (das Brennen, das Drehen), Adjektive (das Grün), Partizipien (die Unbekannte) oder auch Zahlen (die Eins).

      Nicht alle Fachbegriffe sind jedoch Substantive, der Fachwortschatz enthält auch andere Wortarten: Adjektive werden beispielsweise häufig als Attribute verwendet, um die Bedeutung eines Fachbegriffs zu präzisieren (degenerative Gelenkerkrankung, rheumatoide Arthritis, konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit). In solchen Adjektiv-Substantivverbindungen erfüllen Adjektive eine ähnlich spezifizierende Funktion wie die Erstglieder von Komposita (zum Beispiel Jugendarbeitslosigkeit, hier wird die Art der Arbeitslosigkeit durch das Erstglied Jugend näher spezifiziert), das heißt, sie schränken den Bedeutungsumfang des Substantivs ein.

      In vielen Disziplinen tragen die fachsprachlichen Substantive und Adjektive die Hauptinformation und Verben spielen eher eine unbedeutende Rolle (Buhlmann & Fearns 2000: 19). Der Grund für die Dominanz der Substantive und Adjektive liegt darin, dass sie mit der fachlichen Tätigkeit verbundene Gegenstände, Prozesse und Erscheinungen benennen beziehungsweise deren Eigenschaften charakterisieren. Es wird angenommen, dass Substantive und Adjektive ca. 50 bis 60 % des Wortschatzes ausmachen, während Verben, mit denen vorwiegend Vorgänge sowie Tätigkeiten und deren Ergebnisse ausgedrückt werden, ca. 10 bis 15 % des Wortschatzes abdecken.

      In fertigungstechnischen Fachsprachen zeigen sich jedoch relativ viele fachspezifische Verben, mit denen die unterschiedlichen Fertigungsverfahren bezeichnet werden (walzen, stangpressen, honen, clinchen), oder auch bei der Kochterminologie, in der unterschiedliche Zubereitungsarten (aprikotieren, bardieren, montieren, spicken) durch Fachverben exakt beschrieben werden.

      Der Fachwortschatz setzt sich größtenteils aus Wörtern der offenen Wortklassen (Substantiv, Adjektiv und Verb) zusammen. In den geschlossenen Wortklassen (zum Beispiel Präpositionen oder Konjunktionen) sind Fachtermini seltener zu finden.

      Wortherkunft

      Häufig werden Fachbegriffe aus anderen Sprachen importiert, vor allem aus dem Griechischen und Lateinischen, in neuerer Zeit vermehrt aus dem Englischen. Die medizinische Fachsprache enthält beispielsweise sehr viele lateinische und griechische Wortelemente. Daher müssen im Studium der Medizin oder Pharmazie Kurse in medizinischer beziehungsweise pharmazeutischer Terminologie absolviert werden, in denen die lateinischen und griechischstämmigen Fachtermini vermittelt werden.

      Unterscheiden kann man bei entlehnten Fachbegriffen zwischen Entlehnungen im engeren Sinne, bei denen das ganze Wort übernommen wird (Eponym, a priori, Software), und Lehnübersetzungen, in denen die einzelnen Komponenten komplexer Wörter übersetzt werden (Datenverarbeitung von data processing, saurer Regen von acid rain).

      In manchen Fachsprachen sind viele Fachbegriffe aus Eigennamen (Eponymen) abgeleitet. Dazu zählen in der Fachsprache der Physik Namen physikalischer Einheiten, wie beispielsweise Ampere, die Maßeinheit der elektrischen Stromstärke (nach André-Marie Ampère) oder die Temperaturskalen Grad Celsius (nach Anders Celsius) beziehungsweise Grad Fahrenheit (nach Gabriel Daniel Fahrenheit). In der medizinischen Fachsprache werden Krankheiten oder Ursachen für Krankheiten häufig nach ihren Entdeckern benannt, beispielsweise Morbus Basedow (nach Karl Adolf von Basedow) oder Alzheimer-Demenz (nach Alois Alzheimer). Teilweise fungieren auch die ersten beziehungsweise bekanntesten Patienten als Namensgeber, zum Beispiel Lou Gehrig für das Lou-Gehrig-Syndrom (amyotrophe Lateralsklerose) oder John Hagemann für den Hagemann-Faktor, einen Blutgerinnungsfaktor.

      Für die Übernahme des Sprachmaterials aus fremden Sprachen spricht nach Reinhardt (1975: 53) ihre Internationalität, ihre semantische Unbelastetheit und ihre ausgeprägte Wortbildungsfähigkeit: Fremdwörter sind oft kürzer und leichter abzuleiten beziehungsweise zusammenzusetzen als morphologisch komplexe deutsche Bezeichnungen.

      Ein weiterer Vorteil von Fremdwörtern besteht darin, dass die Fachausdrücke oft international verstanden werden. Wenn ein Krankheitsbild in der Kardiologie auf Deutsch Sinustachykardie und auf Portugiesisch Taquicardia sinusal heißt, erleichtert das die Kommunikation zwischen Ärzten, die unterschiedliche Sprachen sprechen.

      Neben Fremd- und Lehnwörtern lässt sich der Fachwortschatz auch durch Metaphernbildung erweitern. Das heißt, ein Wort der Gemeinsprache wird – aufgrund optischer oder sonstiger Charakteristika – in einer anderen Bedeutung in der Fachsprache verwendet. Beispielsweise bezeichnet Frosch in der Fachsprache des Bergbaus eine bestimmte Grubenlampe, im Vermessungswesen eine Unterlage, die bei der Höhenmessung verwendet wird, und in der Fachsprache der Musik das Spannelement beim Bogen von Streichinstrumenten. Ähnlich verhält es sich mit Herd, der in der Medizin eine lokale Veränderung mit Fernwirkung bezeichnet, und in der Metallurgie eine Platte, mit der Erze und nicht verwertbare Gesteine voneinander getrennt werden können.

      Der größte Teil des Fachwortschatzes entsteht allerdings nicht durch Entlehnung, Lehnübersetzung, metaphorische Verwendung oder Terminologisierung, sondern durch Wortbildungsprozesse, das heißt, durch Kombination grammatikalischer und lexikalischer Morpheme zu einem neuen Wort.

      Die Neubildung von Wörtern mittels verschiedener Wortbildungsverfahren ist maßgeblich durch das Streben nach Sprachökonomie motiviert, um eine schnelle und präzise Kommunikation unter Experten über fachliche Inhalte, beispielsweise über bestimmte Gegenstände, Prozesse, Theorien oder Sachverhalte zu ermöglichen. Solche sprachökonomischen Ausdrücke sind für die Kommunikationsteilnehmer meist leichter zu produzieren und zu verstehen als längere komplexere Strukturen. Beispielsweise kann durch eine Adjektiv-Substantivverbindung wie konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit ein Sachverhalt relativ kurz benannt werden, den man andernfalls mit einer Nebensatzkonstruktion ausdrücken müsste.

      Wortbildung

      Viele Fachbegriffe sind morphologisch komplex. Typisch für den Fachwortschatz sind vor allem Komposita, Derivationen, Konversionen und Abkürzungen beziehungsweise Kurzwörter. Die Fachsprache bedient sich der gleichen Wortbildungsmuster wie die Alltagssprache, aber der Prozentsatz morphologischer komplexer Wörter ist in fachsprachlichen Kontexten im Allgemeinen höher als in alltagssprachlichen Situationen.

      Ein sehr beliebtes Wortbildungsmittel

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