Wirtschaft für Dummies. Sean Masaki Flynn
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Entscheidungsverhalten bei unvollkommener Information verstehen
Wenn Wirtschaftswissenschaftler das Entscheidungsmodell anwenden, nehmen sie eine Situation an, in der eine Person alle möglichen Optionen kennt und weiß, wie viel Nutzen jede Option bringen wird und welche Opportunitätskosten mit jeder Option verbunden sind. Aber wie schätzen Sie ab, ob es besser wäre, fünf Minuten auf dem Mount Everest zu sitzen oder zehn Minuten mit einem Gleitschirm über dem Amazonas zu schweben? Da Sie keins von beiden jemals gemacht haben, verfügen Sie nicht über genügend Informationen über die Beschränkungen und Kosten der Optionen und wissen wahrscheinlich nicht einmal, welchen Nutzen die beiden Optionen Ihnen bringen.
Politiker mit neuen Programmen fordern uns oft auf, ähnlich uninformiert Entscheidungen zu treffen. Sie formulieren ihre Vorschläge so, dass sie sich so gut wie möglich anhören, aber in vielen Fällen weiß niemand wirklich, worauf er sich da einlässt. Ähnlich nebulös sind Entscheidungen über zufallsabhängige Ereignisse. Menschen, die Lotterielose kaufen, haben weder eine Vorstellung von der Höhe des möglichen Gewinns noch von seiner Wahrscheinlichkeit, weil sowohl die Höhe des Gewinns als auch seine Wahrscheinlichkeit davon abhängt, wie viele Lose vor der Ziehung verkauft worden sind. Außerdem neigen Menschen, die Lotto spielen, dazu, ihre Gewinnchancen erheblich zu überschätzen.
Wirtschaftswissenschaftler ziehen diese Gegebenheit in Betracht, indem sie annehmen, dass Personen, wenn sie uninformiert Entscheidungen treffen müssen, nach bestem Wissen und Gewissen sowohl die zufallsabhängigen Ergebnisse abschätzen als auch, wie sehr sie die Dinge bevorzugen oder ablehnen, mit denen sie zuvor noch keine Erfahrung gemacht haben. Dies mag wie ein billiger Trick aussehen; doch weil die Menschen in der realen Welt in solchen Situationen offensichtlich Entscheidungen treffen (tatsächlich werden sehr viele Lotterielose gekauft), müssen sie auch die möglichen Ergebnisse irgendwie abschätzen.
Ob man richtige Entscheidungen trifft, wenn man uninformiert ist, ist schwer zu sagen. Offensichtlich würden wir bessere Informationen vorziehen, bevor wir uns entscheiden. Und einige Menschen schrecken vor weniger sicheren Optionen zurück. Mit entsprechenden Abwandlungen kann man aber im Rahmen des ökonomischen Standardmodells des Entscheidungsverhaltens auch Situationen mit unvollständigen Informationen und mit Unsicherheit bei zufallsabhängigen Ergebnissen abbilden.
Die Irrationalität rational betrachten
Selbst wenn Menschen über ihre Optionen vollkommen informiert sind, machen sie oft logische Fehler, wenn sie die Kosten und den Nutzen der Optionen bewerten. In den folgenden Abschnitten beschreibe ich die drei häufigsten Entscheidungsfehler, aber Sie sollten beim Lesen nicht zu sehr in Sorge geraten. Sobald diese logischen Fehler erklärt worden sind, hört man vielfach auf, diese Fehler zu machen, und beginnt sich so (rational) zu verhalten, dass man den Grenznutzen und die Grenzkosten gegeneinander abwägt.
Was weg ist, ist weg! (Versenkte Kosten)
Anders ausgedrückt: Weil die Kosten, um in das Restaurant zu kommen, jetzt in der Vergangenheit liegen, sollten sie absolut nichts mehr mit Ihrer gegenwärtigen Entscheidung zu tun haben, wie viel Sie essen wollen. Überlegen Sie: Wenn Ihnen plötzlich 1.000 Euro angeboten würden, um das Sushi-Restaurant zu verlassen und in der Nachbarschaft bei einem Mitbewerber zu essen, würden Sie einfach aus dem Grund ablehnen, weil Sie das Gefühl haben, Sie müssten erst eine ganze Menge Sushi in dem ersten Restaurant essen, um den Gegenwert Ihrer ausgegebenen 15 Euro wieder hereinzuholen? Natürlich nicht.
Leider neigen die meisten Menschen dazu, ihr Entscheidungsverhalten durch versenkte Kosten beeinflussen zu lassen, bis ein Wirtschaftswissenschaftler ihnen aufzeigt, dass versenkte Kosten irrelevant sind, oder wie Wirtschaftswissenschaftler nicht müde werden zu sagen: »Versenkte Kosten sind versenkt!« oder griffiger: »Weg ist weg!« (Andererseits sind es Nichtwirtschaftswissenschaftler schnell leid, diesen Satz zu hören.)
Einen hohen Prozentsatz mit einem hohen Eurobetrag verwechseln
Kosten und Nutzen sind absolut, aber Menschen machen den Fehler, die Kosten und den Nutzen als Prozentsätze oder anteilige Werte zu betrachten. Stattdessen sollten Sie die Gesamtkosten mit dem Gesamtnutzen – also absolute (Euro-)Beträge – vergleichen.
Grenzwerte und Durchschnittswerte verwechseln
Dann startet ein Politiker den Versuch, eine vierte Brücke zu bauen. Sein Argument lautet: Weil Brücken durchschnittlich 10 Millionen Euro kosten, aber durchschnittlich 12 Millionen Euro an Nutzen bringen, wäre es dumm, nicht noch eine weitere Brücke zu bauen. Sollten Sie ihm glauben? Denn wenn jede Brücke der Gesellschaft einen Nettogewinn von 2 Millionen Euro bringt, sollte man doch bis in alle Ewigkeit Brücken bauen.