Wirtschaft für Dummies. Sean Masaki Flynn
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Dieses Modell beschreibt zwar nicht alle Aspekte des menschlichen Entscheidungsverhaltens, es ermöglicht aber für viele Situationen vergleichsweise genaue Vorhersagen in Bezug auf das menschliche Verhalten. Doch viele stellen diese Erklärung menschlichen Verhaltens infrage. Hier drei häufig genannte Einwände:
Handeln Menschen wirklich so eigennützig? Werden Menschen nicht oft durch das motiviert, was für andere am besten ist?
Kennen Menschen wirklich jederzeit alle ihre Möglichkeiten? Wie können sie rational zwischen neuen Dingen wählen, die sie vorher noch niemals ausprobiert haben?
Können Menschen wirklich frei Entscheidungen treffen? Sind sie nicht durch gesetzliche, moralische und soziale Standards eingeschränkt?
In den folgenden Abschnitten dieses Kapitels gehe ich näher auf das dreistufige wirtschaftliche Entscheidungsmodell ein und beantworte diese Einwände.
Persönliches Glück als Ziel
Wirtschaftswissenschaftler gehen vielfach davon aus, dass Menschen aus einem freien Willen heraus entscheiden und handeln. Im Standardmodell verhalten sich Menschen vollkommen rational und können für sich selbst entscheiden. Das führt zu der Frage, was die Menschen motiviert, und weiter, was die Menschen aus ihrem freien Willen heraus tun werden.
Kurz: Wirtschaftswissenschaftler nehmen in der Regel an, dass das Grundmotiv für das Verhalten der meisten Menschen der Wunsch ist, glücklich zu sein. Aus dieser Annahme folgt, dass Menschen Entscheidungen so treffen, dass sie unter den gegebenen Umständen so glücklich wie möglich werden. In diesem Abschnitt beschreibe ich, wie die Suche nach Glück das Konsumentenverhalten beeinflusst.
Der Nutzen als Maßstab für das Glück
Wenn Menschen die Dinge wählen, die ihnen das größte Glück bringen, müssen sie irgendwie messen können, wie viel Glück die einzelnen Möglichkeiten bringen. Deshalb nehmen Wirtschaftswissenschaftler an, dass Menschen eine Befriedigung oder ein Vergnügen aus den Dingen ziehen, die das Leben bietet. Sonnenuntergänge sind schön. Eis essen ist schön. Freundschaft ist schön. Und ich fahre gerne schnell mit dem Auto.
Der Begriff des Nutzens ist sehr umfassend. Für einen Hedonisten kann Nutzen das körperliche Vergnügen sein, das er bei der Ausführung diverser Dinge hat. Aber für eine auf sittliche Werte ausgerichtete Person kann Nutzen etwas sein, das die moralische Befriedigung vermittelt, in einer gegebenen Situation das Richtige zu tun. Für das wirtschaftswissenschaftliche Standardmodell ist es wichtig anzunehmen, dass Menschen den Nutzen verschiedener möglicher Aktivitäten feststellen und vergleichen können.
Altruismus und Großzügigkeit berücksichtigen
Wirtschaftswissenschaftler nehmen es als gegeben hin, dass Menschen ihre Entscheidungen im Leben so treffen, dass sie ihr persönliches Glück maximieren. Dieser Standpunkt ruft Widerspruch hervor, weil manche bisweilen bereit sind, erhebliche persönliche Nachteile auf sich zu nehmen, um anderen zu helfen.
Doch nach Ansicht eines Wirtschaftswissenschaftlers kann man den Altruismus, also den Wunsch, anderen zu helfen, als eine persönliche Präferenz auffassen. Die Mutter, die hungert, um das wenige, was sie zum Essen hat, ihrem Kind zu geben, kann damit ein Ziel verfolgen (nämlich ihrem Kind zu helfen), mit dem sie ihr eigenes Mutterglück maximiert. Dasselbe kann über Personen gesagt werden, die Wohlfahrtsorganisationen unterstützen. Die meisten betrachten eine solche Großzügigkeit als selbstlos, aber dieses Verhalten steht nicht im Widerspruch zu der Annahme, dass Menschen Dinge tun, die sie selbst glücklich machen. Wenn Menschen spenden, weil sie sich dadurch gut fühlen, ist ihre selbstlose Aktion durch eine eigennützige Absicht motiviert.
Aber auch Wirtschaftswissenschaftler sind Menschen und machen sich große Sorgen um Dinge wie die soziale Gerechtigkeit, die globale Erwärmung oder die Armut. Doch sie neigen dazu, den Wunsch nach Moral und Gerechtigkeit als persönliches Ziel zu interpretieren, das das Glück eines Einzelnen maximiert, statt als Gruppenziel, das verfolgt werden sollte, um irgendeine Art kollektiver Wohlfahrt zu fördern. (Gleichwohl gibt es Verfeinerungen beziehungsweise Abwandlungen des wirtschaftswissenschaftlichen Standardmodells dahin gehend, dass auch die kollektive, die sogenannte soziale Wohlfahrt maximiert werden soll.)
Erkennen, dass Eigennutz das Gemeinwohl fördern kann
Adam Smith, einer der Väter der modernen Wirtschaftswissenschaften, vertrat die folgende Überzeugung: Wenn die Gesellschaft richtig geordnet ist, sorgen Menschen, die ihr persönliches Glück verfolgen, auch für das Glück der anderen. In seinem Standardwerk von 1776, Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (Untersuchung über die Natur und Ursache des Wohlstands der Nationen), findet sich ein berühmter Satz: »Wir dürfen nicht erwarten, dass unser Essen durch das Wohlwollen des Fleischers, Brauers oder Bäckers auf unseren Tisch kommt, sondern dadurch, dass sie ihre eigenen Interessen verfolgen.«