Evangelisch für Dummies. Marco Kranjc

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lehnte den Heiratskandidaten ab. Irgendwann schien es wohl am besten zu sein, dass Luther selbst Katharina heiratete. So gab er einer mittellosen Nonne ein Zuhause. Am 13. Juni 1525 heiratete Martin Luther also Katharina von Bora. Sie wird seine Käthe, seine »Herr« Käthe, die Lutherin. Das Ehepaar wohnte im alten Augustinerkloster, das der Landesherr ihnen zur Verfügung gestellt hatte, und bekam sechs Kinder. Luther war im wirklichen Leben, im schönen und auch mühsamen Alltag, angekommen.

      Melanchthons großer Wurf: Das Augsburger Bekenntnis

      Wieder ein Reichstag: diesmal im Jahr 1530 in Augsburg. Vier Jahre zuvor hatten die Türken bei der Schlacht von Mohacz die Ungarn besiegt, Ende 1529 belagerte Sultan Suleiman Wien (wenn auch erfolglos). Gegen diese Bedrohung brauchte Kaiser Karl V. Einheit im Reich. Für den Reichstag hatte Philipp Melanchthon ein Papier ausgearbeitet, auf dessen Grundlage sich evangelische und katholische Vertreter einigen könnten. Doch hin- und hergerissen zwischen seinem Wunsch nach Einheit und seiner Rolle als Beschützer der katholischen Kirche, entschied Karl sich für Letzteres und eine Einigung kam nicht zustande. Melanchthons Diskussionspapier wurde als »Confessio Augustana / Augsburger Bekenntnis« zur Grundlage des evangelischen Glaubens. (Mehr dazu finden Sie in Kapitel 15.)

      Für die Lust am Leben

      Luther genoss das Zusammensein mit seiner Frau und seinen Kindern, hatte viele Gäste und pflegte neben dem Wort und der Gnade Gottes ganz weltliche Leidenschaften, die er dankbar aus Gottes Hand nahm: Musik, Bier und Sex. Wobei man Letzteres in den Jahrhunderten nach Luther lieber unter den Teppich gekehrt hätte.

      Luthers Leidenschaft für Musik prägte die evangelischen Kirchen, seine Leidenschaft für die Familie das evangelische Pfarrhaus. (Mehr dazu lesen Sie in den Kapiteln 10 und 11.)

      Ein Held ohne Fehl und Tadel war Luther sicher nicht. Einige seiner Ansichten und Entscheidungen sorgen bis heute für Diskussionen und verhindern es, Martin Luther unkritisch zu bewundern. So ist uns sein Wüten gegen die aufständischen Bauern heute unverständlich. Recht und Ordnung ja – aber Aufforderung zu Mord und Totschlag? Diese und andere Ansichten und Entscheidungen Luthers sahen schon seine Zeitgenossen kritisch bis entsetzt und im Rückblick wird da auch nichts besser.

      Ein fauler Kompromiss: Scheidung und Doppelehe des Landgrafen Philipp

      Landgraf Philipp von Hessen hatte sich als starker Mann bei der Ausbreitung der Reformation erwiesen. Seit 1524 verheiratet, kam 1540 heraus, dass Philipp gerade eine zweite Ehe geschlossen hatte – und zwar mit der Zustimmung der Reformatoren Luther, Melanchthon und Martin Bucer. Philipp von Hessen brachte das in ernste Schwierigkeiten, denn Bigamie (Doppelehe) war sowohl nach Kirchen- als auch nach Reichsrecht verboten, im Reich stand darauf sogar die Todesstrafe.

      Wie aber konnte Luther dieser wahnwitzigen Idee zustimmen? Die seltsame Begründung der Theologen war, dass Bigamie immer noch besser sei als Ehebruch oder Scheidung.

      Luther hoffte sogar, dass die Öffentlichkeit Philipps zweite Frau als eine der üblichen Konkubinen ansehen würde und sich so Ärger und Klatsch in Grenzen halten würden. Jedenfalls wünschte Luther, dass die ganze Sache geheim bleiben sollte. Aber das blieb sie nicht und der Skandal war groß. Denn natürlich fragte sich jetzt die protestantische Christenheit, ob denn nach Luthers Meinung für Fürsten Ausnahmen vom Wort Gottes gelten. Was hätte Luther einem Bauern geantwortet, der mit dem gleichen Wunsch zu ihm gekommen wäre?

