Evangelisch für Dummies. Marco Kranjc

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Evangelisch für Dummies - Marco Kranjc

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Evangelisch für Dummies werden Sie von mancher ernsthaften Gewissensentscheidung lesen, die viel Gutes gebracht hat. Aber auch manche evangelische Engstirnigkeit und Umwege werde ich Ihnen nicht verschweigen. Aber wie heißt es so schön: »In Gottes Garten blühen viele Blümchen …«

      Martin Luther, das Gewitter und die Gnade Gottes

      IN DIESEM KAPITEL

       Martin Luther sucht nach Gott

       Lebensgefährliche Kritik

       Einer gegen alle

       Erfolge und Krisen der Reformation

      Als die katholische Kirche die Krise mit dem Papstsitz in Avignon und den Doppel- und Dreifachpäpsten hinter sich hatte (siehe Kapitel 1), muss Rom ein ziemlich verwahrloster Ort gewesen sein. Die alte Pracht war dahin, die mittelalterliche Machtfülle der Päpste vorerst ebenso. Doch schon bald arbeiteten die Päpste daran, ihre alte Macht wiederherzustellen. Äußeres Zeichen für die neue Macht sollte der Petersdom in Rom werden.

      Um das Jahr 324 hatte Kaiser Konstantin über dem vermuteten Petrusgrab in Rom eine Kirche (Basilika) errichten lassen. Nach einer wechselhaften Geschichte wurde dieser erste »Petersdom« ab 1451 noch einmal gründlich renoviert. Papst Julius II. (Papst von 1503 bis 1513) schien die alte Kirche nicht groß und prächtig genug für sein eigenes Grabmal. So beschloss er den Abriss der alten Basilika und einen Neubau: den Petersdom, wie wir ihn heute kennen. Mit dem Bau dieses riesigen Doms wurde 1506 begonnen.

      Doch wie dieses gewaltige Projekt finanzieren? Damals wie heute explodierten die Kosten von solchen Mammutprojekten schnell. Doch mit etwas Geschick ließen sich vorhandene Einnahmequellen noch ein wenig ausbauen. Ein Glücksfall war der Fund von Alaun auf päpstlichem Gebiet. Das für das Färben von Textilien und für die Gerberei wichtige Salz warf enorme Gewinne ab. Aber auch der Verkauf von kirchlichen Ämtern an den Meistbietenden und der Ablasshandel (siehe Kapitel 1) spülten Geld in die Kasse der Kirche.

      In der Theologie des 13. Jahrhunderts hatte sich die Lehre vom »Gnadenschatz« der Kirche ausgebildet. Man nahm an, dass Christus und die Heiligen so viele gute Taten getan hatten, dass es nun einen Überschuss an guten Werken gab. Dieser angesammelte »Schatz« der Verdienste wurde vom Papst verwaltet und konnte den gewöhnlichen Gläubigen zugutekommen, um sie von Strafen für ihre Sünden zu befreien. Zunächst galten Ablässe hauptsächlich für Kreuzfahrer. Wer also für die Befreiung Jerusalems ins Heilige Land zog, hatte sich das Fegefeuer schon so gut wie erspart, er konnte damit rechnen, gleich in den Himmel zu kommen.

      Der Ablass wurde zunächst nicht nur gegen Geld abgegeben. Grundsätzlich war es so, dass eine Geldspende der Dank für die erlassene Sündenstrafe sein sollte, die Armen sollten beten und fasten.

      Doch die »Theologie« des Ablasses und sein Wert als Einnahmequelle entwickelten sich. Ab dem Jahre 1476 konnten Ablassbriefe auch für Verstorbene erworben werden. Zu Martin Luthers Lebzeiten war es dann so weit, dass man sogar Ablässe für zukünftige Sünden erwerben konnte. Theologisch korrekt müsste man sagen, dass der Ablass nie die Vergebung der Sünden vermitteln sollte, sondern immer nur einen Erlass der Strafen für die Sünden bewirkte. Der einfache Gläubige aber verstand den Kauf eines Ablassbriefs mit der Zeit immer mehr als »Sündenvergebung« an sich und wurde von den päpstlichen Ablasshändlern auch gern in dem Glauben gelassen – auch wenn darauf hingewiesen wurde, dass die Beichte trotzdem noch abgelegt werden müsse.

