Hypnosystemische Kommunikation mit inneren Beratern. Stefan Steinert
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Situationen, in denen wir uns bekannte Menschen unerwartet verändert erleben, sind uns vertraut und kommen in jeder lebendigen Beziehung vor. Wenn eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung besteht, können wir davon ausgehen, dass in Kürze verbale und nonverbale Informationskanäle wieder harmonisch zusammenschwingen werden. Meist handelt es sich um eine kurz anhaltende Irritation als adaptives Zeichen in einer Phase, in der Gedanken neu geordnet werden mussten, ohne dass dies von außen bewusst erkennbar war.
Problematisch wird es, wenn diese Momente der Irritation länger anhalten. Dann spüren wir am Arbeitsplatz, aber auch im Freundeskreis oder in der Partnerschaft, dass sich Zeichen einer Distanzierung einschleichen, die uns verunsichern. Manchmal fühlt es sich an wie ein Missverständnis, von dem man nicht weiß, wie es entstanden sein könnte, und das sich unter Umständen zu einer Art seltsamer Fremdheit entwickelt. Wenn zu diesem Zeitpunkt einer der Partner·innen eine Klärung der Beziehung einfordert, wird es Zeit und ist es klug, sich diesem Problem zu stellen. Ehrliche und offene Gespräche zu zweit, im Freundes- oder Kolleg·innenkreis sind gefragt, unter Umständen auch die Hilfe einer professionellen Berater·in.
An diesem Punkt stellen sich wichtige Fragen:
Wo stehe ich, und was will ich?
Wo steht und was will mein Gegenüber?
Wie sieht unsere Beziehung zu diesem Zeitpunkt aus, und wie sollte sie sich ändern?
Daraus ergibt sich die Aufgabe, die zu uns passende Form einer Gesprächsführung zu finden, die beiden Seiten wieder zu einem konstruktiven Kommunikationsstil verhilft.
1.5 Kommunikationsstile
Verschiedene Kommunikationsberater-Schulen haben in den letzten Jahrzehnten wirkungsvolle Modelle und Techniken entwickelt, die mit individuellen Ansätzen erfolgreich zum Einsatz kamen. Die im Folgenden skizzierten Methoden bieten einige der Aspekte an, die mit der in diesem Buch vorgestellten Methode der konstruktiven Kommunikation (ASOMA-Kommunikationsmodell) weiterentwickelt wurden. Wenn wir den Aufbau, die Funktion und Wirkungsweise von Kommunikation aus einem ganzheitlichem Verständnis heraus betrachten, so wie traditionelle Heilverfahren die Funktion des menschlichen Organismus begreifen, dann ergibt sich daraus, dass die Entstehung und Wirkung von Kommunikation untrennbar mit dem inneren Energiefluss des Menschen verbunden ist, der wiederum Einfluss auf unsere seelische und körperliche Befindlichkeit hat. Somit kontrollieren die vegetativen Systeme, d. h. Steuerzentralen im zentralen Nervensystem, durch ihr Zusammenwirken auch die seelischen und körperlichen Abläufe im Menschen.
Einen wichtigen Aspekt im Beziehungsgeschehen zwischen Menschen hob der Psychologe und Psychotherapeut Carl Rogers hervor. Er ging bei der Entwicklung der klientenzentrierten Gesprächstherapie und dem Ausbau der Humanistischen Psychologie davon aus, dass jeder Mensch nach Autonomie, Unabhängigkeit und nach der Befriedigung seiner Bedürfnisse strebt. Sollte dies nicht gelingen, weil sie z. B. den Zwängen des Alltagslebens mit Familie und Beruf widersprechen, wirkt sich das in der Regel negativ auf Beziehungsqualität und Gesundheit aus. Menschen leben dann in guten Beziehungen, wenn sie sich gegenseitig bei der Erfüllung ihrer berechtigten Bedürfnisse unterstützen.
