Bis dein Atem gefriert. Ana Dee

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Bis dein Atem gefriert - Ana Dee

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      Die Mädchen stiegen ein und nahmen auf der Rückbank Platz. Frija startete den Motor und fuhr los.

      „Und, wie ist die Bio-Klausur gelaufen?“, fragte sie und musterte Sara im Rückspiegel. Wie schnell die Kinder doch groß wurden. Hatte ihre Tochter nicht erst gestern mit einem Zahnlückenlächeln im Kindersitz gesessen und ein Eis geschleckt?

      „Ging so“, antwortete Sara einsilbig.

      „Jetzt komm schon, lass dich nicht immer bitten“, bat Frija. Die Zeiten waren vorbei, in denen Sara wegen jeder Kleinigkeit zu ihr gekommen war. Sie vermisste diese enge Bindung, die sich allmählich aufzulösen schien. Aber so war das Leben. Altes verging, um Neuem Platz zu schaffen.

      „Ich denke, dass ich mit einer gute Note rechnen kann. Die Fragen waren zwar kompliziert formuliert, aber im Großen und Ganzen konnte ich alle beantworten.“

      Svea saß neben Sara und grinste breit.

      „Wollt ihr euch später noch treffen? Ich meine nur, wegen des stürmischen Wetters.“

      „Nein, nein, wir sind doch nicht lebensmüde“, antwortete Svea lachend. „Wir müssen nur noch für Mathe üben und falls wir Fragen haben, gibt es ja noch den Messenger.“

      „Tja, die Vorteile der heutigen Zeit“, erwiderte Frija.

      „Ja Mam. Wir wissen schließlich, dass du barfuß fünfzehn Kilometer durch den Schnee zur Schule laufen musstest“, kicherte Sara albern.

      „Immerhin, du hast dir die alten Kamellen gemerkt“, lachte Frija, die den Wagen vor Sveas Elternhaus stoppte. „So, da wären wir. Svea, dir noch einen schönen Nachmittag.“

      „Danke, ebenso“, antwortete sie brav und stieg aus. „Bey, bey, Sara, wir sehen uns morgen.“

      „Alles klar. Wir treffen uns wieder, wenn sich der Sturm verzogen hat.“

      „Davon kannst aus ausgehen …“

      „Mädels, habt ihr’s jetzt?“, fragte Frija ungeduldig.

      „Jaaaa, Mam“, antwortete Sara gereizt und Svea schlug die Autotür zu.

      Die restliche Strecke bis zum Haus legten sie schweigend zurück. Mehrere Tannenzapfen trafen die Windschutzscheibe, als eine heftige Bö durch die Bäume fegte. Frija fuhr den Wagen wieder in die Garage und rief besorgt nach Smilla.

      „Miez, Miez, wo steckst du nur?“

      Die Katzendame ließ sich nicht blicken und Frija schloss hastig die Haustür auf. Der Sturm hatte noch einmal an Stärke zugelegt und das Holzhaus erzitterte bei jeder Böe.

      „Himmel, was für ein Wetter.“ Sie rieb sich fröstelnd über die Arme. „In fünf Minuten ist das Essen fertig.“

      „Okay, ich ziehe mich in der Zwischenzeit um.“

      Kurz darauf saßen sie am Tisch.

      „Was macht dein neues Projekt?“, erkundigte sich Sara.

      „Ich hatte vorhin quasi den Durchbruch und wenn ich mich ranhalte, kann ich bis zum Abend meine Vorschläge nach Stockholm schicken.“

      „He, das ist doch super. Falls es einen Extrabonus gibt, lass es mich wissen. Ich könnte eine neue Skinny-Jeans gebrauchen.“

      „Typisch, meine Tochter. Wenn es etwas zum Abgreifen gibt, dann bist du die Erste“, lachte Frija. Nur noch drei Jahre würden sie gemeinsam am Tisch sitzen, um die Mahlzeiten zu teilen, und schon jetzt wurde ihr schwer ums Herz, ihr kleines Mädchen ziehen zu lassen. Sara hatte große Pläne und wollte ausgerechnet in Stockholm studieren.

