Abgefahren! Im Zug mit Katja Walder. Katja Walder
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Lg. Kriegen wir noch hin. Hdl.
O.K., ich dich auch.
Wie ich Umlaute hasse. Vor allem in schweizerdeutschen Texten. Und davon wimmelts zur Zeit. Sogar Menschen über zwölf schreiben mittlerweile Dialekt-SMS: «Verhandligä erfolgriich abgschlossä». Grmpf. Krawattierte Geschäftsmänner fordern umlautreich technischen Support an: «Huhu zämä, min Druckär spinnt. Chönntädär ächt schnäll verbii choo?» Autsch.
Mich schmerzen diese Ä. Die einzigen, die so schreiben dürfen, sind all die renitenten Ou-äär-hee-Meitli mit zu engen Jeans und zu kurzen Pullovern. Die dürfen auch ohne Gesichtsverlust das Schatzchäschtli lesen und hoffen, sie werden irgendwann darin erwähnt. (Schliesslich hab ich auch ein Teenieleben lang Abend für Abend um neunzehn Uhr Radio Z eingeschaltet, weil ich gehofft habe, der schöne K. würde mich endlich endlich endlich im Wunschkonzert grüssen. Vergeblich. Im Nachhinein habe ich realisiert: Er wusste gar nicht, dass es mich gibt ...)
Item. Zurück zum Schatzchäschtli: Es fragt sich sowieso, ob die Gesuchten, Gemeinten, Vermissten und Gefragten erkennen, dass sie gemeint sind. Und vor allem, ob sie all die Abkürzungen entziffern können. Test gefällig? Lg: Kriegen wir noch hin. Hdl: O.K., ich dich auch. Dbmuw: Da wirds schon schwierig. Was denn nun? «Du bisch miär uu wichtig»? Oder vielleicht doch eher «Du bisch mega unattraktiv, Wiib»?
Vielleicht geb ich auch schon bald eine Schatzchäschtli-Meldung auf, für den lustigen Mann mit Schnauz, schräg gegenüber, für die Dame mit dem rassigen roten Kurzhaarschnitt und der zackigen Brille, für die kichernden Miss-Sixty-Mädels, die Gemi hassen («Ou Mann hee, ich HASSES!!») und alle anderen S 8-Kollegen. Inhalt der Nachricht? Csbwmasmidnwsm. Na? Morgen wird aufgelöst.
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Wer hatte eine Affäre mit Grosi Rosi?
Csbwmasmidnwsm. Meine Message an euch war deutlich! Dummerweise hat sie nur eine Minderheit von euch verstanden. Aber das haben diese Abkürzungen so an sich. Ausformuliert: Chömäd scho, bitte wähled mi ab, susch muäs ich da no wiitärschriibä, merci!
Dann halt.
Kennt irgendjemand Zug-Lausch-Googlen? Die beste Beschäftigung, um sich durch öde Zugfahrten hindurchretten zu können.
Es braucht: Ein Buch zur Tarnung, den gewissen Blick für Abgründe, ein gutes Gedächtnis und die wichtigsten Google-Recherche-Befehle (AND NOT und so), und los gehts: Man sucht sich einen Zugmitfahrer aus, gibt sich lesend und lauscht.
Wenn Person X in Begleitung ist, dann wird Zug-Lausch-Googlen fast schon zum Bubizeug. Grösser ist die Herausforderung, wenn Person X telefoniert. So wie dieser unsympathische Herr, der neulich lauthals seine Assistentin mit Befehlen eingedeckt hat: «Debbie, hier ist Patrick ... du gehst jetzt in mein Postfach. Passwort G-R-O-S-I-R-O-S-I. Genau. Und dort findest du das Mail von Konstantin Kessler. Richtig, er hat sein Honorar noch nicht bekommen. Löse bitte diese Zahlung aus. Neinneinnein, ein Drittel davon reicht. Ich war sowieso nicht zufrieden mit ... NEIN, Debbie, bitte mische dich nicht ein. Kümmere du dich lieber um deine eigenen Angelegenheiten. Ist mit Richi wieder alles o.k.?»
