Evangelisch für Dummies. Marco Kranjc

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Evangelisch für Dummies - Marco Kranjc

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gesehen, scheint gerade diese Ausrichtung der Augustiner Luther sehr gepasst zu haben. Er durfte und wollte weiter studieren, machte sich aber auch ernste Gedanken über sein Verhältnis zu Gott. Luthers Ausbildung ging also nun im Fach Theologie weiter.

      Martin Luthers Leben spielte sich die nächsten Jahre zwischen Kloster und Universität ab:

       Im Jahre 1507 wurde er zum Priester geweiht.

       1508 und 1509 lehrte er schon als Aushilfe an der kleinen Universität in Wittenberg. Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (auch »Friedrich der Weise« genannt) hatte sie erst 1502 gegründet.

       1511 zog Luther endgültig nach Wittenberg, wo er den Rest seines Lebens hauptsächlich leben und arbeiten würde. Zum »Doktor der Theologie« wurde er 1512 ernannt.

       Luther hielt als Professor der Theologie Vorlesungen über biblische Bücher, die hier und da durchscheinen ließen, dass er ein in Glaubensdingen kämpfender und zweifelnder Mann war: Die erste Psalmenvorlesung hielt er von 1513 bis 1515. Er lehrte über den Brief des Paulus an die Römer (1515 bis 1516), über den Galaterbrief (1516 bis 1517) und den Brief an die Hebräer (1517 bis 1518).

       Ab 1515 erhielt er die Aufsicht über zehn Augustinerklöster in Meißen und Thüringen.

      

Martin Luther gab seine frühen Vorlesungen auch später nie in den Druck. Das führte dazu, dass sie als verschollen galten und erst im 20. Jahrhundert (im Vatikan!) wieder aufgefunden wurden. Von Luthers Römerbriefvorlesung fand man sogar das Originalmanuskript, das ein paar Hundert Jahre lang fast unbemerkt in der Berliner Staatsbibliothek geschlummert hatte … Räumen die da so selten auf?

      Luthers Kloster- und Universitätskarriere zeigt, dass er ein gewissenhafter und ernsthafter Mönch war. Aber: Elf Klöster beaufsichtigen, als Klosterprediger arbeiten und dazu noch an der Universität lehren – ist das nicht ein bisschen viel? Tatsächlich war es ein bisschen viel – und zwar mit Absicht.

      Luther hatte einen Beichtvater namens Johann von Staupitz (1468–1524), der um dessen innere Kämpfe und Zweifel wusste. Staupitz fand wohl, dass Arbeit die beste Medizin gegen Grübeleien ist und hielt Luther beschäftigt. Sozusagen Psychotherapie am Ende des Mittelalters.

      Nur – was war mit diesem Martin Luther los? Was ging in seinem Kopf vor, machte ihn unzufrieden und sogar verzweifelt? Was war das Problem?

      Martin Luthers Kampf mit Gott

      Luthers Weg ist nicht zu verstehen, wenn man nicht die Entwicklung seines persönlichen Glaubens kennt. Nicht sein aufbrausendes Temperament ließ ihn später mit der römischen Kirche aneinandergeraten, sondern seine Überzeugungen, die er aus dem Studium der Bibel gewonnen hatte.

      Es ist erstaunlich, wie sehr Martin Luther um sein »Heil« kämpfte, um die Sündenvergebung und das ewige Leben in Gemeinschaft mit Gott. Wer, wenn nicht dieser vorbildliche Mönch Martin Luther, sollte denn von Gott angenommen werden? In eher theologischen Begriffen gesprochen suchte Luther nach »Rechtfertigung«.

