Middlemarch. George Eliot

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Middlemarch - George Eliot

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»Ich denke, liebe Dorothea, wir würden dem Andenken Mama's zu nahe treten, wenn wir die Juwelen weglegten und gar nicht beachteten. Und,« fügte sie zaudernd mit einem halbunterdrückten Seufzer hinzu, »Halsbänder sind etwas ganz Gewöhnliches, und selbst Madame Poinçon, die in einigen Dingen noch strenger war als Du, pflegte Schmuck zu tragen. Und im Himmel gibt es gewiß christliche Frauen, welche auf Erden Juwelen getragen haben.« Celia war sich einer gewissen geistigen Stärke bewußt, sobald sie sich einmal ernsthaft auf's Argumentieren verlegte.

      »Du möchtest sie tragen?!« rief Dorothea, mit dem Ausdruck des höchsten Erstaunens und mit einer dramatischen Gebärde, die sie eben jener Madame Poinçon, welche Schmuck zu tragen pflegte, abgesehen hatte. »Gewiß, laß sie uns hernehmen. Warum hast Du mir das nicht früher gesagt? Aber die Schlüssel, wo sind die Schlüssel?« Dabei preßte sie die Hände gegen die Seiten ihres Kopfes, als verzweifle sie an ihrem Gedächtnis.

      »Hier sind sie,« erwiderte Celia, welche diese Auseinandersetzung lange geplant und vorbereitet hatte.

      »Bitte, öffne die große Schublade des Schranks und nimm den Juwelenkasten heraus.«

      Der Kasten stand bald genug offen vor ihnen und die verschiedenen Juwelen lagen wie ein buntes Blumenbeet an dem Tische vor ihnen ausgebreitet. Es war keine große Auswahl, aber einige von den Schmucksachen waren von wirklich seltener Schönheit; unter ihnen fielen zwei, ein Halsband von dunkelvioletten, höchst elegant in Gold gefaßten Amethysten und ein Kreuz von Perlen mit fünf Brillanten, sofort als die schönsten in die Augen. Dorothea nahm das Halsband in die Hand und band es ihrer Schwester um den Hals, den es fast so eng wie ein Armband umschloss; aber dieses enge Halsband paßte gerade zu dem Henriette-Marien-Styl von Celia's Kopf und Hals, und daß dem so war, konnte sie selbst in dem gegenüberstehenden Spiegel sehen.

      »Siehst Du, Celia, das kannst Du mit Deinem weißen Musselinkleid tragen. Aber das Kreuz paßt zu Deinen dunklen Kleidern.«

      Celia bemühte sich, ein freudiges Lächeln zu unterdrücken.

      »O Dora, das Kreuz mußt Du für Dich behalten.«

      »Nein, nein, liebes Kind,« sagte Dorothea, indem sie mit der Hand eine nachlässig abwehrende Bewegung machte.

      »Ja wohl, ja wohl, Du mußt; es würde Dir bei Deinem schwarzen Kleide gut stehen,« erwiderte Celia dringend. »Du kannst es getrost tragen.

      »Nein, nicht um Alles in der Welt. Ein Kreuz ist das letzte, was ich als Schmuck tragen möchte.« Dabei durchfuhr Dorothea ein leichter Schauer.

      »Dann findest Du es wohl sträflich von mir, es zu tragen,« entgegnete Celia unbehaglich.

      »Nein, liebes Kind, nein,« sagte Dorothea, indem sie ihrer Schwester die Wange streichelte, »auch die Seelen haben ihre Physiognomie; was sich für die Eine schickt, schickt sich nicht für die Andere.«

      »Aber vielleicht möchtest Du es um Mama's Willen behalten.«

      »O nein, ich habe andere Dinge von Mama, ihren Kasten von Sandelholz, den ich so sehr liebe, – eine Menge anderer Dinge. Die Juwelen sollen alle Dir gehören, liebes Kind. Wir brauchen also darüber nicht länger zu verhandeln. Komm, nimm Dein Eigentum zu Dir.«

      Celia fühlte sich ein wenig verletzt. Es lag etwas von anmaßlicher Überlegenheit in dieser puritanischen Toleranz, die für das leichte Blut der weniger überspannten Schwester kaum minder empfindlich war als puritanische Verfolgungssucht.

