Gesammelte Werke. Sinclair Lewis

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Gesammelte Werke - Sinclair Lewis

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Inhaltsverzeichnis

      1

      »Wenn ich mich so nach Beschäftigung umsehe, zeige ich damit nicht, daß ich nicht genug an Will denke? Denke ich genug an seine Arbeit? Ich werd' es tun. Oh, ich werd' es tun. Wenn ich nicht zur Stadt gehören kann, wenn ich eine Ausgestoßene sein muß –!«

      Als Kennicott heimkam, sagte sie schnell: »Will, du mußt mir viel mehr von deinen Fällen erzählen. Ich möchte wissen. Ich möchte verstehen.«

      »Freilich. Selbstverständlich.«

      Und er ging hinunter, die Heizung in Ordnung zu bringen.

      Beim Abendessen fragte sie: »Was hast du zum Beispiel heute gemacht?«

      »Heute gemacht? Was meinst du?«.

      »Medizinisch. Ich möchte verstehen –«

      »Heute, ach, da war nicht viel los: ein paar Idioten mit Bauchweh, ein verstauchtes Handgelenk und ein blödes Weib, das glaubt, sie muß sich umbringen, weil ihr Mann sie nicht gern hat, und – lauter Handwerkssachen.«

      »Aber die unglückliche Frau sieht nicht nach Handwerk aus!«

      »Die? Nichts weiter als Nervensache. Man kann mit den Ehegeschichten nicht viel anfangen.«

      »Aber, Lieber, bitte, willst du mir den nächsten Fall erzählen, den du für interessant hältst?«

      »Freilich. Selbstverständlich. Ich werd' dir von etwas erzählen, was – Hör' mal, der Lachs ist recht gut. Hast du den von Howland?«

      2

      Vier Tage nach dem Debacle in der Lustigen Siebzehn machte Vida Sherwin einen Besuch und zertrümmerte ganz nebenbei Carolas Welt.

      »Darf ich hereinkommen und ein bißchen plaudern?« fragte sie so voll strahlender Unschuld, daß Carola ein unbehagliches Gefühl überkam. Vida entledigte sich mit einem Ruck ihres Pelzes, sie setzte sich, als handle es sich um eine gymnastische Übung, sie legte los:

      »Dieses Wetter bekommt mir geradezu fürchterlich gut. Raymond Wutherspoon sagt, wenn er meine Energie hätte, wär' er schon längst ein berühmter Opernsänger. Ich glaub' immer, unser Klima hier ist das beste auf der Welt, meine Freunde sind die liebsten Leute auf der Welt, und meine Arbeit ist das wichtigste auf der Welt. Wahrscheinlich halt' ich mich selber zum Narren. Aber eines weiß ich sicher: Sie sind der mutigste kleine Dummkopf auf der Welt.«

      »Sie scheinen mich ja bei lebendigem Leib schinden zu wollen?« Carola nahm es von der komischen Seite.

      »So? Vielleicht. Ich wollte wissen – ich bin überzeugt, der Dritte beim Streit ist oft der, den man am meisten tadeln muß. Derjenige, der zwischen A und B hin- und herläuft und zu seinem eigenen Vergnügen jedem erzählt, was der andere gesagt hat. Aber ich brauch' Sie zur Belebung von Gopher Prairie, und deshalb – So eine ganz einzigartige Gelegenheit – Bin ich albern?«

      »Ich weiß, was Sie meinen. Ich war zu heftig bei der Lustigen Siebzehn.«

      »Es handelt sich nicht darum. Wirklich, ich bin froh, daß Sie den Weibern ein paar heilsame Wahrheiten über Dienstboten gesagt haben – obwohl Sie vielleicht ein ganz klein wenig taktlos waren. Es handelt sich um etwas Wichtigeres. Ich weiß nicht, ob Sie begreifen, daß jeder Neue in einer abgeschlossenen Gesellschaft, wie hier, geprüft wird. Man ist herzlich, beobachtet ihn aber ununterbrochen. Ich weiß noch, wie man einer Lateinlehrerin, die von Wellesley hergekommen ist, übelgenommen hat, daß sie das A offen spricht. Man war überzeugt, daß das affektiert war. Natürlich hat man Sie beredet –«

