Abgefahren! Im Zug mit Katja Walder. Katja Walder

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Abgefahren! Im Zug mit Katja Walder - Katja Walder

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sagt er, als wir in der S 8 im gleichen Abteil sitzen, und schüttelt den Kopf. «Weisch, die eint hätt so vill Rächtschriibfähler gmacht i ihrem Brief ... das isch nüt.»

      Ich nicke verständnisvoll.

      «Und die ander, die isch mir eifach z’rund.»

      Ich ziehe den Bauch ein.

      «Und die vo Züri ...»

      «Michelle?», frage ich.

      «Nei, di ander, d’Chantal, die redt so vill!»

      Hans leidet, das merke ich ihm an. Und da sagt er es selber: «Das isch en Seich mit dene Fraue.»

       Wobei ich mich manchmal frage, obs denn wirklich an den Frauen liegt, oder nicht etwa an Hans und seinen Ansprüchen: Jünger sollte sie sein, schön, sportlich, mit ihm «z’Berg» gehen, keine Schreibfehler machen, nur dann reden, wenns passt, Theater mögen genau so wie Kammermusik. Und sie sollte bei ihm einziehen wollen. Irgendwann.

      «Aber scho nonig jetzt!»

      Wenn Hans aber mal Lunte riecht, dann wird er zum Schlitzohr. Wie bei Silvie. Als sie Geburtstag hatte neulich, hat er ihr Blumen vorbeigebracht.

      «Ich has eigentlich wele in Milchchaschte legge», gibt er zu. «Das i nöd mues rede!»

      Aber?

      «Aber dänn hani so dringend ufs Hüüsli müesse, dasi halt doch glüütet han.»

      75 Prozent der «Blick am Abend»-Leser wollen

      mehr von Katja Walder

      Ein Hoch auf meine Schüchternheit

      Rote Sneakers, gestreiftes Shirt, schönbeinig und mit verwegener Frisur betritt er das Abteil schräg gegenüber. «Ho-hoooi», möchte ich mit Augenaufschlag flöten. Und schaue stattdessen scheu zur Seite.

      Kurz schau ich hin. Er schaut weg.

      Er schaut hin. Und ich wieder weg.

      Erfolgloses Zug-Flirten in Reinkultur. Mein Hirn dreht im Leerlauf. Wie könnte ich bloss mit ihm ins Gespräch kommen?

       Und plötzlich passiert es: Er steht auf (ich schaue verkrampft aus dem Fenster), kommt auf mich zu (ich sehs aus den Augenwinkeln!) und geht (Laden runter) an mir vorbei zur schönen Blondine im Abteil neben mir.

      «Du kommst mir bekannt vor», begrüsst er sie strahlend. «Du bist doch Susanne!»

      Sie nickt. Ich schmolle.

      «Ich bins, Sasha, der Kolleg von Pascal.»

      Und schon sitzt er bei ihr. Und mir bleibt nichts anderes, als die beiden zu belauschen und mir vorzustellen, ich wäre sie.

      Bald weiss ich: Er wohnt in Luzern, findet Linux blöd, traut Frauen keine Computerkenntnisse zu («Im Chatten sind sie super, aber ein Word-Dokument abspeichern können sie nicht ...»), hat Apollo 440 als Klingelton (Ain’t talking ’bout dub), raucht selbstgedrehte Zigaretten, trifft sich heute Abend um halb sechs mit einem Freund am Bahnhof Luzern, nimmt eventuell noch einige Couch-Surfer mit, die grad bei ihm übernachten, geht am Streetparade-Wochenende ins Roh­stofflager («Da muss man einfach hin, aber sonst find ich dieses WummWumm blöd.») und – auch das ist nach diesen fünfzehn Minuten Zug-Lauschen klar – er redet viel. Zu viel. Und am liebsten über sich selber.

      Ein Hoch auf meine Schüchternheit!

