Lustvolle Qualen. Melanie Weber-Tilse
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Читать онлайн книгу Lustvolle Qualen - Melanie Weber-Tilse страница 4
»Bei der Hitze kann man einfach nicht schlafen, Jeremy. Da ist es im klimatisierten Büro weitaus angenehmer. Und hier im Bus sowieso.«
»Dann mal rein mit dir, Mädchen, damit die Hitze aus meinem kühlen Bus bleibt«, jagte er sie auf ihren Platz.
Sie ließ sich in den Sitz fallen und schaute während der Fahrt verträumt aus dem Fenster. Es war eine Umstellung gewesen, dass man hier während der Fahrt nicht mit dem Busfahrer reden durfte, so blieb ihr wirklich nur der kurze Smalltalk beim Ein- und Aussteigen.
Nur wenige Menschen stiegen um 6 Uhr früh in den Bus und so hatte sie die Sitzreihe ganz für sich und musste nicht neben irgendeinem schwitzenden Menschen sitzen.
Eine halbe Stunde später stieg sie an ihrer Haltestelle aus und winkte Jeremy zum Abschied. Die 2 Minuten Fußweg trieben ihr wieder den Schweiß aus den Poren, und als sie das kühle Bürogebäude betrat, klebten ihr einige kleine Locken im Nacken, die sich aus der Frisur gelöst hatten.
Auch im Büro waren nur wenige Angestellte, sodass sie schon einiges aufarbeiten konnte, bevor der große Andrang begann und ihre Kollegen eintrudelten.
Sie hörte schon an den hektischen und schnellen Schritten, dass Sarah das Großraumbüro betrat. Wie jeden Morgen kam sie auf den letzten Drücker und der erste Weg führte sie in die kleine Büroküche, um dort ihren täglichen Koffeinkick zu bekommen.
Joyce schüttelte schmunzelnd den Kopf. Sarah war einfach zu berechenbar und schaffte es nicht, sich morgens einen Kaffee fertigzumachen.
Sie konzentrierte sich wieder auf die öden Zahlen auf ihrem Computer und blendete die anderen Kollegen aus, die mittlerweile alle auf ihren Plätzen saßen. Und doch bekam sie mit, wie sich Sarah auf ihren Stuhl schmiss und dann sofort zu ihr herüberrollte.
»Erzähl mir alles!«
»Hm? «, Joyce ließ sich nicht ablenken und hörte Sarah neben sich schnauben.
»Du sollst mir jedes schmutzige Detail erzählen.«
Jetzt hatte Sarah ihre volle Aufmerksamkeit. »Nicht so laut, es muss doch nicht jeder hier mitbekommen, Sarah.«
»Dann hör auf, mich zu ignorieren. Du weißt doch genau, wie neugierig ich bin«, kicherte diese.
Seufzend lehnte sich Joyce in ihrem Stuhl zurück und wandte sich ihrer besten Freundin zu. »Es gibt nichts zu erzählen.«
»Hat er nicht mehr geschrieben«, flüsterte Sarah aufgebracht.
»Doch, allerdings hat mein Laptop entschieden, dass es nun Zeit sei, den Freitod zu wählen.« Joyce wollte sich gerade wieder ihrem PC zuwenden, doch für Sarah war das Thema noch lange nicht vorbei.
»Du hast doch ein Handy!«
»Das ist einen Tag vorher im Putzeimer ertrunken«, nuschelte sie jetzt.
»Nein!«
»Doch!«
»Was ein Mist!«
»Was haben denn meine zwei Lieblingskolleginnen zu tuscheln?«, erklang eine Stimme von hinten.
Joyce stellten sich die feinen Nackenhaare auf. Das hatte ihr gerade noch gefehlt, dass sich der schleimige Patrick wieder von hinten näherte. Entschlossen rollte sie mit ihrem Bürostuhl zurück. Wie sie gehofft hatte, traf sie auf einen Widerstand und ein lautes Fluchen war zu hören. Das Kichern von Sarah ließ sie kurz die Augen verdrehen, dann schaute sie mit kaltem Blick zu ihrem Kollegen auf, der das Gesicht schmerzlich verzogen hatte.