      »Hat man viel über mich gesprochen?«

      »Meine Liebe!«

      »Ich habe immer ein Gefühl, als ob ich in einer Wolke herumginge, aus der ich zu den anderen hinausschaue, aber selbst nicht gesehen werde. Ich komme mir so unansehnlich und so gewöhnlich vor – so gewöhnlich, daß es nichts an mir zu bereden gibt. Ich kann nicht begreifen, daß Herr und Frau Hydock über mich klatschen müssen.« Carola unterdrückte eine Anwandlung von Ekel. »Und ich mag es auch nicht. Es schaudert mir, wenn ich daran denken soll, daß diese Leute über alles, was ich tue und sage, reden. Mich betappen! Es ist mir widerwärtig. Ich hasse –«

      »Warten Sie, Kind! Vielleicht ist den anderen manches an Ihnen widerwärtig. Ich möchte, daß Sie versuchen, objektiv zu sein. Jeder, der neu herkommt, würde betappt werden. Haben Sie das im College nicht auch mit Neuen gemacht?«

      »Ja.«

      »Na also! Wollen Sie objektiv sein? Ich mache Ihnen ein Kompliment und nehme an, daß Sie's können. Ich möchte, daß Sie stark genug sind und mir dabei helfen können, diese Stadt zeitgemäß umzugestalten.«

      »Ich werde so objektiv sein wie ein Stück Holz. Was sagt man von mir? Wirklich. Ich möchte es wissen.«

      »Natürlich nehmen die Ungebildeten es übel, daß Ihre Beziehungen noch über Minneapolis hinausreichen. Die Leute sind so argwöhnisch. Das ist es. Argwöhnisch. Und ein paar meinen, Sie ziehen sich zu gut an.«

      »So, meinen sie das. So! Soll ich im Sack herumlaufen, denen zu Gefallen?«

      »Bitte! Wollen Sie sich wie ein Baby benehmen?«

      »Ich will brav sein«, sagte sie trotzig.

      »Das müssen Sie auch, oder ich erzähl' Ihnen überhaupt nichts. Eines muß Ihnen klar sein: ich verlang' nicht, daß Sie sich ändern, ich will nur, daß Sie wissen, was die Leute denken. Das müssen Sie, und wenn die Vorurteile dieser Menschen noch so lächerlich sein sollten, wenn Sie sie dirigieren wollen. Haben Sie den Ehrgeiz, die Stadt besser zu machen oder nicht?«

      »Ich weiß nicht, ob ich ihn hab' oder nicht!«

      »Wieso – warum – aber, aber Unsinn, natürlich haben Sie ihn! Ich brauche Sie. Sie sind eine geborene Reformatorin.«

      »Das bin ich nicht – nicht mehr!«

      »Natürlich sind Sie's.«

      »Oh, wenn ich wirklich helfen könnte – So, man hält mich also für affektiert?«

      »Mein Lämmchen, das tut man. Nein, sagen Sie nicht, daß das unverschämt ist. Schließlich ist der Maßstab von Gopher Prairie für Gopher Prairie ebenso vernünftig, wie für Chicago der von Chicago. Und es gibt mehr Gopher Prairies als Chicagos. Oder Londons. Und – Also, ich will Ihnen das Ganze sagen: man glaubt, daß Sie nichts anderes als Eindruck schinden wollen, wenn Sie ein anständiges Englisch reden. Man glaubt, Sie sind zu leichtsinnig. Das Leben ist so ernst, daß man sich kein anderes Lachen als Juanitas Schnaufen vorstellen kann. Ethel Villets war überzeugt davon, daß Sie sie begönnert haben, wie –«

      »Nein, das hab' ich nicht!«

      »– Sie davon geredet haben, daß man die Leute zum Lesen bringen soll; und Frau Elder hat gemeint, Sie begönnern sie, wie Sie ihr gesagt haben, sie hätte ›einen so reizenden kleinen Wagen‹. Sie hält ihn für einen riesigen Wagen! Und einige

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