      90 Prozent der «Blick am Abend»-Leser wollen mehr von Katja Walder

      Post von Hans Kaspar, dem Freundlichen

      Einstecken. Einloggen. Lossurfen. Und schon wird die S 8 zum Büro.

      «Liebe Kolumne-Redaktion», steht da in einem weitergeleiteten Mail aus der «Blick am Abend»-Redaktion. Geschrie­ben von Leser Hans Kaspar S.

      Dieses Mail richtet sich also an jene Menschen, die mich vor vier Wochen als Leser-Kolumnistin ausgewählt haben.

      Weiter steht Erstaunliches: «Dass Katja Walders Kolumnen ein Hit sind, habt ihr ja sicher auch schon festgestellt.»

      Ein leichtes Kribbeln steigt mir den Hals hoch. Schlucken. Weiter.

      «Ich denke, Ihr solltet der Frau sofort einen Vertrag geben.»

      Läck. Hans Kaspar! Und ich habe Sie für diese Zeilen nicht mal mit einem Schoggi-Marienkäfer bestochen.

      «Mein Vorschlag, dass ‹Blick am Abend› sie behalten soll, ist natürlich auch ein bisschen egoistisch. Ich würde gern Katja Walder lesen und gelegentlich eine grottenschlechte Kolumne. Solange aber Katja dort schreibt, wird es nie wieder jemand anders geben. Und das wäre ja auch schade. Mit herzlichen Grüssen, Hans Kaspar S.»

      Hans Kaspar, Sie haben recht! Nach vier Wochen räume ich diese Spalte für alle anderen. Aber nicht, ohne mich vorher – Oscar-like – zu bedanken: Beim Selecta-Automaten am Bahnhof Oerlikon («Thank you sooo much, I love your kinderschoggi!»), bei der S 8-Stimme mit dem rrrollenden RRR (du nervst von EffRRRetikon bis WinteRRRthuRRR), bei allen S 8-Fahrern für ihre offenherzigen Gespräche und bei allen lieben Menschen, Pendlern und Freunden des Zug-Lausch-Googlens für ihre SMS-Stimmen. Danke! Und wenn die «Blick-am-Abend»-Chefs auf Hans Kaspar hören, dann lausche ich für euch vielleicht bald weiter ...

      Soll Katja Walder einen Job bei «Blick am Abend» bekommen – KatJA oder KatNEIN? Stimmen Sie ab – per SMS mit KatJA oder KatNEIN.

      99,8 Prozent der «Blick am Abend»-Leser forderten:

      Gebt Leserkolumnistin Katja Walder (Effretikon ZH) regelmässig Platz! Diesem Wunsch kommt die Redaktion gerne nach.

      Ab sofort schreibt die Katja Walder zweimal die Woche für unsere Abendzeitung eine Kolumne (Montag und Donnerstag).

      Thema: Die S 8 und ihre Passagiere. Seien Sie also auf der Hut.

      Katja hört mit!

      Kein Kreuz für Küse – und für Hampe schon gar nicht

      Schallendes Gelächter aus dem vorderen Abteil. Da sitzen: Ein kahlgeschorener Basler mit Playboy-Brille, eine Bernerin mit gebärfreudigem Becken, eine Ostschweizerin mit Bob-Frisur und Pluderrock.

      Die Pluderfrau erzählt. Der Playboybasler und die Becken­bernerin glucksen vor Vergnügen. Beim Speedflirting war sie, und zwar auf dem Bielersee.

      «Alle hatten ein Pseudonym», erzählt die Pluderfrau. «Und der erste, dem ich gegenüber sass, hiess ... drei ... zwei... eins ... CHNOBLI!»

      Die Zuggemeinschaft kreischt.

      «Schnauz, Holzfällerhemd, das ganze Drama.»

      Der Playboybasler schaut wissend über den Brillenrand.

      «Weiter! Weiter!», drängt die Beckenbernerin.

      «Der zweite hiess Küse. Koch. Hat fünf Minuten lang all seine Gerichte aufgezählt.

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