Evangelisch für Dummies. Marco Kranjc

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Papst Pius XII. (Papst von 1939 bis 1958) die Lehre von Marias leiblicher Aufnahme in den Himmel im Jahre 1950 zum Dogma erhob (also ein Glaubenssatz, den jeder Katholik glauben muss), wirkte auf die evangelischen Kirchen nicht gerade wie eine versöhnliche Geste. Für diesen Glaubenssatz machte der Papst zum bisher ersten und einzigen Mal vom erst 1870 erklärten Dogma der »Unfehlbarkeit des Papstes« Gebrauch –, das den Graben zwischen katholischen und evangelischen Christen ebenfalls schon erheblich verbreitert hatte.

      Ohne Messe kein Zugang zu Gott

      Die extrem starke Bindung der Gläubigen an die katholische Kirche wurde (und wird) auch durch die Ausnahmestellung des Messgottesdienstes gefördert: So darf nur ein Priester die Messe durchführen, nur er kann den Wandel von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi bewirken und nur er darf der Gemeinde das Abendmahl austeilen. Die Gläubigen sollten einmal in der Woche zur Messe gehen (wenn nicht, sündigen sie), außerdem dürfen sie in ihrem Glauben nicht von der Lehre der katholischen Kirche abweichen (wieder sündigen sie in diesem Falle) und dürfen eine Stunde vor dem Empfang der Heiligen Kommunion nichts zu sich genommen haben (Nüchternheitsgebot).

      

Das Abendmahl, seine theologische Bedeutung und die Durchführung waren und sind ständiger Streitpunkt nicht nur zwischen Katholiken und Protestanten, sondern auch bei den evangelischen Gläubigen untereinander. Begonnen hat dieser Streit schon mit Luther, Calvin und Zwingli. In Kapitel 17 gehe ich darauf ausführlicher ein.

      Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hatten sich die Lehren und die Praxis von Messe und Heiligenverehrung, vom »Schatz« der guten Werke der Heiligen und der Angst vor dem Fegefeuer zu einem System verbunden, das der Kirche die absolute Macht über Ängste, Wünsche und Hoffnungen der Menschen gab.

      

Es ist nicht ganz zutreffend zu sagen, dass Martin Luther mit seiner Kirchenkritik eine zerfallende und schwache römische Kirche angriff. Die Reformatoren vor, mit und nach Martin Luther erhoben ihre Stimme gegen ein perfekt laufendes System, das den Menschen Sicherheit gab und trotz aller Einschränkungen auch viele Möglichkeiten ließ, ihren Glauben zu leben.

      Die Päpste entdeckten mehr und mehr aber auch einen anderen »Segen« dieses Systems: Es war eine wahre Gelddruckmaschine. Und das rief schon vor Martin Luther Kritiker auf den Plan.

      

Wer mehr über den katholischen Glauben erfahren möchte, ist mit dem Buch Katholizismus für Dummies (Weinheim, 2013) gut beraten. Das von zwei katholischen Priestern geschriebene Buch informiert über alles, »was Katholiken glauben« (müssen). Großformatig und monumental, aber gut lesbar ist Arnold Angenendts Geschichte der Religiosität im Mittelalter (Darmstadt, 1997). Wer sich wirklich dafür interessiert, wie unsere Vorfahren gelebt, gedacht und geglaubt haben, dem sei dieses knapp tausendseitige Buch empfohlen.

      Die Sache ist die: Man kann zwar hoffen, dass Menschen nicht richtig nachdenken, aber es wird immer wieder Menschen geben, die nachdenken. So gab es während des ganzen Mittelalters immer wieder auch die Frage danach, ob nicht Jesus eigentlich materiell arm war. Hatte er irgendeinen Besitz? Was besaßen eigentlich die Apostel? Wenn man Jesus und seine Jünger als nicht gerade reich ansieht – war es dann richtig, dass der Papst und die Kirche Besitz haben und in Prunk und Verschwendung leben? Nicht erst seit Franz von Assisi (1181/82–1226) wurden solche Fragen gestellt.

      Die Bibel auf Englisch: John Wyclif

      Wieder einmal warf solche Fragen John Wyclif (1330–1384) in England auf. Als Doktor der Theologie in Oxford und Priester in mehreren kleinen Pfarrstellen kritisierte er den Reichtum der Kirche und forderte, dass sie in Armut leben solle. Außerdem bestritt er die politische Macht des Papstes und predigte gegen die Verehrung von Heiligen und Reliquien. Gegen Ende seines Lebens wurden Wyclifs Ansichten zwar von der Kirche verurteilt, er selbst aus Furcht vor einem Volksaufstand aber nicht belangt. Erst nach seinem Tod verurteilte das Konzil von Konstanz John Wyclif als Ketzer und befahl, seine Gebeine zu verbrennen. Das geschah dann allerdings erst 13 Jahre später, im Jahr 1428.

      

Der Name »Wyclif« erscheint in ganz verschiedenen Variationen: Wycliff, Wiklif, Wicliffe oder Wycliffe. Das liegt wohl daran, dass es damals noch keine einheitliche Rechtschreibung gab.

      Unvergessen bleibt John Wyclif allerdings besonders durch seine Bibelübersetzung der lateinischen Bibel ins Englische. Da die Verfolgung seiner Anhänger in England eher halbherzig betrieben wurde, hielten sich die Gedanken Wyclifs vielerorts bis zur Reformation Martin Luthers über einhundert Jahre später. Besonders beeinflussten John Wyclifs Gedanken aber den böhmischen Geistlichen Jan Hus.

      

Nach John Wyclif benannt ist eine überkonfessionelle evangelikale Organisation namens Wycliffe Bible Translators (Wycliff Bibelübersetzer). In Andenken an die Übersetzungsarbeit von John Wyclif setzt sich die Organisation zum Ziel, die Bibel in alle Sprachen der Welt zu übersetzen: www.wycliff.de; für die Schweiz: www.wycliffe.ch.

      Tödliche Kritik: Jan Hus

      Unter anderem lehrte Jan Hus,

       nichts zu glauben, zu behaupten oder zu predigen, was nicht durch die Bibel begründet war. Damit steht die Kirche unter der Heiligen Schrift, nicht darüber.

      

»Unter der Schrift stehen« ist eine dieser theologischen Wendungen, die sich bei evangelischen Christen

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