Lustvolle Qualen. Melanie Weber-Tilse
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Sie lehnte sich weit über den Tisch, riss dem Kellner, der gerade dazu trat die Milchshakes aus der Hand und schaute sie dann mit einem süffisanten Lächeln an. »Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass du auf solche Spielchen stehst? Du, das Mauerblümchen? Da hat ja der Papst mehr Ahnung davon als du!«
Joyce keuchte auf. »Sag mal, geht’s noch? Was bitteschön, soll das denn jetzt? Du bist echt …«
Sarah lachte laut auf, wurde dann aber schnell wieder ernst. »Das war ein Scherz. Aber wie ich sehe, findest du das nicht lustig.« Sie rutschte mit dem Stuhl näher an sie heran. »Und jetzt möchte ich jedes verdammte Detail wissen!«
Das Handy lag neben ihr auf dem Bett und das rote Licht zeigte an, dass es am Aufladen war. Freudig öffnete sie die Abdeckung, um ihre SIM-Karte einzusetzen, nur um dann ungläubig die Augen aufzureißen. Nie und nimmer würde diese Größe in das kleine Fach passen. Warum hatte der bescheuerte Verkäufer nicht gesagt, dass dort Micro-Karten hineingehörten … die sie nicht hatte.
Enttäuscht ließ sie den Kopf sinken und schrie ihre Wut in das Kissen hinein.
Sam
Sein Morgen begann gegen halb Elf. Eigentlich hatte er trotz einer Nachtschicht vorgehabt, wie gewohnt um 6:30 Uhr aufzustehen und fünf Meilen zu laufen, aber er fühlte sich dann doch nicht danach. Bis 4 Uhr nachts hatte er an der Korrektur der Klausuren gesessen, doch fühlte er sich immer wieder genötigt auf sein Handy zu schauen, ob sie geantwortet hatte.
Das kannte er so nicht von ihr. Sie war fast pünktlich wie ein Uhrwerk. Jeden Abend gegen 10 Uhr hatte er ihre Antwort im Postkasten.
Er müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass ihn das nicht irritierte und so zog sich das Korrigieren doch länger hin als erwartet, und seine Motivation sich danach mit nur zwei Stunden Schlaf in den Knochen aus dem Bett zu quälen, war weniger als null.
›Was solls‹, dachte er, ›ich hab erst um 12 Sprechstunde‹ und so drehte er sich nochmal im Bett um.
Als er dann endlich aus dem Bett raus war, wurde erst mal die Anlage ordentlich aufgedreht und mit Type O Negative ging es unter die Dusche. October Rust - ja damit ließen sich wirklich die letzten Fetzen der Müdigkeit vertreiben und erlaubten ihm einen entspannten Start in den Tag.
Ein schneller Blick auf sein Handy verriet ihm ... nichts. Sie hatte immer noch nicht geantwortet. Zwölf Stunden Verspätung, was war da nur los? Seufzend schaute er auf die Uhr. Er hatte keine Zeit sich nun darum zu kümmern, wenn er nicht zu spät zu seiner Sprechstunde kommen wollte.
Die Mittagshitze kündigte sich schon an, und so zog er sich nur eine dünne Armeehose und ein olivfarbenes T-Shirt an. ›Scheiß drauf, was der Dekan sagt‹. Bei dem Wetter würde er nicht die ganze Zeit in einem Anzug rum laufen, und in seiner eigenen Suppe kochen!
So ging es mit seiner Maschine Richtung Campus und er genoss den lauen Fahrtwind. Ja, diese Gegend hatte schon was, man musste sich nur drauf einlassen. Eigentlich hatte er überlegt, wieder für ein halbes Jahr in den aktiven Dienst zu gehen, aber dann war sie passiert.
Wie hatte sich dieses unschuldige Ding nur auf so eine Seite verirren können? Sicher, ihre Fantasie war der Hammer, aber ausgelebt hatte sie noch nichts und sollte es so weit kommen und er würde sich nicht ganz dämlich anstellen, wäre er der Erste, mit dem sie das alles erleben würde.
Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, ohne dass er es merkte. Ja, diese Wirkung hatte sie in den letzten Wochen öfter auf ihn gehabt.
Doch das brachte ihn wieder zu dem Gedanken, dass sie mit ihrer Antwort nun seit mehr als 12 Stunden überfällig war. Und schon verfinsterte sich seine Miene deutlich vor Sorge. Was war da nur los?