      Theologische Grundbegriffe: Rechtfertigung und Gerechtigkeit Gottes

      Bei den Worten »Rechtfertigung«, »rechtfertigen« und ein wenig auch »Gerechtigkeit« handelt es sich um Begriffe, die in der theologischen Sprache eine etwas andere Bedeutung haben als im Alltag. So gebrauchen wir das Wort »rechtfertigen« fast nur noch im Sinne von »sich rechtfertigen« – das kann zum Beispiel in einem persönlichen Streit oder vor Gericht der Fall sein. Auch eine Entscheidung oder eine bestimmte Handlung müssen wir vielleicht manchmal »rechtfertigen«. In all diesen Fällen erklären wir also unseren Mitmenschen, dass wir »im Recht« sind. Bei den Theologen ist das anders: Hier muss Gott selbst den verlorenen Menschen »rechtfertigen«. Der Mensch hat Gott gar nichts zu bringen, womit er sich selbst rechtfertigen, also erreichen könnte, dass er vor Gott gut dasteht.

      Das Wort »Gerechtigkeit« wird in theologischer Sprache zwar auch so gebraucht, wie wir es im Alltag benutzen, also: »die Gesellschaft soll gerecht sein«, »das Gesetz soll für Gerechtigkeit sorgen« oder »jemand handelt gerecht«. In der Sprache der Theologen ist aber »Gerechtigkeit« auch der Gegensatz von »Sünde«. Also: Gott ist gerecht, der Mensch aber ein Sünder. Und das öffnet einen Graben, den der Mensch von sich aus nicht überwinden kann.

      Hier kommt nun der Glaube ins Spiel. Er wird verstanden als »Vertrauen in Gott«. Gott spricht den Menschen gerecht, der daran glaubt, dass Christus am Kreuz für alle Schuld der Menschen gebüßt hat. Durch den Glauben nimmt der Mensch dieses Opfer dankbar an und Gott sieht den Menschen von nun an nicht mehr als Sünder, sondern als einen »Gerechtfertigten«.

      Etwas untheologischer gesprochen: Ein Mensch muss sich jetzt nicht mehr Gedanken darüber machen, ob er gut genug ist, um vor Gott bestehen zu können. Wenn der Mensch nur ganz Gott vertraut, macht er selbst ihn »gut genug« für den »Himmel«.

      Ganz einfach gesagt geht es dann auch bei Martin Luthers Glaubenskämpfen und -zweifeln um diese eine Frage: Werden wir vor Gott gerechtfertigt durch das, was wir tun, oder durch das, was wir glauben?

      Martin Luther liest die Bibel

      Da Martin Luther Doktor der Theologie war und Studenten unterrichten musste, beschäftigte er sich schon von Berufs wegen intensiv mit der Bibel. Aber er suchte darin auch nach Antworten auf seine eigenen Fragen und Zweifel. Denn woher sollten Gottes Antworten kommen, wenn nicht aus seinem Wort?

      Im Jahre 1545, ein Jahr vor seinem Tod, beschrieb Luther den Moment, als er plötzlich verstand, was es der Bibel zufolge mit der Vergebung der Sünden auf sich hatte. Hier ging es um einen Vers aus dem Brief des Paulus an die Römer und wir lassen einmal Luther selbst zu Wort kommen (drei Punkte markieren jeweils Auslassung von mir):

       Mit außerordentlicher Leidenschaft war ich davon besessen, Paulus im Brief an die Römer kennenzulernen. Nicht die Herzenskälte, sondern ein einziges Wort im ersten Kapitel (Vers 17) war mir bisher dabei im Wege: »Die Gerechtigkeit Gottes wird darin (im Evangelium) offenbart.« Ich haßte nämlich dieses Wort »Gerechtigkeit Gottes«, weil ich durch den Brauch und die Gewohnheit aller Lehrer unterwiesen war … nach welcher Gott gerecht ist und die Sünder und Ungerechten straft.

       Ich konnte den gerechten, die Sünder strafenden Gott nicht lieben, im Gegenteil, ich haßte ihn sogar. Wenn ich auch als Mönch untadelig lebte, fühlte ich mich vor Gott doch als Sünder, und mein Gewissen quälte mich sehr. Ich wagte nicht zu hoffen, dass ich Gott durch meine Genugtuung versöhnen könnte

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