      Außerdem hatte Kaiser Karl jetzt Philipp in der Hand. Schadenfroh verlangte Kaiser Karl für einen Gnadenerlass von Landgraf Philipp die weitreichende Unterstützung gegen seine Feinde.

      Klar ist, dass Luther in der Doppelehe des Landgrafen eine Notlösung sah, die keine Nachahmer finden sollte – deshalb ja die Heimlichtuerei. Der gesunde Menschenverstand sagt einem aber auch, dass Luther hier einem seiner größten Unterstützer und Förderer nachgab. »Freunderlwirtschaft«, wie die Österreicher sagen würden, ist eben keine moderne Erfindung. Der politische und moralische Schaden für die Reformation war jedenfalls groß. Philipp Melanchthon legte sich nach dieser Blamage erst mal eine Weile schwer krank ins Bett.

      Gegen die Juden

      Noch dramatischer und für heutige Menschen verstörender ist allerdings der Hass auf die Juden, dem Luther im Alter Raum gibt. Zu Beginn der Reformation hatte Luther die Hoffnung, dass die Juden nun, da sie das wahre Evangelium hören konnten, auch zu Christus finden würden. Denn natürlich hätten sie das nach Luthers Meinung in der alten Kirche nur schwer gekonnt. Aber im Laufe der Jahrzehnte musste Luther erkennen, dass er sich getäuscht hatte und seine einstige Freundlichkeit gegenüber den Juden wandelte sich. Der stärkste Angriff auf die Juden findet sich in seiner Schrift Von den Juden und ihren Lügen von 1543. Und auch die letzte Predigt seines Lebens hielt er am 14. Februar 1546 gegen die Juden.

      Wie bei so manchen anderen politischen Themen (Bauern, Türken, Täufer) kannte Luther keine Toleranz. Man hat den Eindruck, dass er in seinem Denken an diesem Punkt noch ganz ein Kind seiner Zeit war. Gut aber, dass weder alle Reformatoren noch alle protestantischen Fürsten Luther auf diesem Weg folgten.

      Nach dem Reichstag in Augsburg (1530) wurde der Graben zwischen Katholiken und Protestanten breiter. Nun lag Krieg in der Luft.

      Der Schmalkaldische Bund

      Unter Führung des sächsischen Kurfürsten Johann (1468–1532, genannt »der Beständige«) und des Landgrafen Philipp I. von Hessen (1504–1567) wurde 1531 in der thüringischen Stadt Schmalkalden der »Schmalkaldische Bund« gegründet, ein Verteidigungspakt verschiedener protestantischer Fürsten und Städte im Falle eines Angriffs der katholischen Truppen Karl V. In dieser Zeit half es den protestantischen Ländern und Städten sehr, dass die Türken wieder auf dem Vormarsch waren. Kaiser Karl musste seine Kräfte anderswo einsetzen und brauchte zudem die Unterstützung der protestantischen Fürsten und Städte.

      Bis ins Jahr 1547 gab es nun ein ständiges politisches Kräftemessen zwischen katholischen und protestantischen Ländern und Städten. Ständig schlossen sich weitere Städte und Fürsten der Reformation an, was den Kaiser extrem provozierte. Aber es wurde auch theologisch »gekämpft«, in den sogenannten Religionsgesprächen von Hagenau, Worms und Regensburg. An den damaligen Schriften sieht man, dass die protestantischen Gelehrten durchaus noch Spielraum zur Einigung mit der katholischen Kirche sahen. Das, was ursprünglich Luthers Ziel gewesen war – die Kirche lediglich zu erneuern –, schien manchen Protestanten immer noch erstrebenswert und machbar. Die Einheit der Kirche war für viele Theologen immer noch ein Gut, das man bewahren sollte. Aber einigen konnte man sich nicht, die Fronten waren schon zu sehr verhärtet.

      Der Schmalkaldische Krieg und seine Folgen

      Martin Luther starb am 18. Februar 1546. Im Jahr zuvor hatte in der italienischen Stadt Trient ein Konzil begonnen, das bis 1563 dauerte. Die katholische Kirche nahm nun Reformen vor, schärfte eigene theologische Positionen und gewann eine neue innere Kraft, die in den folgenden Jahrzehnten eine

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