Hypnosystemische Kommunikation mit inneren Beratern. Stefan Steinert
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Ein Anliegen dieses Buches ist, die Frage beantworten zu können, wie diese innere Haltung, von der unsere Kommunikationsfähigkeit im Wesentlichen abhängt, gelingen kann. Sie trägt im Erfolgsfall dazu bei, dass unsere Beziehungen und unsere Kommunikation konstruktiv, heilsam frei und freudvoll verlaufen. Wie erschließt sich uns ein Weg zu umfassender Heil- und Lebenskraft, die wir mit Leib, Seele und Geist wahrnehmen, ein Weg, der weniger von materiellem Reichtum oder sozialem Erfolg abhängt als von einer klaren Beziehung zu uns und unseren unbewussten Persönlichkeitsanteilen?
Aus dieser Sichtweise entsteht Haltung aus dem Zusammenwirken dieser inneren Beratersysteme, die im Unbewussten wirken. Besondere Formen von Achtsamkeitstechniken und hypnotherapeutisch wirksame Bilder oder Trancezustände helfen uns, uns diesen unbewussten Anteilen zu nähern und sie zu stärken.
Aus Sicht der traditionellen Naturheilverfahren stehen sie in enger Beziehung zu den vegetativen Systemen, die maßgeblich an der Funktion eines Organismus und damit an Emotionen wie Glück, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Demut usw. beteiligt sind. Wir werden auf sie in diesem Zusammenhang eingehen, da den Emotionen in den Heilritualen früherer Kulturen eine große Wirkung auf den harmonischen Fluss der Lebenskräfte zugeschrieben wird. Heilung ist nach diesem Verständnis nur möglich, wenn etwaige Blockaden, die das Fließen dieser Energien oder Selbstheilungskräfte behindern, aufgelöst werden.
Neben der Verabreichung von Heilmitteln oder manueller Behandlung von außen war schon vor über tausend Jahren vor allem eine spezielle mentale Stärke oder Haltung notwendig, die nach Viktor Frankl als ein besonderer innerer freier Raum bezeichnet werden kann, der der Garant für unser langfristiges und nachhaltiges Überleben ist. Er schützt uns vor den Impulsen unserer meist unbewussten Gedanken, die uns manchmal wie Autopiloten durchs Leben steuern, indem er einen zeitlichen und gedanklichen Puffer und damit die Gelegenheit zur einer besser überlegten Reaktion schafft. Dies wiederum verhilft uns zu einer Klärung unseres Bewusstseins und der Worte, mit denen wir uns an unser Gegenüber wenden und Beziehung gestalten. Viele Rituale der alten Heilkulturen erinnern aus heutiger Sicht an mentale, tranceartige Techniken, mit denen dieser Raum des Innehaltens entstehen kann. Sie führen uns zu Tranceübungen, durch die in einer bestimmten Form der Selbsthypnose eine erhöhte Aufmerksamkeit erreicht werden kann, die ihrerseits eine konstruktive Kommunikation mit dem Gegenüber ermöglicht.
Viele hypnotherapeutisch-wissenschaftliche Daten belegen, wie besondere Formen zwischenmenschlicher Kommunikation dokumentierbare Veränderungen im Organismus bewirken.
Angesichts solcher Ergebnisse hat die moderne Medizin nach einiger Zeit des Zögerns diese Erkenntnissen über die Macht des Wortes anerkannt. Ein entscheidendes Forschungsobjekt war das Arzt-Patienten-Gespräch, bei dem Erfolg und Misserfolg therapeutischer Maßnahmen von der verwendeten Wortwahl der Therapeut·innen abhängt. Diese Tatsache fand nicht nur in Lehrinhalten ärztlicher Ausbildungscurricula ihren Niederschlag, sondern hielt auch Einzug auch in die Psychosomatik und Psychoonkologie. Inzwischen finden die Techniken der sogenannten Sprechenden Medizin aus der Psychotherapie, Hypnotherapie, Paar- und Konfliktberatung immer häufiger Anwendung auch in Coachingseminaren zur Unternehmensberatung und Kommunikationsschulung.