Wow! Was für eine Ausbeute! Patrick ... Debbie ... Konstantin Kessler ... Richi ... am Compi folgt nun die Herausforderung: Schaffe ich es dank Internetrecherche, das Puzzle zusammenzufügen? Wie sieht Debbie aus? Welche Arbeit könnte Herr Kessler verpfuscht haben? Und: Hatte Richi eine Affäre mit Grosi Rosi?!
visavis #84
visavis #45
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Theorien über die Schatzchäschtli-Liebe
«Also du, wir lesen uns», sagt sie kurz vor Dietlikon zum kleinen Mann im schwarzen Jacket. Er lacht verlegen. Drei steife Küsschen folgen, links-rechts-links. Und nun sagt sie den entlarvenden Satz: «Bis irgendwann wiedermal, oder so ...» Spannend! Was hat sich da zuvor abgespielt?
Theorie 1: Die beiden haben sich via Schatzchäschtli kennengelernt. Möglicher Text: «Hey du, langi schwarzi Haar, ha di geschter xeh i dä S 8, dis Lächlä hätt mär d’Heifahrt versüesst! Morn widär um di gliich Ziit, gliichä Wagä?» Sie hat angebissen. Ein verlegenes «Hallo, wie gahts, wer bisch, was machsch»-Smalltalk und beschnuppern, bis Dietlikon.
Theorie 2: Die beiden arbeiten in einer Grossbank, er im Controlling, sie im Kundenkontakt. Per Mail sind sie ins Flirten gekommen. Ohne zu wissen, wer hinter den Buchstaben steckt. Bis heute. Da haben sie den Schritt gewagt. «Wie wärs mit einem Feierabend-Drink?» hat sie geschrieben. Und er hat nervös und aufgekratzt zugesagt. Dass beide mit der S 8 nach Hause müssen, war Zufall.
Vielleicht trifft aber auch Theorie 3 zu: Die beiden haben sich beim Chatten kennengelernt. Er als Gigolo81, sie als SweetGirl. Mit dem verbalen Schlagabtausch kam das Kribbeln, entwickelten sich Gefühle und die Sehnsucht, sich endlich zu treffen. Vorsichtig wie man ist, erstmal nur zu einem Drink, das hat die beste Freundin dem SweetGirl so geraten: «Dann bist du ihn schnell wieder los!» Dass er auch in die S 8 musste, war Pech. Welche Theorie stimmt, werden wir nie erfahren. Denn «bis irgendwann wiedermal, oder so» klingt gar nicht gut.
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Kriegserklärung an Effretikon
Raus aus Effretikon! Ich brauche Luftveränderung.
«Aber hier bist du doch aufgewachsen, Maus», sagt Mutter mit leidendem Unterton. «Und Effretikon hat doch so viel zu bieten».
Aha? Stimmt: 2528 Hektaren Fläche. Davon 52 % Landwirtschaft, 29 % Wald und 0 % Action. Darum bin ich auf Wohnungssuche.
«Flieh aus der Agglo!», raten mir liebe Menschen. «Solange du noch nicht mit Köter, Kombi und Kindern für immer dort festsitzt!»
Winterthur wär ganz schön. Aber in Winterthur sind die Wohnungen rar. Ausser man begeistert sich fürs ländliche Winterthur-Hegi. Hegi – Effi – das ist dann auch wieder einerlei. In Zürich-City hingegen sind Wohnungen nur teuer. Was bleibt? Oerlikon!
Von Oerlikon kenne ich den toten Winkel unter der Treppe im Einkaufszentrum Neumarkt. Dort habe ich mir zu Gymi-Zeiten mit meiner Freundin Franziska keksemampfend ganze Nachmittage um die Ohren geschlagen. Bis die Securitas-Leute uns jeweils weggescheucht haben.
Und sonst?
Die Kioskfrau am Sternen Oerlikon, die seit fünfzehn Jahren denselben Satz sagt: Dankene, adje dankene. Und Oerlikon hat eine freie Wohnung, die ich