Bis dein Atem gefriert. Ana Dee

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Bis dein Atem gefriert - Ana Dee

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ein. Es hat einen sehr guten Ruf.“

      „Stimmt“, erwiderte sie. „Genau aus diesem Grund sitze ich hier und warte auf mein Abendessen.“

      Wahrscheinlich werde ich ihn mit meiner einsilbigen Art noch vergraulen, dachte sie. Aber sie fühlte sich in seiner Gegenwart befangen, ohne zu wissen, woran das liegen könnte. Sonst war sie nie um eine witzige und humorvolle Antwort verlegen.

      Die Kellnerin servierte ihm den Wein und ging mit wiegenden Hüften zur Theke zurück. Bevor er an seinem Glas nippte, warf er einen für Frijas Geschmack anzüglichen Blick auf den Hintern der jungen Frau.

      „Es scheint so, als ob wir den gleichen Geschmack hätten. Der Wein ist eine sehr gute Wahl“, sagte er.

      „Wohl eher nicht“, antwortete sie.

      Oh wie peinlich, die Worte waren ihr unbedacht herausgerutscht. Sie war gedanklich noch beim Hinterteil der jungen Servicekraft gewesen.

      „Wie bitte?“ Der Mann zog die Stirn kraus.

      „Verzeihung, ich hatte Sie missverstanden.“ Sie lächelte entschuldigend.

      „Schon gut.“ Seine Stirn glättete sich. „Leben Sie in Stockholm?“, fragte er und warf einen neugierigen Blick auf ihre Hände.

      „Nein. Ich bin genau wie Sie hier beruflich unterwegs.“

      „Oh, als Geschäftsfrau?“, hakte er nach.

      „Nicht so ganz, ich bin in der Werbebranche tätig. Und womit verdienen Sie Ihre Brötchen, wenn ich fragen darf?“

      „Ich arbeite als Consultant und besitze eine eigene Firma.“

      „Nicht schlecht.“ Sie prostete ihm zu.

      Die junge Kellnerin kehrte an den Tisch zurück und servierte die Schweinemedaillons. „Guten Appetit.“

      „Vielen Dank.“ Frija griff zum Besteck.

      „Lassen Sie es sich schmecken“, sagte ihr Gegenüber, der diesmal auf einen Blick in Richtung Servicekraft verzichtete.

      Frija teilte das Fleisch und probierte den ersten Bissen.

      „Kommen Sie aus der Gegend?“

      Sie schaute irritiert von ihrem Teller auf.

      „Entschuldigen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt.“ Er reichte ihr umständlich die Hand. „Ich bin Leif Bergmann.“

      Frija reagierte leicht verwirrt, sie wollte ihm keinesfalls ihren Namen verraten. Doch er hielt ihre Hand fest in seiner und wartete auf eine Antwort.

      „Ich bin Frija. Angenehm, Sie kennenzulernen.“

      Sie zog ihre Hand rasch zurück und merkte, dass er sich enttäuscht zurücklehnte.

      „Frija, ein sehr schöner Name“, sagte er. „Ich wohne übrigens in Södergarn, in der Nähe des Sees. Das Segeln gehört zu meinen großen Leidenschaften.“

      Sie betrachtete seine gepflegten Hände. Auch er trug keinen Ehering.

      „Ich bin am Erken zu Hause“, antwortete sie, wenn auch mit einem gewissen Widerwillen.

      „Tatsächlich? Dann haben wir ja schon die zweite Gemeinsamkeit.“ Seine Augen blitzten. „Möchten Sie noch ein Glas Wein?“

      „Ja, warum nicht“, erwiderte sie.

      Er orderte gleich eine ganze Flasche, während sie ihren Teller leerte. Das Essen war mittlerweile kalt geworden.

      „In welchem Hotel sind Sie untergekommen?“, fragte Frija, um das Gespräch wieder in eine andere Richtung zu lenken. Sie hatte schon viel zu viel Privates über sich preisgegeben.

      „Ich besitze ein kleines Loft in Stockholm“, antwortete er nicht ohne Stolz.

      Tja, Consulting eben, dachte sie. Leif wusste demnach, was er tat, und war anscheinend erfolgreich darin. Allerdings ließ sie sich nicht davon beeindrucken, was er auch zu spüren schien.

      „So spare ich mir die hohe Hotelrechnung, denn ich halte mich sehr oft in Stockholm auf“, sagte er.

      „Verständlich. Aber ein eigenes Apartment würde sich nicht lohnen, dafür bin ich viel selten in Stockholm.“

      „Was genau machen Sie denn in der Werbung? Filme?“

      „Nein, eher selten. Die Arbeit ist sehr vielfältig und es kommt ganz darauf an, was der Kunde wünscht.“

      Ihre Antwort schien ihn zufriedenzustellen.

      „Ich habe Betriebswirtschaft studiert und liebe es, mit Zahlen zu jonglieren.“

      Er lachte und sie sah seine blendend weißen Zähne. Sonnyboy war das erste Wort, was ihr bei diesem Anblick einfiel.

      „Mathematik war mir schon seit der Schulzeit suspekt. Kein Wunder also, dass ich bei meiner Berufswahl keinen Gedanken daran verschwendet habe“, erwiderte sie. „Dafür war die Fotografie schon immer mein Steckenpferd.“

      „Ich mag es, wenn Menschen etwas für Kunst übrig haben“, sagte er. „Hin und wieder unterstützte ich junge Künstler, um ihr Talent zu fördern.“

      „Das ist sehr bemerkenswert“, entgegnete sie und nippte an ihrem Wein.

      „Darf ich Ihnen nachschenken?“, fragte Leif aufmerksam.

      „Ich glaube, zwei Gläser genügen.“

      „Ach was, so jung kommen wir nie wieder zusammen.“

      Leif lächelte charmant und Frija gab sich geschlagen. Er füllte das Glas.

      „Skål.“

      „Zum Wohl“, prostete sie und hob ihr Glas.

      Sie war schon ein klein wenig beschwipst und schwebte wie auf Wolken. Leif schien Gefallen an ihr gefunden zu haben und flirtete sehr offensichtlich. Frija legte immer wieder den Kopf in den Nacken und lachte. Obwohl er sehr von sich überzeugt war, zeigte er ihr auch seine bodenständige Seite. Das imponierte ihr und mit jedem Schluck Wein fühlte sie sich mehr zu ihm hingezogen. Sie musste an einen Magneten denken und kicherte albern.

      „Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte er.

      „Nein, nein, ganz im Gegenteil“, antwortete sie rasch.

      Leif war ein ausgesprochen guter Zuhörer und sie erzählte den Abend nur über sich. Sein Interesse schmeichelte ihr, sie hatte schon ganz vergessen, wie sich die positiven Schwingungen zwischen Mann und Frau anfühlten. Ein Blick auf die Uhr holte sie jedoch in die Gegenwart zurück.

      „Oh, es ist schon nach Mitternacht“, stellte sie bedauernd fest und gab der Kellnerin einen Wink, um die Rechnung zu begleichen.

      „Ich übernehme“, sagte Leif großzügig und reichte der jungen Frau die Scheine. „Stimmt so.“

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