      »Aber wie kann ich Schmucksachen tragen, wenn Du, die ältere Schwester, nie dergleichen tragen willst?«

      »Nein, Celia, es ist zu viel verlangt, daß ich Schmuck tragen soll, um Dir Gesellschaft zu leisten. Wenn ich ein solches Halsband tragen müßte, so würde mir zu Mute sein, als wenn ich Ballet tanzen sollte. Alles würde sich mit mir im Kreise herumdrehen, und ich würde nicht mehr aufrecht stehen können.«

      Celia hatte das Halsband wieder abgenommen und – sagte mit einiger Genugtuung: »Es würde für Deinen Hals etwas zu eng sein; etwas Herabhängendes würde besser für Dich passen.« Das aus allen Gesichtspunkten vollkommen Unpassende des Halsbandes für Dorothea ließ Celia dasselbe um so lieber annehmen. Dann öffnete sie einige Kasten mit Ringen, unter denen ein schöner Smaragd mit Diamanten um so prächtiger erglänzte, als die eben hinter einer Wolke hervorbrechende Sonne den Ring mit einem hellen Strahl beleuchtete.

      »Wie schön diese Edelsteine sind,« sagte Dorothea, in welcher der Sonnenstrahl plötzlich neue Empfindungen erweckt zu haben schien. »Es ist sonderbar, wie tief wir von Farben wie von Gerüchen beeindruckt werden. Ich denke mir, darum kommen in der Offenbarung Johannis Edelsteine als Embleme der Seele vor. Sie muten uns an, wie Bruchstücke des Himmels. Mir scheint, der Smaragd da ist der schönste von allen.«

      »Und da,« sagte Celia, »ist ein Armband, das dazu paßt und welches wir vorhin gar nicht bemerkt haben.«

      »Sie sind reizend,« sagte Dorothea, indem sie den Ring und das Armband über ihren Finger und ihr schön geformtes Handgelenk gleiten ließ und ihre Hand auf einer Höhe mit ihren Augen gegen das Fenster hielt. Gleichzeitig war sie innerlich bemüht, ihr Gefallen an den schönen Farben dadurch vor sich selbst zu rechtfertigen, daß sie dieselben in ihre mystisch religiöse Ekstase verwebte.

      »Diese Steine würden Dir doch gefallen, Dorothea,« sagte Celia mit etwas zitternder Stimme, indem sie staunend zu bemerken glaubte, daß ihre Schwester nicht frei von Schwäche sei, während sie andererseits dachte, daß Smaragden für ihren Teint noch besser passen würden als Amethyste.

      »Wenn Du auch sonst nichts willst, den Ring und das Armband mußt Du behalten. Aber sieh doch, auch die Achate sind sehr hübsch und haben etwas so Ruhiges.«

      »Ja,« erwiderte Dorothea, »ich will diesen Ring und das «« IF Armband behalten.« – »Aber,« fuhr sie, indem sie ihre Hand auf den Tisch fallen ließ, in einem anderen Tone fort. »Was sind es doch für unglückliche Menschen, die solche Dinge auffinden und verkaufen.« Sie hielt abermals inne, und Celia dachte, ihre Schwester werde nun wieder auf die Schmucksachen verzichten, wie sie es konsequenter Weise hätte tun müssen. »Ja, liebste Celia,« nahm Dorothea in einem ganz entschlossenen Tone wieder auf, »ich will diese beiden Sachen behalten; aber nimm alles Übrige mitsamt dem Kasten an Dich.« Sie nahm ihren Bleistift wieder zur Hand, ohne jedoch die Juwelen, welche sie noch immer ansah, zu entfernen. Sie dachte daran, wie sie dieselben oft vor sich haben möchte, um ihre Augen an diesen kleinen Quellen reiner Farben zu weiden.

      »Wirst Du die Sachen in Gesellschaft tragen?« fragte Celia, welche wirklich neugierig darauf war, was Dorothea damit tun würde. Diese warf ihrer Schwester einen raschen Blick zu. Durch all das verklärende Licht, in welchem ihre Phantasie ihr Alle erscheinen ließ, die sie liebte, fuhr doch bisweilen blitzartig ein scharfes Urteil. Wenn Dorothea jemals zu einer vollkommenen Milde ihres Wesens gelangen sollte, so würde nicht Mangel an innerem Feuer diese Umwandlung bewirken.

      »Vielleicht,« erwiderte sie in etwas hochmütigem Tone. »Ich kann nicht voraussagen, wie tief ich noch einmal sinken werde.«

      Celia errötete und fühlte sich unglücklich. Sie sah, daß sie ihre Schwester verletzt hatte, und wagte es nicht einmal, etwas Freundliches über die ihr überlassenen Schmucksachen zu sagen, sondern legte dieselben schweigend wieder in den Kasten und nahm sie fort.

      Dorothea ihrerseits fühlte sich gleichfalls unglücklich, als sie wieder an ihren Bauplänen zeichnete, indem sie sich zweifelnd fragte, ob ihre Gefühle und ihre Worte bei dem Auftritte, dem jener kleine Zornesausbruch ein Ende gemacht hatte, ganz rein gewesen seien.

      Celia's

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