»Kannst du nicht aufpassen?« , fuhr er sie an.
»Was schleichst du dich auch von hinten an und meinst, unsere Gespräche belauschen zu müssen?« Joyce konnte den Mann nicht ausstehen und zeigte nur allzu deutlich ihre Abneigung.
»Das wirst du mir bü…« setzte er an, wurde aber von ihren Vorgesetzten Mr. Quinn unterbrochen.
»Gibt es ein Problem, Mr. Fletcher?«
»Nein, natürlich nicht«, stammelte Patrick mit hochrotem Kopf und warf Joyce noch einen giftigen Blick zu, bevor er ging.
»Alles in Ordnung, Ms. Newman?«, dabei schaute er aber nicht Joyce, sondern Sarah an.
Oh ja, der heiße Mr. Quinn stand total auf Sarah. Das konnte sogar ein Blinder erkennen.
»Ja, natürlich, Mr. Quinn.«
Eigentlich erwartete er gar keine Antwort von ihr und verschwand mit einem Seitenblick auf Sarah in sein Büro.
Joyce drehte sich zu Sarah und musste sich das Lachen verkneifen. Mit verträumtem Blick sah sie dem Abteilungsleiter hinterher.
»Du hast da was.«
Diesmal war es Sarah, die nur mit einem »Hm?«, antwortete.
»Ich bin mir sicher, das ist Sabber.«
»Was …? Du bist echt doof. Aber so schnell lasse ich dich nicht vom Haken. Nach Feierabend werden wir ein neues Handy kaufen und danach lade ich dich auf einen Shake ein.«
Joyce zog sich wieder an den Schreibtisch heran und konnte das aufkommende Kribbeln nicht unterdrücken. Wenn sie wieder ein Handy hatte, konnte sie endlich Sams Nachricht lesen.
»Es ist das neueste Modell und hat alles, was Sie brauchen: mehrfarbige Status-LED, microSD-Slot, herausnehmbarer Akku, WLAN-ac, LTE Cat4, mhl 2.1, USB on the go, ein Fingerprint-Sensor und den Schutzstandard IP67.«
Joyce blickte verwirrt vom Verkäufer zu ihrer Freundin. Diese strahlte und hielt beide Daumen nach oben. Anscheinend hatte Sarah der Ausführung folgen können, sie dagegen war mittendrin ausgestiegen. Da der Verkäufer sie anstarrte, erwartete er wohl eine Antwort von ihr.
»Das hört sich alles gut an. Ich brauche ein Handy, was ins Internet kann und günstig ist. Keine Spielereien oder übertriebene Technik.«
Die verständnislosen Blicke der beiden ignorierte sie und starrte nun ihrerseits den Verkäufer an. Sein Blick dagegen wurde mitleidig und schließlich zog er ein Handy hervor, was vom Preisschild her genau in ihr Budget passte. Sie gab ihm ihre Kreditkarte und fast schon, als ob er Schmerzen hatte, zog er die Plastikkarte durch das Lesegerät.
Die Frauen traten wieder raus in die Hitze und Joyce presste die Tüte fest an sich. Endlich konnte sie mit Sam wieder in Kontakt treten.
Sarah zerrte sie zu ihrem Lieblingscafé, und als sie unter einem großen Schirm Platz nahmen, kam sogleich der Kellner und nahm ihre Bestellung auf.
Nachdem dieser verschwunden war, schaute Sarah sie ernst an. »Und nun erzähl.«
»Was soll ich denn erzählen, Sarah? Ich hab dir bisher doch alles berichtet, wenn wir uns geschrieben haben.«
»Hältst du mich für blöd? Hast du dich heute einmal beobachtet?