Es ist ein wesentliches Bedürfnis des Menschen, geschätzter und anerkannter Teil der Gesellschaft zu sein. Wenn nun das Bild, das dieser Mensch von sich selbst hat, abweicht von dem Bild, das die Gesellschaft von ihm hat, entsteht eine Inkongruenz und damit eine Unzufriedenheit, deren Hintergründe dem Betroffenen auf den ersten Blick nicht klar sind. In die ärztliche Praxis kommen z. B. Kinder und Jugendliche mit Bauchschmerzen, die, medizinisch abgeklärt, körperlich nicht begründbar sind. Nicht selten stellt sich heraus, dass die Ursache der Beschwerden in Konflikten begründet ist, die in der Schule mit Mitschüler·innen oder Lehrer·innen entstanden sind. Aus Sicht der traditionellen Heilverfahren führen Diskrepanzen in der Wahrnehmung der Lebenswirklichkeit zu Irritationen im Unbewussten, in den vegetativen Systemen, und in der Folge zu Störungen im Lauf der eigenen Lebenskräfte durch Blockaden der Lebensenergieströme, die sich in seelischen und körperlichen Symptomen zeigen können.
Das Verblüffende an dieser Erkenntnis ist, dass enttäuschte Erwartungen einerseits krank machen können, andererseits aber auch Krankheiten geheilt werden können, wenn es durch eine besondere Gesprächsführung gelingt, Erfahrungen und Emotionen, die in früheren Auseinandersetzungen mit anderen Menschen entstanden, in einem anderen Licht als bisher sehen zu können. Dadurch können sich einzelne Blockaden auflösen, verlieren ihre kraftraubende Wirkung auf die Selbstheilungskräfte, und seelische und/oder körperliche Krankheitssymptome bilden sich zurück. Beim Aufbau eines konstruktiven Gesprächs spielt die hier vorgestellte Methode der heilsamen Kommunikation eine wesentliche Rolle.
Auf dem Weg, diese Gespräche aufzubauen, begegnen wir einem weiteren Modell, das bereits auf die in diesem Buch beschriebene Methode der ASOMA-Kommunikation hinweist. Der Psychologe und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun (2003) beschreibt verschiedene Kanäle des Informationsaustausches. Er betrachtet die Botschaft, die der Sender während einer Unterhaltung an den Empfänger richtet, unter vier Aspekten. So fragt er nicht nur danach, welcher Sachverhalt in der Botschaft transportiert werden soll, sondern auch, in welcher Beziehung der Sender zum Empfänger steht, was er diesem darüber hinaus, also außer dem Sachverhalt, zu verstehen geben will, und was er von sich selbst und seiner Sicht der Welt offen zur Schau stellen möchte.
Die verschiedenen Ebenen, auf denen eine Nachricht transportiert werden kann, nennt er
die Sachebene
die Beziehungsebene
die Appellebene und
die Selbstoffenbarungsebene.
Er legt dar, wie unterschiedlich voneinander Sender und Empfänger eine Botschaft meinen, verstehen oder darauf reagieren. Um im Bild der vegetativen Systeme als innere Berater·innen im Unbewussten zu bleiben, wird jede dieser Ebenen durch diverse Steuerzentralen und Berater·innen kontrolliert, die, je nachdem wie die einzelnen aktuell agieren, die jeweilige Nachricht in der einen oder anderen Weise emotional färben.
1.6 Somatisch-seelisches Erleben
Zahlreiche Modelle der Gesprächsführung haben sich als hilfreich erwiesen, wenn man Kommunikation nicht als Small Talk oder als Bühne der Selbstdarstellung, sondern als konstruktiven Austausch von Wissen und Gefühlen nutzen will. Sie erfordern z. T. fachliche Voraussetzungen und Ausbildung, vor allem jedoch die Motivation, die Techniken einzuüben, da uns die Fähigkeiten empathischer Verständigung nicht in die Wiege gelegt wurden. Es bedarf eines Trainings, das uns beim Aufbau dieser Fähigkeiten unterstützt. Übungen sind auch bei der hier vorgestellten Methode der ASOMA-Kommunikation notwendig und erzielen beim