Wirtschaft für Dummies. Sean Masaki Flynn
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Nehmen Sie an, dass eine unabhängige Bürgervereinigung einen Ingenieur damit beauftragt, die Kosten des Baus einer weiteren Brücke zu schätzen, und einen Wirtschaftswissenschaftler, um den Nutzen des Baus einer weiteren Brücke zu schätzen. Der Ingenieur stellt fest, dass die vierte Brücke viel länger sein muss, weil die drei kürzesten Wege über den Fluss bereits von den ersten drei Brücken belegt worden sind. Tatsächlich wird die zusätzliche Länge die Baukosten auf 15 Millionen Euro ansteigen lassen.
Gleichzeitig führt der Wirtschaftswissenschaftler eine Untersuchung durch und stellt fest, dass eine vierte Brücke nicht wirklich erforderlich ist. Bestenfalls wird sie pro Jahr einen Nutzen von 8 Millionen Euro bringen. Folglich sollte diese vierte Brücke nicht gebaut werden, weil ihre Grenzkosten von 15 Millionen Euro ihren Grenznutzen von 8 Millionen Euro übersteigen. Wenn die Politiker, die das Projekt unterstützen, ihren Wählern nur die durchschnittlichen Kosten und Nutzen der bereits gebauten Brücken mitteilen, führen sie sie grob in die Irre. Deshalb sollten Sie aufpassen, wenn Ihnen jemand eine Brücke verkaufen möchte.
Kapitel 3
Die richtigen Güter auf die beste Weise produzieren, um das menschliche Glück zu maximieren
IN DIESEM KAPITEL
Ihre Produktionsmöglichkeiten ermitteln
Ressourcen angesichts abnehmender Erträge allokieren
Outputs wählen, die das menschliche Glück maximieren
Die Rollen des Staates und der Märkte bei der Produktion und Verteilung
Es stimmt, dass wir unter Knappheit leiden und nicht alles haben können, was wir wollen (siehe Kapitel 2). Es stimmt allerdings auch, dass wir zahlreiche Optionen haben. Die Produktionstechnik ist heutzutage so fortgeschritten, dass die Menschen die begrenzten Ressourcen des Planeten in eine erstaunliche Vielfalt von Gütern und Diensten umwandeln können: Autos, Computer, Flugzeuge, Medikamente, Videospiele und sogar absolut Ehrfurcht einflößende …für Dummies-Bücher wie dieses.
Tatsächlich sind die Menschen dank der fortgeschrittenen technischen Verfahren verwöhnt, was ihre Auswahlmöglichkeiten angeht. Bei der riesigen Vielfalt von Gütern und Diensten, die produziert werden können, müssen die Menschen weise entscheiden, wenn sie die begrenzten Ressourcen des Planeten in die Güter und Dienste umwandeln wollen, die beim Konsum das größtmögliche Glück bringen.
In diesem Kapitel erkläre ich, wie Wirtschaftswissenschaftler den Prozess analysieren, durch den Gesellschaften genau bestimmen, was produziert werden soll, um menschliches Glück zu maximieren. In jeder Gesellschaft kann der Prozess in zwei einfache Schritte zerlegt werden:
1 Die Gesellschaft muss alle möglichen Kombinationen von Gütern und Diensten ermitteln, die sie mit ihren gegebenen begrenzten Ressourcen und dem gegenwärtigen Stand der Technik produzieren kann.
2 Die Gesellschaft muss eine dieser Outputkombinationen wählen – nämlich die Kombination, die vermutlich das Glück maximiert.
Wirtschaftswissenschaftler bewerten den Erfolg dieser beiden Schritte mithilfe von zwei speziellen Typen der Effizienz:
Produktionseffizienz bedeutet: Alle gegebenen Güter oder Dienste werden mit den geringstmöglichen Ressourcen hergestellt oder erbracht.
Allokationseffizienz bedeutet: Es werden die Arten von Gütern und Diensten in genau den Mengen produziert, die die Menschen am glücklichsten machen.
