Geh's noch Gott?. Paulus Terwitte

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Geh's noch Gott? - Paulus Terwitte

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style="font-size:15px;">       Wie verzeihe ich richtig?

       Wie kann ich Menschen lieben, die mir auf die Nerven gehen?

       Wo sind die Grenzen der Toleranz?

       Ich finde keinen Zugang mehr zu meinem Kind. Was kann ich tun?

       V. DER GLAUBE UND DAS BODENPERSONAL

       Wohin führt mich die Frage nach Gott oder den Göttern?

       Wer ist Jesus?

       Ist der Papst wirklich unfehlbar?

       Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Was macht ihr falsch?

       Was ist deine Botschaft für Atheisten?

       Einleitung

      Glauben weckt Fragen. Das wundert viele, denn manche halten so einen Ordensbruder wie mich für einen überzeugten Christen, den nichts von seinen Meinungen und Einsichten abbringen kann. Aber weit gefehlt! Der wirklich glaubende Mensch ist tief verwurzelt in Gott und kann deswegen offen sein für alles, was in der Welt geschieht. Wer ein starkes Fundament hat, braucht nicht starrköpfig fundamentalistisch zu sein. Wer ein starkes Fundament hat, fühlt sich sicher und wird aufmerksam für das, was um ihn herum geschieht. Und er gerät dadurch ins Zweifeln.

      Der Zweifel ist eine gute Schwester des Glaubens, denn niemand ist sich wirklich immer seines Glaubens sicher – so wie keiner sich auch seiner Liebe sicher sein kann. Sie wird immer neu herausgefordert. Ein Gespräch, das man mit jemand anderem geführt hat, wirft ein neues Licht auf die eigene religiöse Entscheidung. Eine Erfahrung, die man in einer Gruppe gemacht hat, lässt einen den eigenen Lebenspartner oder die eigene Lebenspartnerin in einem neuen Licht erscheinen. Es kommen Zweifel auf: Habe ich richtig gewählt? Habe ich die richtige Einstellung? Höre ich eigentlich richtig hin? Bin ich der richtige Mensch für diesen Menschen? – Selbstzweifel, Zweifel über den anderen, Zweifel über Gott, Zweifel über das Leben gehören mit zu einem lebendigen Dasein in dieser Welt.

      Ich möchte Sie mit diesem Buch gerne einladen, dass Sie mir mit Ihren Fragen und Ihren Überlegungen begegnen. Jedes Wort habe ich in eine konkrete Situation hineingesprochen, das gesprochene Wort ist die Grundlage der Texte, die Sie hier finden. Fühlen Sie sich einen Moment von mir begleitet, angestoßen … vielleicht auch manchmal sogar angestachelt oder auch aufgestachelt.

      Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben (www.bruderpaulus.de) und mir Ihre Gedanken mitteilen, denn ich warte darauf, dass Menschen in lebendiger Begegnung mir den Horizont eröffnen. Ich fühle mich getragen von Gott, aber manchmal frage ich mich auch, wie er mich wohl trägt, wohin er mich wohl trägt und warum das eine Situation sein soll, in der er mich noch tragen kann.

      Dieses Buch ist entstanden aus einer Podcast-Reihe, in der ich mich Fragen des Alltags gestellt habe. Fragen über Gott und die Welt. Vielleicht tauchen Sie mit mir gemeinsam in die Antworten ein.

      Ihnen viel Spaß beim Lesen und bei den Begegnungen mit Gott. Es gibt so viele Begegnungen mit Gott wie es Menschen gibt – also: Auch für Sie ist eine individuelle Begegnung dabei!

       Bruder Paulus Terwitte

I.

      Was ist im Leben wirklich wichtig?

