Homo sapiens movere ~ gebrochen. R. R. Alval
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Eine Gänsehaut rieselte über meinen Rücken. Roman stand nur zwei Meter von mir entfernt. Unbeweglich wie eine Statue. Atmete er überhaupt? Schluckend wich ich ein Stück zurück. „Äh… danke fürs Bescheid geben. Ich beeile mich.“ Roman machte keinerlei Anstalten zu verschwinden. Zu gern hätte ich ihn mit einem husch, husch und wedelnden Händen dazu animiert. Aber meine Angst überwog. Konnte er mein Herz hämmern hören? „Können wir?“
Was?
„Ich… äh… brauche noch eine Weile. Ich fahre mit dem Auto. Es gibt also keinen Grund für dich, auf mich zu warten.“ Ich atmete erleichtert aus, als Roman sich in Luft auflöste und ging rasch in meine Küche. Nur, um dort ein fiependes Geräusch von mir zu geben.
Roman stand vor meinem Kühlschrank. Wenn ich mir einen Kaffee ansetzen wollte, müsste ich ihm den Rücken zukehren. Keine gute Idee. Warum verschwand er nicht? Dachte er, ich würde Steward versetzen? „Willst du nicht… verpuffen und deinem Vater Bescheid sagen, dass ich mich beeile?“
Abgesehen von einer dezent angehobenen Augenbraue und seinem Mund, der mir mitteilte, dass er warten würde, bewegte sich Roman keinen Millimeter. Na schön! Er sollte bloß nicht denken, dass ich Angst vor ihm hatte.
Pah!
Selbstsicher lief ich durch die Küche – mit ängstlichem Herzrasen, das in meinem Hals stattfand – füllte Wasser in die Kaffeemaschine, legte den Tab ein und schaltete die Maschine an. Anschließend angelte ich mir eine Schüssel aus dem Schrank. In die kippte ich Cornflakes, die ich sofort mit Milch ertränkte. Die Stille, die mich umgab, wurde nur unterbrochen vom Gluckern der Tassimo und dem knuspernden Geräusch der Cornflakes, die ich mir in den Mund schob. In Romans Gegenwart zu essen war, gelinde ausgedrückt, dem Gefühl einer Henkersmahlzeit gleichzusetzen. Kein Wunder, dass die Dinger in meinem Mund immer mehr wurden.
Noch während ich kaute, griff ich nach der inzwischen gefüllten Tasse. Leider, ohne zu bemerken, dass Roman näher kam. Absolut lautlos. Wie der Jäger, der er war.
Verdammt!
Ich hätte ihn im Auge behalten sollen. Ich konnte ein Zusammenzucken nicht vermeiden, als sich seine Hände neben mir abstützen, womit er mich zwischen sich und der Anrichte einkesselte. Mein Rücken wenige Zentimeter von seiner Brust entfernt. Ich getraute mich nicht, nach meiner Tasse zu greifen – meine Finger stoppten wenige Zentimeter davor – oder mir gar einen weiteren Löffel der Cornflakes in den Mund zu schieben. So sehr wie ich zitterte, würde ich die Hälfe verschütten. Er berührte mich nicht, aber seine tödliche Ausstrahlung fühlte ich trotz allem.
Sehr intensiv.
„Gestern Abend warst du mutiger. Kastrieren, Beißerchen ziehen und grillen, hm? Eine interessante Drohung.“ Hatte ich das wirklich gesagt?
Himmel!
Mir war übel.
„Das war eine Kurzschlussreaktion.“ Romans Finger fuhren ganz leicht über meinen rechten Arm nach oben, was mich in tausend Ängsten schaudern ließ. Seine Hand blieb nicht liegen. Elegant und fest genug, um meine Panik weiter zu schüren, schlang er sie um meinen Hals. Drückte mich an seine unnachgiebige Brust. „Ich lasse mir ungern drohen.“ Seiner Stimme fehlte jegliche Modulation. Eiskalt und bar jedes Gefühls.
Sollte ich jetzt versuchen meine Fähigkeiten zu aktivieren, wäre ich schneller tot, als ich Muh sagen könnte.
Also hielt ich still und betete, dass er sich rechtzeitig besann. Eben noch hing er mir an der Gurgel, im nächsten Moment stand er wieder mit einigem Abstand hinter mir. „Werde fertig. Ich habe noch andere Dinge zu tun.“ Ich tröstete mich damit, dass ich nach erfolgreichem Abschluss von Stewards Auftrag nie wieder mit einem Vampir zu tun haben würde. Ich schüttete meinen Kaffee hinunter, sagte meiner Mutter ab und ballte die Hände zu Fäusten, als Roman auf mich zukam, in seine Arme zog und zu seinem Vater teleportierte.