      Frija wäre es lieber gewesen, wenn sich Sara für eine andere Stadt entschieden hätte. Kleiner, überschaubarer und sicherer. Vielleicht gelang es ihr doch noch, Sara in puncto Uni umzustimmen.

      „Danke Mam, es hat wie immer lecker geschmeckt.“ Sara stand auf und stellte ihren Teller in die Spüle. „Ich bin dann wieder in meinem Zimmer, lernen und so.“

      „Ja, mach mal“, antwortete Frija abwesend.

      Sie spülte das wenige Geschirr per Hand und hob mehrmals ihren Blick, um aus dem Fenster zu schauen. Sie hätte Smilla nicht ins Freie lassen sollen, schon gar nicht bei diesem unberechenbaren Wetter.

      Sie musste alles im Blick behalten, das war fast schon eine Obsession. Sara reagierte in letzter Zeit auf ihren übergroßen Mutterinstinkt mit Ablehnung, sie nabelte sich ab. Von ihren Freundinnen wurde Sara oft mitleidig belächelt, wenn sie die zehnte Nachricht ihrer Mutter in Folge beantworten musste. Doch das Loslassen fiel Frija alles andere als leicht. Sara schwärmte zum Beispiel für einen Jungen, aber bis heute hatte sie noch keinen Namen verraten. Das versetzte ihr einen Stich mitten ins Herz.

      Sie kehrte nach oben in ihr Arbeitszimmer zurück und machte sich mit Feuereifer wieder an die Arbeit. Es herrschte eine friedliche Atmosphäre im Haus, in der sie zur Höchstform auflief und ihr die kreativen Einfälle nur so zuflogen. Die Dämmerung hatte die Umgebung bereits in ein einheitliches Grau getaucht, als Frija auf den Senden-Button klickte und sich zufrieden zurücklehnte. Auftrag erledigt.

      Anschließend klopfte sie an Saras Zimmertür und drückte die Klinke herunter. Ihre Tochter tippte in rasanter Geschwindigkeit einen Text ins Handy.

      „Wolltest du nicht lernen?“, fragte Frija.

      „Wolltest du nicht abwarten, bis ich dich ins Zimmer bitte?“, schmollte Sara.

      „In Ordnung, ich habe verstanden. Was möchtest du zum Abendessen?“

      „Zwei Brote mit Käse und Tee.“

      „Majestät, euer Wunsch ist mir Befehl“, lachte Frija.

      Bevor sie in der Küche verschwand, ging sie noch einmal nach draußen, um nach Smilla Ausschau zu halten. Der heulende Wind verschluckte ihre Worte und sie sah ein, dass es wenig Sinn machte, die Katze zu rufen.

      Sie wollte sich gerade abwenden, als sie eine dunkel gekleidete Gestalt zwischen den Fichten und Birkenstämmen verschwinden sah. Ihr Herz klopfte wie ein flatterndes Vögelchen und die Furcht kroch ihr den Nacken hinauf. Wie gebannt starrte sie auf die Stelle, an der sich die Gestalt scheinbar in Luft aufgelöst hatte. Die Umgebung war zu einer dunklen Masse verschmolzen, denn das Tageslicht hatte sich bereits verabschiedet.

      „Smilla?“, rief sie ein letztes Mal, dann eilte sie ins Haus zurück. Nervös strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. Die letzten Jahre hatte sie sich so geborgen und energiegeladen gefühlt wie nie zuvor. Warum kehrte ausgerechnet jetzt die Angst zurück?

      „Mama?“ Sara hatte ihr Zimmer verlassen und musterte sie fragend. „Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“

      „Ich war kurz draußen, um nach Smilla zu sehen. Aber sie ist wie vom Erdboden verschluckt.“

      „Ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass du eine Katzenklappe in die Haustür einbauen sollst“, rügte Sara neunmalklug. „Ständig lässt du die Katze raus und machst dir anschließend Sorgen. Dabei ist Smilla immer wieder aufgetaucht.“

      „Du

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