Hypnosystemische Kommunikation mit inneren Beratern. Stefan Steinert

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Hypnosystemische Kommunikation mit inneren Beratern - Stefan Steinert Hypnose und Hypnotherapie

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Das würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen. Mit der zweiten Frage, wie viele bin ich, sind die verschiedenen Anteile unseres unbewussten Nervensystems gemeint, genauer die vegetativen Systeme. Sie agieren in uns wie innere Berater·innen und haben genau festgelegte Aufgaben auszuführen, je nach aktueller Anforderung, ohne dass wir auch nur einen Hauch von dieser Aktivität mitbekommen.

      Wenn wir z. B. nach einem opulenten Mahl müde sind oder nach einem starken Espresso verlangen, dann können wir einen Ausschnitt der Arbeit eines unserer vegetativen Systeme kennenlernen, das sonst in aller Stille unbemerkt fleißig seine Aufgaben erledigt. Gemeint ist in diesem Fall die spezielle innere Berater·in für Stoffwechselangelegenheiten samt seiner Helfer, Teile des unbewussten Nervensystems, Steuerzentren, die sich unter anderem um alle Anforderungen rund um die Verdauung kümmern. Sie gehören zu den vegetativen Systemen der Mittenorgane. Sind nun die Anforderungen bei einer kalorienreichen Mahlzeit einmal ungewöhnlich hoch, vielleicht nach einer größeren Portion Schweinekrustenbraten oder einer besonders großen köstlichen Sahneschnitte, dann kann sich das vegetative unbewusste System der Mitte schon einmal bemerkbar machen. Zeichen für seine Überlastung ist typischerweise eine Trübung der ansonsten klaren Körperenergie, was sich in einer Reduktion der geistigen Leistungsfähigkeit, fehlender Konzentration, in Müdigkeit oder Gleichgültigkeit bemerkbar machen kann. Dadurch werden wiederum andere Steuerzentralen aktiviert, die Zwischenlösungen in Gang setzen und vielleicht eine ursprünglich zu diesem Zeitpunkt geplante Besprechung absagen, die Möglichkeit zu einem Mittagsschlaf schaffen oder eine Extraportion Koffein einfordern.

      Es wird deutlich, dass konstruktive Kommunikation besser gelingt, wenn ich eine ungefähre Ahnung habe von meinen aktuellen Gefühlen und Bedürfnissen. Erst wenn ich weiß, was ich wirklich will, wie es mir geht, wenn ich meine Bedürfnisse und Wünsche kenne und realisieren möchte, d. h., meine in mir agierenden inneren Berater·innen kenne, ihre Schwächen und Stärken, und wenn es mir gelingt, Einfluss auf diese Anteile nehmen zu können, dann werde ich auch in der Lage sein, in konstruktive und freudvolle Kommunikation mit anderen Menschen zu kommen. Meditationsrituale verschiedenster Heilkulturen haben das Ziel, »gesunde« Kommunikationswege herzustellen, indem sie den Übenden dabei helfen, zu sich zu finden, in sich selbst »nach Hause« zu kommen, was bedeutet, sich selbst zu erkennen, zu akzeptieren und sich von negativen Gefühlen wie Angst und Ärger so weit lösen zu können, dass sie im Kontakt zu anderen nicht stören.

      Das Wort Kommunikation ist verwandt mit dem Wort Kommune, z. B. als Stadt- oder Dorfgemeinschaft, aber auch als Wohn- oder Lebensgemeinschaft. Eine Gemeinschaft lebt vom Austausch von Informationen, wenn ein Individuum dem anderen etwas mitteilen will. Die menschliche Sprache bietet dafür die Voraussetzungen, sofern die Kommunizierenden die gleiche Sprache sprechen. Wir kennen aber auch zu gut den Fall, dass die Gesprächspartner·innen die gleiche Muttersprache haben und trotzdem nicht die gleiche Sprache sprechen. Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. Woran könnte es liegen, wenn Kommunikation schwierig wird?

      Wir gehen davon aus, dass der Mensch mit individueller Grundkonstitution, individuellen Erbanlagen, seelischen und körperlichen Stärken und Schwächen auf die Welt kommt. Danach wird er durch seine Lebensumstände geprägt, in seiner Entwicklung im besten Fall gefördert, im schlechtesten vernachlässigt oder behindert. Wesentlichen Einfluss hat die verbale und nonverbale Kommunikation mit der Umgebung, die bereits im Mutterleib beginnt und dann bis zum Lebensende fortgeführt wird und wirkt.

