Sittes Welt. Группа авторов

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Sittes Welt - Группа авторов

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      Erika Mielisch

      Andreas Montag

      Solveig Nestler

      Katrin Neugebauer

      Cornelia Nowak

      Prof. Dr. Olaf Peters

      Matthias Rataiczyk

      Prof. Ulrich Reimkasten

      Dr. Bernd Röder

      Sarah Rohrberg

      Susanne Salamah

      Dr. Jan Scheunemann

      Dr. Björn Schmalz

      Daniel Schütz

      Ingrid Sitte

      Katia Sitte

      Christoph Tannert

      Karin Thomas

      Dr. Angelika Weißbach

      Vorwort

      Sittes Welt – so kurz, doch nicht minder sprechend lautet der Titel der ersten Retrospektive über das Gesamtwerk Willi Sittes seit der Wiedervereinigung beider ehemals getrennter deutschen Staaten. Ausstellung und Katalog eröffnen dem Publikum das erste Mal seit mehr als 30 Jahren die Möglichkeit, sich ausführlich wieder mit dem Schaffen eines der bekanntesten Künstler aus der ehemaligen DDR vertraut zu machen – wieder, weil es dazu in den vergangenen Jahrzehnten selten die Gelegenheit gab. Keines der größeren Museen in Ost wie West wagte sich an das Werk des umstrittenen Künstlers heran. Zu komplex wirkte Sittes Welt, zu wenig erforscht seine Entwicklung über vier Jahrzehnte zwischen 1945 und 1989, zu unklar seine tatsächliche Rolle im Kunst- und Kultursystem der DDR, zu unklar das Gewicht des Kulturpolitikers neben dem des Künstlers. Während seine Leipziger Kollegen Heisig, Mattheuer und Tübke in den zurückliegenden Jahren große Einzelausstellungen erhalten und ihre Œuvres und Viten eine wissenschaftliche Erforschung erfahren haben, blieb dies für das Leben und Werk Willi Sittes bis heute aus. Zu heftig waren die aus nachvollziehbaren Gründen oft sehr emotional geführten Debatten in den 1990er Jahren, die in den Ereignissen um die abgesagte Ausstellung zum 80. Geburtstag 2001 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg kulminierten. Zwar fand damals stattdessen eine wissenschaftliche Tagung statt, jedoch drehte sich diese in erster Linie um die Frage der Verflechtung Sittes mit der Politik des DDR-Staats. Sein künstlerisches Werk jenseits seines Status als Quellenbeleg und zeithistorisches Dokument blieb bis heute weitestgehend unerforscht. Selbst 2021, dem Jahr des 100. Geburtstags des Künstlers, findet außer Sittes Welt – leider – keine weitere museale Auseinandersetzung mit seinem Schaffen statt.

      Warum, wenn es eine solche Ignoranz seitens der deutschen Museen gibt hinsichtlich des Œuvres Willi Sittes, dann eine große Retrospektive im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)? Als ich 2014 die Leitung des Museums übernahm und nach meinen Zielen und Vorstellungen zur Entwicklung des Museums befragt wurde, antwortete ich, dass ich das Haus einerseits öffnen und andererseits stärker überregional verorten möchte, mit großen Ausstellungsprojekten, die sich dem Kernprofil des Museums, der Kunst des 20. Jahrhunderts, mit nationalem und internationalem Anspruch widmen – und nannte in diesem Zusammenhang auch den Namen Willi Sitte. Diesen Anspruch haben wir in den zurückliegenden Jahren mit Präsentationen zur französischen Kunst der Moderne, einer großen Gustav-Klimt-Schau oder einer umfassenden Rekonstruktion der 1937 verlorenen ersten Moderne-Sammlung des Museums und zuletzt mit der ersten Retrospektive zum fotokünstlerischen Werk Karl Lagerfelds mit viel Erfolg eingelöst. Parallel zu diesen Großprojekten liefen seit 2018 die Vorbereitungen zu Sittes Welt.