Wenn er nur wüsste, wo sie wohnte oder wenigstens ihre Telefonnummer hätte, aber nein, die Seite war in dem Punkt echt gut ausgestattet. Es gab voice to voice Chats, oder auch Face to Face, ebenso konnte man die E-Mails und Anrufe auf sein Handy umleiten, und so war es nicht nötig, irgendetwas über sich preiszugeben, was die persönliche Identität offenbarte, es sei denn, man wünschte es.
Doch wollte er nun versuchen sie zu erreichen, ohne das Netzwerk zu benutzen - no way - er musste sich einfach gedulden.
Die Sprechstunde war wie erwartet sehr voll gewesen. Reichlich Studieninteressierte drängten einer nach dem anderen in sein kleines Büro. Nachdem er fünf Mal haargenau dieselben Fragen beantwortet hatte, reichte es ihm. Kurzerhand verließ er sein Büro und befahl allen Wartenden, ihm zu folgen. Er requirierte einen leeren Hörsaal und forderte alle auf Platz zu nehmen und per Handzeichen anzuzeigen, wenn sie eine Frage hatten. Das war definitiv effizienter und es sparte Nerven.
So wurde flux aus seiner Sprechstunde eine Studienberatungsveranstaltung. Nachdem er konsequent auch die dämlichste Frage ruhig und sachlich beantwortet hatte, entließ er alle, hängte noch die Ergebnisse der Klausur am Schwarzen Brett auf und war gerade dabei, das Gebäude zu verlassen, als er hinter sich die Stimme des Dekans vernahm »Ähm ... Mr. Mouraux?... Ähm ... hätten Sie vielleicht eine Minute für mich?«
Langsam drehte Sam sich um, blickte auf Paul Fintcher hinab und auf dessen kleine, quadratisch, praktisch, gute Gestalt. Manchmal war es wirklich von Vorteil, etwas höher hinaufgeschossen zu sein, aber der Größenunterschied zwischen ihm und dem Dekan waren annähernd dreißig Zentimeter.
»Auch zwei, Sir, was kann ich für Sie tun?«, fragte er mit einer Ruhe, welche ihn selbst überraschte, denn so langsam hielt er es nicht mehr aus. Sie hatte sich immer noch nicht gemeldet und so wollte er sich gerade auf den Weg machen, Peter zu besuchen und ihn zu fragen, ob er vielleicht weiter helfen könnte.
»Nun Mr. Mouraux, zum einen wollte ich fragen, ob Ihre Anzüge in der Reinigung sind, da ...«
Mit einer knappen Geste schnitt Sam dem Leiter seines Institutes das Wort ab. »Paul, ich weiß ja nicht, ob Sie in den letzten Tagen mal draußen waren, aber wir haben seit über zwei Wochen an die 40 Grad. In Anbetracht dessen, dass das Semester offiziell beendet ist, werde ich nicht weiter in Anzügen hier rum laufen und mich tot schwitzen. Also haben Sie nun genau zwei Möglichkeiten: Entweder Sie feuern mich oder akzeptieren meine Kleidung. Die Entscheidung überlasse ich Ihnen. War dies das Einzige, was Sie auf dem Herzen haben, oder kann ich Ihnen sonst irgendwie behilflich sein?«
Sichtlich aus der Fassung gebracht brauchte sein Gegenüber ein paar Minuten, um sich wieder zu fangen, ehe er verlegen antwortete. »Ähm ... ja nun ... Äh ... ja, wie dem auch sei, ich wollte Sie ... Äh ... eigentlich fragen ob Sie vielleicht ... Ähm die Einführungsveranstaltung in die Grundlagen der Medizin ... ob Sie die vielleicht im kommenden Semester übernehmen könnten?«
›So viel zur Bekleidung‹, dachte sich Sam, und mit einem schelmischen Grinsen antwortete er, »unter einer Bedingung Paul, Sie gestatten mir in Zukunft, dass ich auf Anzüge verzichten kann, okay? Was sagen Sie, Sir? Sind wir uns einig?«
Zur Besiegelung dieser Übereinkunft wurde sich feierlich die Hände geschüttelt und beide gingen mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ihrer Wege.
Aber nun wollte er nichts weiter als zu Peter und so schwang er sich auf seine Maschine.
Peter