      Wirklich wichtig ist, dass ich Zeiten der Stille pflege. Das ist für mich der erste Punkt. Es scheint mir in einer hektischen Zeit das Allerwichtigste zu sein, dass jeder Mensch für sich Zeiten der Unterbrechung einplant. Der Ehemann braucht halt eine Stunde in der Woche, in der er wirklich mal alleine spazieren geht und mal zu sich kommt und zu Gott und sich findet. Genauso die Ehefrau, der Jugendliche. Am Tag braucht es solche Zeiten der Stille, in der ich aus dem Takt gerate. Wenn man so will auch gerne in Unordnung – also nicht in der Ordnung der Kalender, in der Ordnung der einlaufenden E-Mails, die ich beantworten muss. Es ist wichtig, dass ich aus dieser Maschinenwelt, aus dieser elektronisch gesteuerten Welt aussteige, den Aus-Knopf finde. Die Stille ist der Anfang des Staunens, und die Stille macht demütig. Darum gehört zu den allerwichtigsten Dingen im Leben die Stille.

      Zu einer Ehe gehören Zeiten, in denen Mann und Frau still miteinander auf einer Parkbank sitzen und sich gegenseitig genießen. Zum Gebet gehört die Stille. Man gehe in ein Museum. Das ist heute auch schon fast eine Seltenheit, dass es da wirklich still ist. Vor einem Bild zu sitzen und sich ansprechen zu lassen und zu merken: Die Stille kann auch unheimlich werden, weil sie so viel in einem weckt. Die Kirchenväter sprechen von den „Affen, die im Kopf herumspringen“, wenn es still wird. Plötzlich wird man ganz aufgeregt. Und manchmal scheint mir die Aufregung in der Welt eine Folge davon zu sein. Die Aufregung in der Welt scheint mir manchmal gemacht zu sein, damit ich die innere Erregung, die in der Stille passiert, nicht aushalten muss. Nichts ist schöner als die Stille, weil man intensiver fühlt, intensiver denkt, intensiver traurig ist, intensiver glücklich ist. Es geht um „Verweilen können“, so ein altes deutsches Wort. Verweilen können. „Augenblick, verweile doch, du bist so schön“, sagte schon Goethe. Dieses Verweilen bei sich, beim anderen, bei Gott. Gar nichts denken, gar nichts tun müssen. Meditieren, so sagen manche, sei das. Ja, ist es auch. Still sein können, ist das Allerwichtigste im Leben. Den Aus-Knopf finden. Jetzt das Buch mal hinlegen und einfach mal still sein. Ich weiß nicht, wann du das letzte Mal einem Vogel zugeschaut hast, wenn er einen Wurm sucht, oder wann du einer Blume zugeschaut hast, wie sie blüht, oder einer Spinne, wie sie ein Netz webt. Still sein – eines der größten Abenteuer im Leben.

      Ein zweiter Punkt hängt wohl sogar mit dem ersten zusammen, denn aus der Stille heraus wird die Wahrheit geboren. Das zweite Wichtige im Leben ist die Wahrheit, oder ich sage mal Wahrhaftigkeit. In einer Schauspiel-/Instagram-/Facebook-/Twitter-/TikTok-und-sonstwie-Welt, in der die Menschen ständig eine Show von sich machen und sich so zeigen, wie sie denken, dass andere sie sehen sollen, frage ich mich immer mehr: Wissen diese Menschen eigentlich noch, wer sie wahrhaftig sind? Und wer traut sich noch, sich dem anderen wahrhaftig zu zeigen? Vor lauter Angst, verlassen zu werden oder dass die Freunde enttäuscht sind, die Eltern, der Lehrer oder man selbst von sich, ist diese Schauspielerei derart ausgefeilt worden, dass wir unbedingt diesen zweiten Wert brauchen: die Wahrhaftigkeit. Mal sich zu trauen, einmal am Tag zu sagen: „Nein, ich kann nicht.“ Hört sich leicht an, aber es ist so schwer auszusprechen. „Kann ich nicht“ oder „Das ist mir jetzt zu viel, im Moment will ich mich damit nicht beschäftigen“. Oder einfach zu sagen: „Nein, danke für die Anfrage, aber ich glaube nicht, dass ich mit Ihnen zurechtkomme.“ Mal ganz wahrhaftig sein. Das ist das Gefährlichste im Leben, das Schwierigste, weil alle sich drumherum drücken, und dann wird daraus eine endlose Wurst und man hat so viele offene Enden im Leben. Ein wahres Wort zur rechten Zeit ist schon wichtig. Wahrhaftig zu sein und nicht etwas Falsches leben zu wollen, scheint mir ein ganz wichtiger Punkt zu sein.

      Das

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