      Fünf Jahre vor dem 100. Geburtstag überlegte ich bei meinem ersten Besuch bei Ingrid Sitte, das Jubiläum zum Anlass zu nehmen, das einzulösen, wozu ich mich und mein Haus verpflichtet sehe: in der Stadt, in der Willi Sitte 66 seiner 92 Lebensjahre gelebt und gewirkt hat, in deren Kunstmuseum er 1971 und 1981 zwei große Retrospektiven erhalten hat und das die wohl umfassendste und repräsentativste museale Sammlung seiner Gemälde besitzt, eine erste sachliche, objektive und auf geprüften und verantwortungsvoll recherchierten Fakten basierende Neubewertung seines Schaffens zur Diskussion zu stellen. War Willi Sitte bis 1989 einer der am meisten präsentierten und vom DDR-Staats- und Kunstsystem profitierenden Künstler gewesen, so verkehrte sich das 1990 in das absolute Gegenteil – seine Werke wanderten in die Depots, Ausstellungen fanden zum 80. und 90. Geburtstag in keinem deutschen Kunstmuseum statt. Betrachtet man die in Auktionen erzielten Zuschlagspreise, stehen diese momentan in keinem adäquaten Verhältnis zum künstlerischen und kunsthistorischen Wert der Werke. Das Schlimmste, was einem Œuvre geschehen kann, ist dessen Ignoriertwerden und wissenschaftliche Quasi-Nichtexistenz.

      Dies zu ändern, war mir Motivation und Ermutigung, mich, unterstützt durch die drei Kunsthistoriker und ausgewiesenen Experten für dieses Thema, Eckhart J. Gillen, Paul Kaiser und Dorit Litt, in dieses Abenteuer zu stürzen. Allen dreien bin ich für ihre kollegiale, das Projekt stets vorantreibende kuratorische Mitarbeit sowie für ihre fundierten Beiträge für den vorliegenden Katalog zu tiefstem Dank verpflichtet. Einen besonderen Dank möchte ich darüber hinaus Paul Kaiser aussprechen, der sich gemeinsam mit mir mehr als im zu erwartenden Maß mit immensem Forscherdrang in dieses Wissenschaftsabenteuer begeben hat – dies zudem unter erschwerten pandemiebedingten Gegebenheiten, die unsere Arbeit etwa die Hälfte der Gesamtzeit beeinträchtigten. Trotz dessen gibt es viele neue Forschungsergebnisse, Erkenntnisse und Sichtweisen auf Sittes Welt, die mit diesem Buch gebündelt vorgelegt werden, mit dem Ziel, einen wissenschaftlichen Diskurs und einen neuen Zugang zu ermöglichen.

      Der Familie Willi Sittes, zuvörderst seiner Witwe Ingrid sowie der Tochter Sarah und dem Enkel Johannes, möchte ich für ihre von Beginn an offene, wohlwollende, neugierige und meine Arbeit stets unterstützende Begleitung des Projektes danken. Nach allem seit der Wiedervereinigung Erlebten war dies nur mit viel Vertrauen möglich. Dass sie mir diesen Vertrauensvorschuss gaben, weiß ich in hohem Maß zu würdigen.

      Im Ergebnis ermöglicht die Ausstellung das erste Mal seit 1986 eine umfassende Wiederbegegnung mit den Originalen von den Anfangsjahren um 1940 bis in die frühen 2000er Jahre. Mehr als 250 Werke, darunter einige, die seit gut einem halben Jahrhundert nicht mehr, andere, die noch nie zu sehen waren, geben erstmals wieder einen nahezu vollständigen Einblick in Sittes Welt. Ich bin überzeugt, dass es für jeden Besucher der Ausstellung sowie Leser dieses Buches Entdeckungen zu machen und Neues zu erfahren gibt, denn – so meine Grundüberzeugung aus der langen Arbeit an diesem Projekt – kaum einer hat heute noch eine Vorstellung von Sittes Welt in toto, sondern stets ist es nur ein Teil, der noch im Bewusstsein verankert ist. Doch weder der etablierte Künstler der 1970er und 1980er Jahre steht repräsentativ für Sittes Welt noch der in den 1950er bis 1960er Jahren als „Formalist“ oder „Modernist“ gescholtene. Wie immer hat auch diese Medaille zwei Seiten. Ich danke daher allen privaten wie öffentlichen Leihgebern für die Bereitstellung ihrer Werke. Nur mit Hilfe ihrer Unterstützung wurde es möglich, diesen außergewöhnlichen Parcours eröffnen und einen breiten Einblick in die künstlerische Entwicklung Willi Sittes geben zu können.

      Dem Corpus der so vielzählig zusammengetragenen Werke galt es, in den szenografisch immer wieder eine Herausforderung darstellenden Räumlichkeiten der Moritzburg einen würdigen Auftritt zu verschaffen. Mein herzlicher Dank gilt Hansjörg Hartung, der auch bei diesem Projekt erneut sehr sensibel die Besonderheiten einer Inszenierung speziell der Sitte’schen Werke verstanden und in unsere sehr individuellen Räume eingepasst hat. Selbst den mit dem Museum seit langem vertrauten Besuchern werden die neu geschaffenen Räume eine neue, eben Sittes Welt eröffnen.

      Das,

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