Evangelisch für Dummies. Marco Kranjc

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Evangelisch für Dummies - Marco Kranjc

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noch einmal wurde er zu einer Anhörung vorgeladen, die 1521 auf dem Reichstag in Worms am Rhein stattfinden sollte.

      Eingeladen hatte ihn der im Juli 1519 von den Kurfürsten gewählte Kaiser Karl V. (1500–1556). Natürlich versprach man Luther auch freies Geleit, aber was das wert war, wusste er ja aus dem Schicksal von Jan Hus in Konstanz (siehe Kapitel 1). Allerdings hielt auch Kurfürst Friedrich der Weise seine Hand über Luther. So konnte er sich ein wenig sicherer fühlen.

      Unterwegs nach Worms wurde Luther an vielen Orten bejubelt. Er war jetzt schon ein berühmter Mann, den viele Menschen bewunderten. Ihm waren solche Hochgefühle fremd: Auf dem Weg nach Worms war Luther ein Mann in Angst. Nicht nur, weil ihm Gefahr für Leib und Leben drohte, sondern auch, weil er sich niemals gedacht hatte, dass er einmal in einen grundlegenden Konflikt mit seiner Kirche geraten könnte.

      Als er im April 1521 in Worms ankam, war Luther ein innerlich kämpfender Mann voller Zweifel. Denn vielleicht war Luther naiv gewesen: Er hatte erwartet, dass Papst, Kardinäle und die herrschenden Fürsten sich seiner Kritik anschließen würden und die Kirche nach seinen Vorschlägen neu gestalten (also: reformieren) würden. Nun fand er sich ganz allein wieder. Und alle Mächtigen, weltliche wie geistliche, wollten im Grunde nur noch sein Schweigen oder, wenn nötig, seinen Tod. Vor seinem alles entscheidenden Auftritt war Martin Luther nicht der strahlende, mutige Held. Er war verzweifelt und enttäuscht.

      Am 18. April 1521 musste Luther nun endgültig Farbe bekennen. Es kam zu seiner berühmten Rede vor dem Kaiser, die er mit folgenden Worten beendete:

       »Weil denn Eure allergnädigste Majestät und fürstlichen Gnaden eine einfache Antwort verlangen, will ich sie ohne Spitzfindigkeiten und unverfänglich erteilen, nämlich so: Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es offenkundig ist, daß sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun.

        Gott helfe mir, Amen.«

       (Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Projekt Gutenberg-DE)

      Ein berühmter Satz findet sich im Text nicht: »Hier stehe ich, ich kann nicht anders.« Anscheinend hat Luther das in Worms nicht gesagt. Ein kreativer Herausgeber oder Drucker hatte das wohl hinzugefügt, um die Dramatik der Rede noch zu verstärken. Und ganz ungeschickt war das nicht gemacht. Was könnte die Macht des Gewissens besser verstärken als ein »Ich kann nicht anders«?

      So wenig Luther auf dem Reichstag politisch bewirken konnte, so stark war die Wirkung seiner Rede auf die evangelische Bewegung. Das Wort Gottes – »allein die Schrift« – und das daran gebundene Gewissen wurden grundlegend für den evangelischen Glauben. Kein stures »Ich will nicht widerrufen« prägte Luthers Rede, sondern das vielleicht verzweifelte »Ich kann nicht widerrufen!«.

      Doch so berühmt Luthers Rede ist, so vergessen ist heute Kaiser Karls bittere Antwort: »Ich habe mich entschlossen, alles gegen Luther einzusetzen: meine Königreiche und Herrschaften, meine Freunde, meinen Leib, mein Blut, mein Leben und meine Seele.« Dieser verbitterte Einsatz von Kaiser Karl sollte die evangelische Bewegung noch an den Rand des Unterganges bringen, die Reformation auslöschen konnte aber auch Karl V. nicht mehr.

      

Kaiser Karl hielt Wort. Im Jahre 1523 ging er mit unerbittlicher Härte gegen Reformpredigten in den Niederlanden vor. Die Augustinermönche Heinrich Voes und Johannes van den Esschen wurden 1523 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

      Ab in den Untergrund

      Nach dem Reichstag in Worms war Luther endgültig gebannt. Jeder, der wollte und Gelegenheit dazu hatte, hätte Luther töten können. Doch wie schon früher hielt Kurfürst Friedrich der Weise seine Hand über Luther. Auf der Rückreise von Worms ließ Friedrich Luther entführen und auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Dort lebte Luther zehn Monate lang bis März 1522 versteckt unter dem Decknamen »Junker Jörg«.

      In Deutschland war die Aufregung groß. Der Künstler Albrecht Dürer gab in seinem Tagebuch wohl die öffentliche Meinung wieder, wenn er vermutete, dass die Katholiken Luther heimlich hatten umbringen lassen. Nur allmählich wurde zumindest im Kreise seiner Freunde bekannt, dass Luther noch am Leben war.

      Luther nutzte die Zeit im Versteck. In nur elf Wochen übersetzte er das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche.

      

Wenn sich nach evangelischem Glauben das Gewissen eines Christen nach der Bibel richten soll, dann muss der Gläubige die Bibel natürlich auch lesen und verstehen können. Deshalb war es ein großes Anliegen von Martin Luther und aller Reformatoren, dass es die Bibel auf Deutsch gab. Gleichzeitig bedeutete das aber auch, dass man die Menschen Lesen und Schreiben lehren musste. Und so wurde Bildung ein großes Thema der Reformatoren. Es entwickelte sich unter den evangelischen Christen mit der Zeit ein großer Respekt vor dem Wort Gottes, aber auch vor dem »Wort« an sich, vor Bildung, Büchern und Sprache. (Mehr dazu können Sie in Kapitel 16 nachlesen.)

      Luthers Ruhe auf der Wartburg wurde schon nach einigen Monaten gestört. Aus Wittenberg gab es beunruhigende Nachrichten. Denn ohne Luther ging die Reformation in eine Richtung, die ihn besorgte.

      Chaos in Wittenberg: Martin Luther kehrt zurück

      Drei Fragen stellten sich der reformatorischen Bewegung mit der Abkehr vom Papst und der römischen Kirche in Wittenberg wie überall:

       Sollten die Klöster weiter bestehen und was war mit dem Zölibat (der Ehelosigkeit von Priestern, Mönchen und Nonnen)?

       Wie gestaltete man einen Gottesdienst nach evangelischer Lehre?

       Was sollte mit dem kirchlichen Vermögen geschehen?

      Nun darf man sich das aber nicht so vorstellen, dass die ganze Wittenberger Bevölkerung

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