Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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erforderliche Mittel einen Gedanken in allen seinen Relationen zu betrachten, sie kann aus der Gelegenheit und Umständen die Zeit messen, die der Urheber brauchte ihn hervorzubringen, die Vergleichung der Zeit oder anderer Umstände mit dem inneren Gewicht des Gedankens könnte man sein Moment nennen, und man sieht, daß ein schlechter Gedanke zuweilen ein großes Moment bekommen, wenn er unerwartet kommt, dabei nicht viel Zeit kann gekostet haben. Die Welt schätzt bloß das Werk nach dem Gewicht, nicht nach der Zeit, worin es ist zu Stande gebracht worden. Wüßte der Leser die Umstände gnau, so würde der Gedanke nichts verlieren, es ist aber höchst ungereimt zu glauben, daß dasjenige, was ich einer Gesellschaft sage die ich kenne, eben die Wirkung auf ein ganzes Publikum haben soll das ich doch nicht kenne.

      *

      Ich habe mit ihm 2 Jahre in einerlei Nachtgeschirr gepisset und kann also schon wissen was an ihm ist.

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      Er hat bisher nur ein kleines Leben von 26 Jahren zu kommandieren gehabt, und doch konnte er nicht damit fertig werden, es hat ihm eine Menge Schande gemacht. Ich weiß nicht, was er endlich noch mit sich selbst anfangen wird.

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      Vernunft und Einbildungskraft haben bei ihm in einer sehr unglücklichen Ehe gelebt.

      *

      Er hatte als eine Grund-Regel seines Tun und Lassens den Anti-Shaftesburyschen Satz angenommen, sich nie mit sich selbst zu gemein zu machen, weil er wohl voraussah, daß die Folge eine Verachtung seiner selbst sein müsse.

      *

      Lernen sich selbst zu prüfen und zu belehren, hat so viele Bequemlichkeit und ist nicht so gefährlich als sich selbst zu rasieren, jedermann sollte es in einem gewissen Alter lernen, aus Furcht irgend einmal der Raub eines übelgeführten Schermessers zu werden.

      *

      Die Hypothesen einiger Neuern laufen noch nicht gegen die Erfahrung, aber ich fürchte die Erfahrungen werden einmal gegen sie laufen.

      *

      Man lese nicht viel und nur das Beste, langsam, und befrage sich alle Schritte, warum glaube ich dieses? folgt es aus meinem übrigen Gedanken-System, oder ist es nur aus Trägheit zur Untersuchung durch Vorurteil, fides implicita und dergleichen daran angeplackt worden, hat sich einmal ein solcher Klumpe angehängt und man fängt an darauf zu bauen, so reißt öfters alles ab und dann wird eine Menge guter Sachen zuweilen unbrauchbar, und die Mühe ist doppelt sie an das eigentliche System schicklich so anzusetzen daß sie anschlagen.

      *

      Ohne meine innere Überzeugung würde alle Ehre, Glück und Beifall der Welt mich nicht vergnügt machen können, und wenn ich meiner Überzeugung nach es bin, so kann das Urteil einer ganzen Welt mich nicht in diesem Genuß stören. Es ist einer mit von den Gala-Gedanken mittelmäßiger Schriftsteller geworden, den Bettler vor dem König glücklich zu preisen. Es ärgert mich nur, daß ihn so viele Leute sagen, deren Eigentum er nicht ist, er ist aber würklich gegründet, ich glaube, daß es im Krankenbette oft besser zugeht als am ersten Platz der königlichen Tafel. Ich habe wenigstens in einer kleinen Kammer als Kranker im Bette zuweilen Augenblicke gehabt, die ich den glücklichsten meines übrigen Lebens ohne Scheu gleichsetze; traurige auch, das versteht sich, aber auch eben so traurige bei vollkommener Gesundheit außer dem Bette.

      *

      Ich habe eine Menge kleiner Gedanken und Entwürfe zusammengeschrieben, sie erwarten aber nicht sowohl noch die letzte Hand, als vielmehr noch einige Sonnenblicke, die sie zum Aufgehen bringen.

      *

      Es waren ihrer zwo Schwestern, die ältere majestätisch, still, und alles verkündigte ohne Zwang den Verstand den sie besaß, die jüngere einnehmend, flatterhaft, aber dennoch vortrefflich, kurz wenn man sie beisammen sah, so glaubte man Freundschaft und Liebe zu sehen.

      *

      Auf ein schönes Mädgen, das in der Kirche sehr andächtig war.

      Andächtiger und schöner als Lucinden

       Wird man nicht leicht ein Mädgen beten sehn;

       In jedem Zug lag Reue für die Sünden

       Und jeder reizte zum Begehn.

      *

      〈Daß das Barometer öfters fällt, wenn es trüb wird, daran sind die Wolken eben so wenig Ursache, als an manchen Örtern die Jahrmärkte daß es regnet.〉

      *

      〈Wenn die wilden Schweine dem armen Manne seine Felder verderben, so rechnet man es ihm unter dem Namen Wildschaden für göttliche Schickung an.〉

      *

      Es ist eine Frage, welches schwerer ist, zu denken oder nicht zu denken. Der Mensch denkt aus Trieb, und wer weiß nicht wie schwer es ist einen Trieb zu unterdrücken. Die kleinen Geister verdienen also würklich die Verachtung nicht, mit der man ihnen nun in allen Landen zu begegnen anfängt.

      *

      Er hatte etwas an sich, was die Herrnhuter gemeiniglich gesalbtes Wesen, der stubensitzende Lehrer der Theologie Frömmigkeit, der vernünftige Mann der die Welt kennt Einfalt und Unverstand nennt.

      *

      Hätte die Natur nicht gewollt daß der Kopf den Forderungen des Unterleibes Gehör geben sollte, was hätte sie nötig gehabt den Kopf an einen Unterleib anzuschließen. Dieser hätte sich ohne eigentlich dasjenige zu tun was man Sünde nennt satt essen und sich satt paaren und jener ohne diesen Systeme schmieden, abstrahieren und ohne Wein und Liebe von platonischen Räuschen und platonischen Entzückungen reden und singen und schwatzen können. Küsse vergiften ist noch weit ärger von der Natur gehandelt, als das Vergiften der Pfeile der Feinde im Krieg.

      *

      Magister Schulz spannte öfters über seinen Rock, der keine 4 Taler kostete, einen Regenschirm, der 6 unter Brüdern wert war.

      *

      In der Tat war dieses sonderbar, aber mich dünkt du handelst sonderbar ohne sonderbar zu sein. Höre, laß dich in kein Spiel ein mit dir selbst, du gewinnst dir doch nichts ab. Ich mag gern sehen, wenn man immer ist was man sein kann, was hilft es dich wenn du auch dem gegenwärtigen Augenblick etwas weismachst, worüber dich der nächste Lügen straft.

      *

       Ein gewisser Freund den ich kannte pflegte seinen Leib in drei Etagen zu teilen, den Kopf, die Brust und den Unterleib, und er wünschte öfters, daß sich die Hausleute der obersten und der untersten Etage besser vertragen könnten.

      *

      Die gerade Linie wird eher in sich selbst wieder zurückkehren, als ich von meiner Richtung abweichen, sage mir einen Weg der noch näher ist als der gradeste und ich will den jetzigen fahren lassen und deiner Anweisung folgen.

      *

      Lieber Freund, du kleidest deine Gedanken so sonderbar, daß sie nicht mehr aussehen wie Gedanken.

      Sage mir ob dieser nicht seltsam gekleidet ist und du sollst alle die meinigen nackend sehen ehe sie noch meine Sinnen mit ihrer Livree bedecken.

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