Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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ſein beſtes Colorit verlieret — ſollte dieſer Ueberſezzer auch Ebert ſelbſt ſeyn. — Sein Young haͤtte im Deutſchen, zu unſrer Zeit, nach unſern Sitten und Religion, immer ſeine Naͤchte ſchreiben koͤnnen; aber jene ihre Werke in unſrer Sprache? in unſrer Zeit? bei unſern Sitten? — Niemals! So wenig als wir Deutſchen je einen Homer bekommen werden, der das in allen Stuͤcken fuͤr uns ſey, was jener fuͤr die Griechen war.

      9.

       Inhaltsverzeichnis

      So ſehr verzweifle ich alſo an Ueberſezzung der aͤlteſten Griechiſchen Dichter; aber deſto mehr ſuche man von der Griechiſchen Proſe eines Platons und Xenophons, eiues Thucydides und Polybius, und die ſpaͤtern Griechiſchen Dichter zu nuzzen. Zu dieſer Zeit lebten die κἀλοι κἀγαϑοι der Wiſſenſchaften, die mit dem Genie unſerer Zeit naͤher verwandt ſind; der Periode war in ſeinem beſten Glanze, und die Jdiotismen milderten ſich. Von dieſen Schriftſtellern kann die Deutſche Sprache unſtreitig viel lernen; weil ſie ſich in die Griechiſche eher und biegſamer ſchicken kann, als in die Lateiniſche; weil die Griechiſche es auch unſtreitig mehr verdient, und weil fuͤr die Deutſchen eine ausgebildete Poeſie und Proſe des guten Verſtandes, ohnſtreitig die beſte Sprache iſt.

      „Man ſiehet uͤberall die Miene des großen, „des vornehmen Mannes, der als ein Staatsmann ſchreibt, der aber auch nur fuͤr Staatsleute ſchreiben will; der nichts weniger im „Sinne hat, als ein klaßiſcher Schriftſteller „zu werden, aus welchem einmal kuͤnftig Redner Beiſpiele zu ihren Vorſchriften ſammlen ſollten. Er ſiehet alſo uͤberall nur auf „die Wuͤrde in den Gedanken, und auf den „Adel im Ausdruck. Er faſſet jene kurz und „buͤndig, und in dieſem ſucht er ſich beſtaͤndig von dem gemeinen zu entfernen. Er „hatte in ſeiner Jugend ohnfehlbar die Grundſaͤzze der Beredſamkeit gefaſſet; allein er behielt ſie hernach, um ſie zu brauchen, und „nicht ſich daran zu binden. — Er iſt ein „Schriftſteller, der aus den Gedanken alles, „und aus dem Ausdruck nur ſo viel macht, „als zu jenen noͤthig iſt; der ſeine Jdeen genau und buͤndig faſſet und ſie durchaus ſo, wie „er ſie gefaſſet, ausdrucken will: und hiernach „muͤſſen ſich Ausdruck, Saͤtze, und deren Verbindungen, Perioden und deren Beziehungen „und alles richten. — Seine Schreibund „Denkungsart iſt im hoͤchſten Grade Pathetiſch. „Er iſt ſeiner Sprache vollkommen kundig, „das Bluͤhende, das er durch den Reichthum „des Ausdrucks, welcher ihm voͤllig fehlet, „haͤtte erhalten koͤnnen, durch die Wahl der „nachdruͤcklichſten Woͤrter, und durch die Energiſche Beugung und Verbindung derſelben „zu erhalten; und er iſt dreuſt genug, dergleichen zu machen, wo er es nicht vor ſich „findet. Aus dieſen Stuͤcken zuſammengenommen erwaͤchſt eine Schreibart, die in „Anſehung ganzer Ausſpruͤche, ſchwer, gedrungen und in einander gewunden, in Anſehung der Wortfuͤgungen ſonderbar und oft „unregelmaͤßig, in Anſehung des Ausdrucks „ſehr fruchtbar, aber auch neu und ungewoͤhnlich iſt. Er iſt der Schoͤpfer ſeiner „ganzen Schreibart. Dieſes erhellet daraus „am deutlichſten, daß ſich das beſondre darinn nirgends mehr zeigt, als in ſolchen Stellen, worinn er blos ſelbſt denkt, in ſeinen „Reden und eingemiſchten Betrachtungen. „Hier ſind die Perioden oft von ungewoͤhnlicher Laͤnge; denn er ſchließt nicht eher, bis „ſeine Reihe von Gedanken zu Ende iſt. Hier „ſind die Wortfuͤgungen ſehr verſteckt, und „durch haͤufige Einſchaltungen unterbrochen; „denn er will jeden Begrif durchaus an dem „Orte, in dem Verhaͤltniſſe ausdrucken, wo „er ſich in dem zuſammengeſezten Bilde ſeiner Jdeen befindet; hier ſind die einzelnen „Ausdruͤcke von der gewoͤhnlichen Bedeutung „und Gebrauch entfernt, weil das Gewoͤhnliche das Ebenmaas ſeiner Begriffe nicht „genau ausdruͤckte, und eine Umſchreibung „ihm zu langweilig duͤnkte.„ — So karakteriſiret Heilmann des Thucydides Schreibart — und vielleicht die ſeinige ſelbſt mit, ſo wie er ſie durch dieſe Ueberſezzung und das Leſen der Baumgartenſchen Schriften gebildet hatte. Wie ſticht dieſe Schilderung ab, gegen die, ſo Geddes vom Thucydides macht: er als ein Schulmeiſter, und Heilmann als ein Mann von Geſchmack. Schade fuͤr die Deutſche Litteratur, daß Heilmann ihr ſo fruͤh entriſſen worden.

      10.

       Inhaltsverzeichnis

      „Jm Deutſchen iſt ein Stil ſchon Periodiſch, wenn

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