In meiner eigenen Praxis durfte ich erfahren, dass es den therapeutischen Prozess erleichterte, wenn es gelang, Körpersignale sowohl bei mir, dem Therapeuten, als auch bei den Klient·innen als Ressourcen nutzen zu können. Bestimmte körperliche Anzeichen weisen auf die entsprechenden Teilbereiche des unbewussten, vegetativen Nervensystems hin, das die notwendige Fähigkeit zur Wahrnehmung, zum Aufbau und zur Abgrenzung in der Kommunikation erst ermöglicht. Sobald Menschen ihre unbewussten Steuerzentralen als Teile ihres Selbst, als innere Berater·innen kennen- und verstehen lernen und im Sinne einer ganzheitlichen Erfahrung spüren können, erleben sie sich weniger ohnmächtig. Empfindet man beispielsweise Wut, spürt man u. a. als körperliche Reaktion die Anspannung der Kaumuskeln. Wenn Klient·innen mit Hilfe bestimmter Techniken spüren lernen, wie Entspannung der Kaumuskulatur auch das Gefühl der Wut verringert und damit den Kopf freier für effektivere Lösungsversuche macht, wie sie also mit körperlichen Aktionen emotionale Empfindungen beeinflussen können, dann erfahren sie das wichtige Gefühl der Selbstwirksamkeit, eines der wichtigsten Erfolgsparameter psychotherapeutischer Arbeit. Dahinter steht die Idee, dass bestimmte Regulationsmodule des unbewussten Nervensystems, die sich dysfunktional verhalten, als Persönlichkeitsanteile erkannt und beeinflusst werden können.
Psychotherapeutische Methoden, die den Körper mit einbeziehen, erfassen tiefere Beziehungsebenen und sind nachhaltiger wirksam. Dies könnte erklären, warum ganzheitliche Behandlungsmethoden in einigen Bereichen der Medizin eine länger anhaltende Wirkung zeigen als engfokussierte Spezialmethoden, genauso wie z. B. notwendige chirurgische Eingriffe bei akuten Erkrankungen oder Verletzungen segensreich sind. Wenn hier von Ganzheitlichkeit die Rede ist, ist damit das Verständnis einer Struktur und Funktionsweise des menschlichen Organismus gemeint, in dem seelische und körperliche Empfindungen, Reaktionen, Denkweisen und Handlungen so eng miteinander verbunden sind, dass dies nicht als bewusster Prozess, sondern als unbewusster Vorgang, als Reaktion aus dem Bauch heraus oder als Bauchgefühl bezeichnet wird. In der Psychotherapie stehen zur Erklärung zahlreiche Behandlungsmodelle und Thesen zur Verfügung, die erfolgreich bei psychischen Störungen eingesetzt werden. Das Trancemodell der TCM arbeitet mit dem Regelwerk jahrtausendealter Diagnose- und Therapieschemata, um, vereinfacht ausgedrückt, seelisch und körperlich wirksame Selbstheilungskräfte zu entdecken und zu stärken.
Dahinter steht das bereits erwähnte Konzept, dass Störungen im menschlichen Körper dadurch entstehen, dass innere und äußere Faktoren den harmonischen Fluss der Selbstheilungskräfte blockieren. Therapeutisches Ziel war und ist es, diese Blockaden zu lösen – auch ohne die Hilfsmittel der modernen Medizin ein sinnvoller Ansatz, der in verschiedenen Kulturen im Laufe der Menschheitsgeschichte verfolgt wurde. Hierbei spielten schamanische rituelle Bräuche mit tranceähnlichen Zeremonien eine große Rolle. Sie nutzten Metaphern und Trancebilder, die körperlich und seelisch wahrgenommen werden konnten, um gestörte Körperfunktionen wieder in ein harmonisches Fließen zu bringen.
Das Trancemodell der TCM, das allgemeinmedizinische, psychotherapeutische und naturheilkundliche Behandlungsprinzipien berücksichtigt, findet heutzutage seine Anwendung vor allem in chronischen seelischen und körperlichen Störungen und Erkrankungen. Um diagnostische Zeichen und therapeutische Maßnahmen in einen regelhaften Zusammenhang zu bringen, bedarf es gewisser Strukturen, die sich bei vielen Heilkulturen in auffälliger Weise ähneln. Die TCM leitet die Wandlungsphasen, vereinfacht als seelisch-körperliche Reaktionsmuster bezeichnet, von den fünf Elementen ab. Analog dazu sind die Einsatzmöglichkeiten der Trancebilder zu den inneren unbewussten Berater·innen in Beziehungsaufbau und Kommunikation zu verstehen. Im Gegensatz zu anderen mentalen Verfahren mit frei assoziiert entstandenen Visionen werden in unserem Modell geführte Trancen vorgestellt, die erst in einem zweiten Schritt die aufkommenden Assoziationen mitberücksichtigen. Der archetypische Ursprung der hier verwendeten Trancen erklärt den besonderen Erfolg in ihrer Anwendung schon in den Zeiten schamanischer Heilrituale.
Als Hauptursache psychosomatischer Störungen stellten sich meist kommunikative Schwierigkeiten unserer Klient·innen heraus, die sich oft unbemerkt über viele Jahre in familiären, partnerschaftlichen oder beruflichen Feldern entwickelt haben. Die therapeutischen Bemühungen gerade in diesen Krankheitsfeldern führten zu der Erkenntnis,