      Das Ablasssystem rief auch schon vor Luther Kritiker auf den Plan. Bei ihm aber kam vieles zusammen: sein persönlicher Kampf um die Vergebung seiner Sünden, sein cholerisches Temperament und ein Gewissen, das sich nur Gott und keinem Menschen verpflichtet wusste.

      Wer war also dieser Martin Luther, der mit seinem Protest gegen den Ablasshandel eher unbeabsichtigt die Welt aus den Angeln hob?

      Geboren wurde Martin Luther am 10. November 1483 in Eisleben im heutigen Sachsen-Anhalt. Sein Vater Hans hatte es im Kupferbergbau zu einigem Wohlstand gebracht. Aus einfachen Verhältnissen stammend, waren seine Eltern Hans und Margarete mittlerweile angesehene Bürger. Und so galt es, ihrem ältesten Sohn Martin zunächst einmal eines zu verschaffen: Bildung. Vater Luther bezahlte das aus eigener Tasche mit dem hohen Ziel, seinen Sohn zum Juristen ausbilden zu lassen.

       Das Trivium bestand aus Grammatik, Dialektik und Rhetorik. Wobei die »Grammatik« sich auf Latein bezog, denn alle Wissenschaft und jedes Studium geschah damals auf Lateinisch.

       Das Quadrivium bestand aus Arithmetik (also Rechnen), Geometrie, Astronomie und Musik.

      Besondere Probleme scheint Luther im Studium nicht gehabt zu haben. Seine Prüfungen legte er 1502 und 1505 erfolgreich ab. Ausgerüstet mit allem Wesentlichen, was man damals so wissen konnte, begann er sein Jurastudium am 19. Mai 1505. So weit, so gut, wenn nicht so vieles bei uns Menschen einfach nur vom Wetter abhängen würde …

      Martin Luthers Weg ins Kloster

      Natürlich waren die Menschen damals meistens zu Fuß unterwegs. So auch Martin Luther am 2. Juli 1505. Und da überraschte ihn in Stotternheim, kurz vor Erfurt, ein heftiges Sommergewitter. Als dann auch noch kurz vor ihm ein Blitz einschlug, betete er in Todesangst zur Heiligen Anna: »Hilfst du, Heilige Anna, so will ich ein Mönch werden!«

      Hier sieht man an Martin Luther ganz konkret die Angst der mittelalterlichen Menschen vor dem plötzlichen, unvorbereiteten Tod. Vielleicht war Luther bis dahin ein unbekümmerter junger Mann gewesen. Auf einmal aber hatte er die Möglichkeit des plötzlichen Todes vor Augen.

      Zurück in Erfurt bereute er zwar sein Gelübde (und fragte sich wahrscheinlich, wie er das seinem Vater beibringen sollte), doch er nahm es ernst und brach das Studium ab. Hans Luther war natürlich wenig begeistert. Aber die Heilige Anna war nun mal der Tradition zufolge die Mutter Marias, die Großmutter Jesu und die Schutzheilige der Bergleute – was konnte Luthers Vater schon dagegen ausrichten? Martin Luther blieb bei seinem Schwur und gegen den Willen seines Vaters trat er am 17. Juli 1505 dem Augustinerorden bei und wurde Mönch.

      

Auch nach damaliger Ansicht der Kirche war Luther nicht unbedingt an seinen Schwur gebunden. Er hatte sein Gelübde ja nicht wirklich freiwillig und bei klarem Verstand, sondern unter Todesangst abgegeben. Man kannte also schon damals so etwas wie kurzzeitige »geistige Unzurechnungsfähigkeit«. Doch wer weiß, was dem jungen Luther bis dahin schon alles durch den Kopf gegangen war. Vielleicht gab es ja in ihm schon eine tiefe Angst vor Gottes Zorn und Strafe, die ihn ins Kloster trieb – mit dem Gewitter als letztem »Schubs« und Ausrede

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