Homo sapiens movere ~ gebrochen. R. R. Alval
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Kein Wunder, dass mir niemand etwas mitgeteilt hatte. Andererseits, was stand ich hier dumm rum?
Eiligst sah ich zu, dass ich mich wieder notdürftig unter Kontrolle bekam, startete mein Motorrad und fuhr los. Wohin war egal. Zu viele Fragen geisterten durch meine Großhirnrinde: Warum hatte mich noch niemand seiner Leute umgebracht? Der Wächter hätte mir nichts sagen müssen. Wollten die erst mit mir spielen. Mich in Todesangst zittern lassen? Musste Alan das selbst erledigen? Durfte ich mich verteidigen? Nicht, dass ich um Erlaubnis betteln würde! Ich würde jeden flambieren, der mir nach dem Leben trachtete.
Heute bin ich doch noch in Sicherheit, oder?
Immerhin musste erst das Ritual vollzogen werden.
Ziellos fuhr ich drauflos und blieb etwa zehn Minuten später entsetzt, ratlos und den Tränen nahe am Straßenrand stehen. Es wollte mir nicht in den Kopf, dass er mein Leben einfach wegwerfen konnte. Ich hatte ihm nichts getan. Er hatte mir die Suppe eingebrockt; er sollte sie gefälligst auch auslöffeln. Aber um ehrlich zu sein, war ich viel zu aufgewühlt und verängstigt, als dass ich hätte klar denken können. Zumindest für eine ganze Weile.
Eine verflixt lange Weile!
Wie lange ich an der Straße stand und blicklos in die Ferne starrte, wusste ich nicht. Aber irgendwann hatte ich mich wieder einigermaßen gefangen. Ich nahm mir vor, Alan am nächsten Tag zur Rede zu stellen. Ich würde ganz sicher nicht freiwillig die Radieschen von unten ansehen. Das konnte er sich abschminken!
Inzwischen weit weniger verängstigt, dafür viel mehr wütend und aufgebracht, holte ich tief Luft und fuhr weiter.
Nicht nach Hause.
Ich brauchte erst noch ein wenig Ablenkung. Was konnte mich mehr ablenken als eine Fahrt über die schnurgerade Landstraße, die von kahlen Bäumen gesäumt wurde und den Blick auf dutzende verstreute, mit weihnachtlichen Lichtern geschmückte Häuschen preisgab? Ich fuhr einfach drauf los. Nur ich und mein Motorrad. Die Sterne über mir. Die Häuser weit genug weg, um sie noch als Zivilisation wahrzunehmen. Aber ohne selbst ein Teil davon zu sein.
Ich gab Gas, fühlte das Vibrieren der Maschine, das sich bis in meine Knochen fortsetzte. Mir das unendliche Gefühl von Freiheit vorgaukelte. Ich hätte Handschuhe anziehen sollen, denn der Fahrtwind war doch kühler als erwartet.
Ach was, so spüre ich wenigstens, dass ich noch am Leben bin!
Der Lichtkegel meines Scheinwerfers wurde plötzlich dunkler. Er verschwamm regelrecht vor meinen Augen. Dafür rauschte ein tiefes Grollen in meinen Ohren: Als würden sämtliche Äderchen in meinem Hirn platzen und eine Sturzflut von Geräuschen verursachen. Ich wollte die Kupplung ziehen und bremsen…
„Oh mein Gott!“
…
…
„Lebt sie noch?“
„Ruf den Notarzt!“
…
„Treten Sie doch bitte zur Seite…“
„…lassen Sie uns unsere Arb…“
…
multiple Traumata…“
…
bereiten Sie die Not-OP vor…“
…
Angehörige verständ…“
…
…
Ich spüre meine Beine nicht! Oh Scheiße, was ist denn hier los?
…
„Wir machen Ihnen keine großen Hoffnungen. Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber rechnen Sie mit dem schlimmsten…“
Mom? Paps?
Was zum Teufel ist denn hier los?
Verdammt, warum kann ich nicht sprechen?
Wo bin ich?
…
…
„… Schädelbasisbruch
Gehirnschädigung ist nicht auszuschließen…“
…
„… Hüft- und Oberschenkelfrakturen sind das kleinste Problem…“
….
„… Lungenquetschung…“
„… gebrochene Rippen…“
„… Nieren- und Milzruptur…“
„… Blutung gestoppt…“
…
…
„…ventrikuläre Tachykardie…Defi…. 360“
„… zurück…“
„… Oh man, was war das denn? Habt ihr das gesehen?“
„…Stromstöße… movere? …“
…
„… Geräte sind tot…“
„… sowas hab ich noch nicht gesehen…“
„… können wir es riskieren…“
…
Meine Mom ist hier.
Weint sie wegen mir?
Paps?
Verflucht nochmal, redet doch lauter!
Ich höre euch nicht!
…