      Der bekannte Psychotherapeut Paul Watzlawick sagt: »Man kann nicht nicht kommunizieren«, was bedeutet, dass wir in jedem Moment unseres Lebens von den Auswirkungen der mitunter gar nicht bewusst wahrgenommenen Kommunikation betroffen sind, mal in angenehmer, mal in unangenehmer Weise. Sie hat damit aus der ganzheitlichen Sicht traditioneller Heilverfahren gesunde oder ungesunde Effekte auf unsere Lebens- und Selbstheilungskräfte. Stress durch unlösbar erscheinende Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen erzeugt oder verstärkt Blockaden und kann damit die Störungen körperlicher und seelischer Art führen. Daher hat eine konstruktive Kommunikation nicht nur das Ziel, geistig fassbare Fragen zu klären, sondern auch die Fähigkeit, durch Auflösung dieser Blockaden seelische und körperliche Heilung zu unterstützen.

      In den letzten Jahren sind wissenschaftliche Untersuchungen in den Fokus gerückt, die sich auf die Auswirkungen verschiedener Kommunikationsverhalten ausrichten. Dabei stellte sich heraus, dass die ganzheitliche Betrachtung der Abläufe im menschlichen Körper und der Funktion des unbewussten Nervensystems zu Lösungsansätzen führt, mit denen wir die kommunikativen Fähigkeiten sowohl im medizinischen als auch im sozialen Bereich deutlich verbessern können.

      Die Wirkung der Gespräche zwischen Ärzt·in und Patient·in wird erst seit einigen Jahren verstärkt diskutiert immer mehr Thema in der Forschung von Medizin und Psychologie. Die Ergebnisse zeigen, welche Erfolge vor allem durch eine Kommunikation erreicht werden, die sich an hypnotherapeutischen Methoden orientiert. Hansjörg Ebell (2004), Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, konnte anhand mehrerer Studien die besondere Wirkung hypnotherapeutischer Gesprächsführung nachweisen. Danach fühlten sich die Patient·innen nicht nur besser, sondern konnten den Bedarf an Schmerzmitteln reduzieren und berichteten über signifikant kürzere und komplikationsärmere Heilverläufe. Zentraler Punkt dieser Gesprächsführung ist der achtsame Einsatz von Sprache, der sich im Sinne hypnotherapeutischer Zuwendung besonders an den Assoziationen und Reaktionen der Patient·innen orientiert.

      Eine Auswertung von Metaanalysen von Winfried Häuser (2017) ergab bei über 400 Patient·innen einen geringeren Schmerzmittelverbrauch während und nach Operationen sowie bei psychosomatischen Erkrankungen, wenn die Patient·innen hypnotherapeutisch mitbehandelt wurden. Einen Effekt hatte nicht nur der Einsatz hypnotischer Techniken, sondern auch die Art der sprachlichen Zuwendung. Das Fazit der Analyse: Hypnotische Techniken wie der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu Patient·innen von allen Ärzt·innen und Zahnärzt·innen im klinischen Alltag können Bestandteil einer wirkungsvollen Arzt-Patienten-Kommunikation sein.

      Die besondere Auswahl von Worten in einer Unterhaltung entfaltet sich aber nicht nur in Arzt-Patienten-Gesprächen, wo mittlerweile die Wirksamkeit belegt wurde, sondern in jeder Begegnung von Menschen mit Menschen, sei es am Arbeitsplatz, beim Hobby oder in der Familie.

      Eine nachhaltige Wirkung im Aufbau einer tragfähigen Beziehung zwischen den Kommunikationspartner·innen wird erzielt, wenn Zeichen wie körperliche Befindlichkeiten und Reaktionsweisen so wahrgenommen und verwendet werden können, dass sie zur Klärung des aktuellen Zustands der vegetativen Systeme und damit zum Erfolg der Unterhaltung beitragen können. Gemeint sind mit diesen Zeichen sogenannte somatische Marker, d. h. genau definierte seelische und körperliche Äußerungen des Organismus, die auf den aktuellen Zustand der vegetativen Systeme hindeuten und die wir als Steuerzentralen des Unbewussten betrachten können. Sie verfügen über bestimmte Begabungen und Kompetenzen und können ressourcenorientiert als Verstärker oder Übersetzer in kommunikativen Prozessen wirken.

      Die verbale Kommunikation bedient nur einen kleinen Ausschnitt der zahlreichen Informationskanäle zwischen zwei Menschen. Eine wesentlichere Rolle im Erfassen der gesamten Botschaft, die ein Mensch einem anderen zukommen lässt, spielt die nonverbale Kommunikation. Sie drückt sich nicht in Worten aus, sondern in Zeichen wie Gesten, Mimik, Körperhaltung oder Bewegung, Tonfall, einem Stöhnen oder Lachen usw. Diese Kanäle der Informationsübertragung machen über 80 Prozent dessen aus, was in der Kommunikation vom Empfänger aufgenommen wird, was letztlich haften bleibt, bei ihm wirkt und den Fortgang der Unterhaltung prägt.

      Die Komplexität einer Botschaft fällt uns normalerweise kaum auf, solange unser Gegenüber authentisch wirkt, d. h., verbale und nonverbale Informationskanäle sich im Einklang befinden. Aber das

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