In diesem Kapitel wird gezeigt, wie eine Gesellschaft sowohl Produktionseffizienz als auch Allokationseffizienz erreicht – das heißt, wie eine Gesellschaft feststellt, was sie überhaupt produzieren kann und was sie idealerweise produzieren soll. Sie erhalten einen Überblick über abnehmende Erträge, Transformationskurven (jawohl, noch mehr Grafiken!) und das Zusammenspiel zwischen Märkten und Staat.
An die Grenzen stoßen: Feststellen, was produziert werden kann
Um festzustellen, was in einer Wirtschaft produziert werden kann, betrachten Wirtschaftswissenschaftler zwei Hauptfaktoren, die sowohl die maximalen Mengen als auch die Arten der Güter betreffen, die produziert werden:
Begrenzte Ressourcen: Der erste Faktor ist offensichtlich: Wenn die Ressourcen nicht begrenzt wären, wären auch die Güter und Dienste nicht begrenzt.
Abnehmende Erträge: Im Kern bedeuten abnehmende Grenzerträge Folgendes: Je mehr Sie von einem Gut produzieren, desto teurer wird die Produktion. Obwohl die ersten wenigen Einheiten zu vergleichsweise niedrigen Kosten produziert werden können, kosten zusätzliche Einheiten immer mehr. Die mit der Produktion einer weiteren Einheit verbundenen zusätzlichen Kosten (Grenzkosten) nehmen also zu, je mehr Einheiten insgesamt wir produzieren. Schließlich übersteigen die Kosten der Produktion einer zusätzlichen Einheit (Grenzkosten) die damit verbundenen Vorteile (im Sinne zusätzlichen Nutzens (Grenznutzen) beziehungsweise zusätzlicher Erlöse (Grenzerlöse)), die diese zusätzliche Einheit hat. Dadurch wird die Menge begrenzt, die Sie produzieren wollen, selbst wenn es sich um Ihr Lieblingsprodukt handelt. Sie sollten Ihre Ressourcen zur Produktion zusätzlicher Einheiten der Dinge verwenden, deren Vorteile (= zusätzlicher Nutzen beziehungsweise zusätzliche Erlöse) immer noch die damit verbundenen zusätzlichen Kosten übersteigen.Dieses »Gesetz« der abnehmenden Grenzerträge liefert uns eine Schlüsselerkenntnis: Normalerweise geht es Gesellschaften insgesamt besser, wenn sie mit ihren begrenzten Ressourcen vernünftige Mengen vieler Güter statt eine riesige Menge nur eines einzigen Gutes produzieren.
In diesem Abschnitt erhalten Sie einen Überblick darüber, wie begrenzte Ressourcen und abnehmende Erträge die Produktionsmöglichkeiten bestimmen. Er zeigt Ihnen auch, wie Sie diese Möglichkeiten grafisch darstellen können.
Klassifikation der Ressourcen
Ohne einen Input an Ressourcen kann man keinen Output erzielen. Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet traditionell drei Klassen von Inputs, die sogenannten Produktionsfaktoren:
Boden: Nicht nur Land im Sinne von Grundstücken, sondern alle natürlich vorkommenden Ressourcen, die verwendet werden können, um Dinge zu produzieren, die Menschen konsumieren wollen. Der Boden umfasst das Wetter, das Pflanzen- und Tierleben, geothermische Energie, das elektromagnetische Spektrum und natürlich Bodenschätze wie Öl und Eisenerz.
Arbeit: Die Arbeit, die Menschen leisten müssen, um Dinge zu produzieren. Aus einem Baum wird ohne menschlichen Eingriff kein Haus. Mitunter unterteilt man den Faktor Arbeit in dispositive (leitende) und operative (ausführende) Tätigkeiten. Auch das unten angesprochene Humankapital könnte man dem Faktor Arbeit unterordnen. Generell gilt bezüglich des Faktors Arbeit, dass dieser