Möglicherweise hätte ich nicht davon ausgehen sollen, dass Bingham wegen des Auftrags mit mir sprechen wollte. Denn dazu war Romans Anwesenheit nicht notwendig. Allerdings legte Steward sehr großen Wert darauf, dass sein Sohn bei unserer kleinen Besprechung anwesend war. „Samantha, es ist schön, dich zu sehen. Was machen deine Fähigkeiten?“ Meine…, äh… ja, was sollte ich ihm sagen? „Ich fürchte, das wird noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Ich habe sie noch nicht unter Kontrolle.“ Eigentlich war das gelogen, denn ich hatte einfach nicht den Mut sie einzusetzen. Ebenso, wie mir bisher der Mut fehlte, mich erneut auf ein Motorrad zu setzen. Meine Lady hatte mittelschwere Schäden genommen und stand in einer Werkstatt. Darauf wartend, dass ich einen Auftrag erteilte. „Du solltest daran arbeiten, Samantha.“, tadelte mich Steward. Ich zuckte zusammen.
Hatte er meine Gedanken gelesen?
Sein Gesicht verriet mir nichts dergleichen. Dennoch lag es im Bereich des Möglichen. Obwohl ich sein Blut in mir hatte, hieß das lediglich, dass ich von keinem Vampir mehr manipuliert werden konnte. Das Ausspionieren meiner Gedanken schloss das eventuell nicht unmittelbar ein. „Ich möchte, dass du mit Roman trainierst. Wie dir bekannt ist, hat auch er einige neu erworbene Fähigkeiten. Es könnte durchaus von Vorteil sein, wenn ihr zwei das zu euren Gunsten ausnutzt.“ Mit Roman üben? Na aber sicher doch! Frei nach dem Motto: Tretet dem Menschlein ordentlich in den Hintern? Nee, oder? Wie stand denn Roman dazu? Aus den Augenwinkeln versuchte ich, etwas auf dessen Gesicht zu erkennen. Aber falls er eine Meinung dazu hatte, trug er sie nicht offen zur Schau. „Er ist, wie wir alle wissen, der Einzige, der von deinen Fähigkeiten nicht beeinträchtigt wird. Du kannst ihm also auf keinen Fall schaden.“ Ja, ich ihm nicht.
Aber er mir durchaus!
Das Risiko wollte ich keineswegs eingehen.
Auf der anderen Seite hatte ich natürlich kaum eine andere Wahl. Wessen Chakren sollte ich lesen, wenn ich allein übte? Die meines Teppichbelags? Wohl kaum. Trotzdem; Roman als Sparringpartner? Da konnte ich mich auch gleich in ein Messer meiner Wahl stürzen.
Natürlich verstand ich Stewards Ambitionen. Er wollte sein Eigentum zurück und ich würde ihm das nur als movere besorgen können. Also erst dann, wenn ich meine Fähigkeiten wieder beherrschte.
Darum stimmte ich zu.
Nur darum.
Steward zuliebe.
Nicht, weil ich nach Romans Gegenwart lechzte. Genauso gut könnte ich mir eine Flasche Batteriesäure einverleiben. Mit einem Schmunzeln und der Bitte um Nachschlag.
„Gut. Wenn du soweit bist…“, Steward sah stirnrunzelnd auf meine guten Jeans und den dunkelroten Rollkragenpullover, „… wird Roman dich zum Übungsplatz bringen.“ Hmhm, ich werde mir, auf deutsch gesagt, den Arsch abfrieren. „Es wäre sicher besser, wenn ich mich vorher umziehe.“, gab ich zu bedenken, denn die Aussicht auf einen abgefrorenen Hintern war in etwa so unerwünscht, wie die Befürchtung meinen Pullover zu flambieren. Oder meine Jeans. Die waren zwar nicht auffallend teuer gewesen, aber ihre Passform war erstklassig. Roman nickte seinem Vater zu, der uns Hand wedelnd entließ, riss mich in seine Arme und ehe ich mich versah, stand ich in meiner Schlafstube. Roman vor mir; mich mit seinen silbrig-blauen Augen fixierend.
„Könntest du dich umdrehen? Bitte?“ Man, so viel Anstand könnte er doch von allein besitzen. In Windeseile wechselte ich meine Klamotten, zog mir ein paar alte Jeans an. Die konnte ruhig ein paar Brandflecke abbekommen. Außerdem ein Shirt und