Homo sapiens movere ~ gebrochen. R. R. Alval

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Homo sapiens movere ~ gebrochen - R. R. Alval страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Homo sapiens movere ~ gebrochen - R. R. Alval gebrochen

Скачать книгу

style="font-size:15px;">      Egal, es war passiert. Alan hatte mich auf die Abschussliste gesetzt.

      Wortwörtlich.

      Trotzdem gestattete ich es mir nicht, ängstlich zu sein. Angst würde meine momentane Hilflosigkeit schüren. Was unweigerlich darauf hinaus liefe, dass ich mich nicht nur von ihr und meiner Wut, sondern auch noch einer nahenden Depression beherrschen ließe. Darauf konnte ich gut und gerne verzichten. Dennoch war es beunruhigend, dass bisher niemand versucht hatte, mir erneut nach dem Leben zu trachten. Entweder war ich durch meine Nahtoderfahrung bereits vollkommen aus dem Rudel entfernt oder die Gestaltwandler fanden es witzig, mich im Unwissenden zu lassen.

      So durfte ich wild spekulieren, wann und ob ein weiterer Anschlag geplant war.

      Ich schob diese Überlegungen in die dunkelste Ecke meines Kopfes und konzentrierte mich wieder auf Dominiks Anweisungen. Ich war nicht gelähmt, aber meine Muskeln waren derart verkümmert, dass ich erst wieder lernen musste sie zu gebrauchen. Kein Wunder. Nach dem ersten Schock, wie lange ich im Koma gelegen hatte, fand ich mich allmählich damit ab, dass mir mehr als sieben Monate fehlten.

      32 Wochen!

      Und jetzt musste ich die Quintessenz dieser anhaltenden Bewegungslosigkeit ausbaden. Schöne Scheiße!

      Ich hatte nicht nur mehr als ein halbes Jahr meines Lebens, sondern sogar meinen Geburtstag verpasst! Heiliger Bimbam, ich bin 31!

      „Weinen Sie, Samantha?“ Mürrisch schüttelte ich den Kopf und biss die Zähne zusammen. Meine Hände hatten sich um die Stange des starren Laufbandes verkrampft, auf dem ich mich bemühte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. „Gut, dann machen Sie weiter. Konzentrieren Sie sich. Erinnern Sie sich, wie es funktioniert.“ Wäre Dominik kein Sklaventreiber, der sich als Therapeut verkleidet hatte, hätte ich ihn möglicherweise als gut aussehend bezeichnet. Ich schätzte ihn etwas jünger als mich, vielleicht Mitte zwanzig. Sein Haar lag in kleinen, braunen Wellen um sein schmales Gesicht, das dennoch sehr maskulin wirkte. Sein kantiges Kinn war angespannt, seine vollen Lippen zusammengepresst und seine Mundwinkel kräuselten sich in gezierter Zurückhaltung. Fast, als hielte er mit aller Macht einen entnervten Schrei zurück. Dominik war ein wenig größer als ich und recht muskulös.

      Nicht wie ein Gestaltwandler. Seine Figur erinnerte mehr an einen Vampir. Aber ihm fehlte das gewisse Etwas. Die legere Gleichgültigkeit vielleicht. Daraus schloss ich, dass er ein Mensch sein musste. Freilich hätte ich seine Energiepunkte checken können. Doch solange ich meinen Körper nicht vollständig beherrschte, hatte ich Angst davor.

      Ganz ehrlich.

      Wer sagte mir denn, dass ich nicht aus Versehen meine Eigenschaften als Saphi freisetzte? Mich wunderte eh, dass das während meines Komas nichts passiert war. Hatten auch diese Fähigkeiten geschlummert?

      „Wo sind Sie nur mit ihren Gedanken?“ Dominiks Stimme war so dicht neben meinem Ohr, dass ich beinah einen Sprung nach hinten gemacht hätte. Allerdings wäre es nur der Versuch gewesen. In Wahrheit wäre ich umgefallen. Ziemlich elegant … jaaha … wie ein Mehlsack. Ein großer. Von daher konnte ich wirklich von Glück reden, dass ich nicht mehr allzu schreckhaft war.

      Oder meine Reaktionen selbst von einer Schnecke im Winterschlaf noch überholt werden konnte.

      Mein Herz allerdings trommelte heftig gegen meinen Brustkorb. „Jetzt geben Sie sich ein bisschen mehr Mühe. Sie schaffen das, Samantha. Sie müssen es nur wollen!“

       Geee-nau. Und wenn ich dich lang genug anstiere, siehst du aus wie meine Mutter.

      Zischend atmete ich die Luft zwischen den Zähnen aus. Gleichzeitig brüllte ich mein Bein gedanklich an sich endlich von dem scheiß verfickten, blöden Boden zu lösen. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es, mein Knie zu beugen und meinen Fuß einen – oder vielleicht auch zwei – Zentimeter anzuheben. So konnte ich mein Bein, ähnlich einem Schlurfen, nach vorn schieben. Von Gehen konnte keine Rede sein.

      Aber hey!

      Noch vor drei Tagen hatte ich nicht mal stehen können.

      Danach war ich unendlich froh, als ich wieder im Bett lag. Noch besser, es war Essenszeit. Schöner wäre es natürlich gewesen, wenn mich jemand gefüttert hätte. Aber ich musste allein dafür sorgen, dass sich meine Hand mit der Gabel an meinen Mund bewegte. Ohne die Gabel fallen zu lassen. Oder das Essen, was sich darauf befand.

      Und ohne meinen Mund zu verfehlen!

      Pah, wie war Dominik nur auf diese Idee gekommen? Sollte er mich nicht unterstützen? Es kam mir eher so vor, als würde er mich absichtlich quälen. Natürlich wusste ich, dass es nur zu meinem Besten war. Trotzdem – verdammter Bockmist – es war furchtbar. Verdammt schwer.

      Einfach zum Kotzen!

      Nie im Leben hätte ich mir ausgemalt, alles von vorn lernen zu müssen. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, aus meiner Haut fahren zu können. Hätten die scheiß Gestaltwandler das auch richtig machen können? Dann wäre ich jetzt zwar tot, würde aber auch nicht in diesem unnützen Gestell aus Haut, Knochen und unbrauchbaren Muskeln feststecken. Abermals füllten sich meine Augen mit Tränen, die ich schnell fort blinzelte. Alan würde es nicht schaffen, mich zu brechen. Selbst wenn das bedeutete, dass ich dafür mit Dominik, dem Sklaventreiber, jeden Tag eine mehrstündige Verabredung hatte.

      Alan würde ich es zeigen!

      Ich, Samantha Bricks, war nicht totzukriegen. Ich wollte verflucht nochmal leben.

      Richtig leben.

      Ohne Einschränkungen.

      Mein Herz war nach wie vor nicht geheilt. Doch mit genügend Abstand – hey, ich hatte immerhin schon ein paar Monate ohne ihn ausgestanden – käme ich über diesen eingebildeten Lackaffen hinweg. Von jetzt an musste ich nicht mehr fürchten, dass ich halbjährlich mit ihm konfrontiert wäre. Wegen des Rituals. Abgesehen von der immer noch bestehenden Möglichkeit, dass das Rudel erst aufgab, wenn ich tatsächlich zwei Meter tief unter der Erde lag. Oder waren es drei Meter? Egal. Ich musste schnellstmöglich wieder auf die Beine kommen. Dann konnte ich mir immer noch Gedanken darüber machen, wie ich den Gestaltwandlern entkäme. Notfalls mussten eben sie dran glauben.

      Eine zweite Chance bekamen sie nicht.

      Ich war vorgewarnt.

      Die nächsten Wochen kämpfte ich.

      Jeden Tag gab ich mein Bestes. Versuchte, so schnell wie möglich meine alte Form zurückzuerlangen. Fehlschläge einzustecken und mir diese auch einzugestehen, gehörte ebenso dazu wie die winzig kleinen Fortschritte. Dominik holte mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Glücklicherweise ließ er auch ein Lob niemals aus. Verwirrend waren jedoch die Momente, in denen ich Besuch bekam. Von meiner Familie fast täglich. Doch immer öfter kam auch Steward Bingham in mein Zimmer, fragte mir Löcher in den Bauch und informierte sich über meine Fortschritte.

      Nickend nahm er sie hin.

      Ob das gut oder schlecht war? Keine Ahnung.

      Nebenher erfuhr ich etwas Wichtiges: Ich hatte es ihm zu verdanken, dass ich überhaupt noch unter den Lebenden weilte. Ohne sein Blut wäre ich meinen Verletzungen erlegen. Allerdings schaffte es kein noch so starkes Vampirblut oder irgendwelche Magie, egal welcher Spezies, eine Heilung vollkommen zu machen. Steward hatte mir quasi die Möglichkeit gegeben. Einen Strohhalm.

Скачать книгу