Justice justified. Kendran Brooks

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Justice justified - Kendran Brooks

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      Mr. Smith gab dem Uniformierten ein Zeichen. Der trat mit einem Schritt hinter den Stuhl von Jules und packte den Schweizer oberhalb der Ellbogengelenke, zwang dessen Arme hinter den Rücken, riss ihn gleichzeitig vom Stuhl hoch und zog ihn ein paar Schritte vom Tisch weg. Mr. Smith erhob sich nun ebenfalls, kam langsam und bedrohlich auf ihn zu. Auf der Stirn des Anzugträgers war eine vor Zorn pulsierende Vene zu sehen, was dem bulligen Mann etwas Unberechenbares gab.

      »Du dreckiges Arschloch«, brachte der sich selbst zusätzlich in Rage, »du verdammtes Großmaul. Ich stopf es dir am besten erst einmal.«

      Jules schaute betont deutlich hoch zur Zimmerecke mit der Kamera. Mr. Smith folgte seinem Blick und lachte dann hart auf.

      »Abgeschaltet«, meinte er leichthin und versenkte seine Faust in die Magengrube des Schweizers. Jules klappte nach vorne zusammen, krümmte sich vor Schmerzen. Der Uniformierte hinter ihm legte einen seiner Ellbogen um Jules Hals, zwang ihn wieder hoch. Weitere drei, vier Faustschläge folgten in den Körper, die der Schweizer nur zu einem kleinen Teil durch die Bauchmuskeln dämpfen konnte. Einmal mehr spürte er, wie schlaff sein Körper in all den Monaten und aufgrund der Chemotherapien gegen seine Krebserkrankung geworden war.

      Endlich ließ Mr. Smith von ihm ab. Der Uniformierte zog Jules zurück zum Stuhl und stieß ihn auf die Sitzfläche, ließ erst dann die Arme des Schweizers los. Jules würgte immer noch, krümmte sich auch zusammen, hielt sich die beiden Unterarme vor den gequetschten Bauch.

      Mr. Smith ließ sich wieder ihm gegenüber nieder. Die pulsierende Blutbahn auf der Stirn des Beamten war verschwunden, seine Wut schien verraucht.

      »Also. Möchten Sie mit mir nun über Ihre Tätigkeiten und Komplizen von damals reden, Mr. Lederer?«

      Jules schwieg, starrte den Anzugträger bloß an, überlegte fieberhaft, mit was er die beiden Beamten hinhalten konnte. Ihm fiel jedoch nichts Brauchbares ein. Doch alle drei horchten auf, als eilige Schritte auf dem Flur draußen zu hören waren, die rasch näherkamen. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und die Tür schwang auf, dahinter tauchte ein atemloser, junger Mann auf und rief Mr. Smith zu: »Washington schickt ein hohes Tier zu uns. Wir sollen ihn bis zu seiner Ankunft in Ruhe lassen.«

      »Und was sagt der Chef?«, fragte Mr. Smith gespielt gelassen zurück.

      »Ich komm direkt von ihm.«

      Der Mann im grauen Anzug stand auf, wirkte wenig erfreut, steckte seinen Blackberry wieder zurück in die Jackentasche und blickte dann mitleidlos auf Jules hinunter.

      »Nichts für Ungut, Mr. Lederer«, meinte er zum Abschied, »noch einmal Glück gehabt.«

      Damit verließen ihn die drei Beamten, zogen die Türe hinter sich ins Schloss. Jules lauschte ihren Schritten, bis sie nicht mehr zu hören waren. Dann stöhnte er langgezogen auf, öffnete die Knöpfe seines Hemdes, zog es aus der Hose, blickte hinunter auf die blau und rot unterlaufene Bauchdecke.

      »Mann, bist du außer Form, mein Junge«, sagte er laut zu sich selbst, stand dann stöhnend auf und tastet die Blutergüsse sanft mit seinen Fingern ab. Vorsichtig versuchte er seinen Oberkörper zu strecken, schreckte jedoch gleich wieder zusammen. Leber und Milz waren wohl gestaucht, schickten jedenfalls heiße Schmerzwellen durch seinen Körper. Der Schweizer ließ sich zurück auf den Stuhl sinken und schloss die Augen.

      Harmlos

      Nach weiteren drei Stunden wurde Jules endlich frei gelassen. Zwar hatte sich niemand aus Washington beim Schweizer blicken lassen. Dafür kam Mr. Smith zurück, drohte seinem Gefangenen noch einmal, dass man ihn und seine Familie im Auge behalten würde, trotz ihres Gönners aus der Hauptstadt, ließ ihn danach aber gehen. Er drückte Jules die abgenommenen Pässe in die Hand und der Schweizer schaute nach, fand den Einreisestempel auf der Migration-Karte, war beruhigt. Die gehässigen Worte des Beamten kümmerten ihn wenig, hatte jedoch mit großer Genugtuung registriert, dass seine Vereinbarung mit der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika immer noch Gültigkeit besaß.

      Alabima und Alina waren überglücklich, als sie endlich aus ihrem Gefängniszimmer befreit wurden. Jede Stunde kam zwar eine Beamtin zu ihnen hinein und fragte nach irgendwelchen Wünschen, ob sie zu Essen oder zu Trinken brauchten, ob sie das Klo aufsuchen mussten. Doch die Ungewissheit war eine arge Folter für die beiden gewesen. Jules schloss sie in seine Arme, küsste Alabima sanft, zuckte nur wenig zusammen, als sie ihn mit den Armen umfasste und an sich drückte.

      »Alles halb so schlimm. Ein Missverständnis«, beruhigte er die beiden.

      »Also mir sind die Vereinigten Staate bereits verleidet«, beklagte sich Alabima, während sie zur Gepäckausgabe gingen und dort ihre Koffer, weit abseits der Transportbänder, neben dem Schalter für Verlorenes und Gefundenes erblickten.

      »Ach, lass es einfach an dir abprallen, Liebling. Was denkst du denn, wie es den amerikanischen Geschäftsleuten tagtäglich auf den Flughäfen ergeht? Trägst du zufällig den falschen Namen, lässt dich die Heimatschutzbehörde kein Flugzeug mehr besteigen. Sie sperren dir vielleicht sogar deine Kreditkarten, nur weil irgendein Idiot auf dieser Erde denselben Namen wie du trägst und des Terrors verdächtigt wird.«

      Sie zeigten der Angestellten ihre Gepäckscheine, durften dann die Koffer auf einen Kuli laden und gehen. Die Haltestation für den Bus zum Central Rental Car Service lag direkt beim Flughafenausgang und schon wenig später stiegen sie vor dem Schaltergebäude aus, bekamen ihren Wagen zugewiesen. Todmüde erreichten sie eine Viertelstunde später das Embassy Suites, checkten ein und sanken wenig später in ihre Betten und in einen nur wenige Stunden dauernden, unruhigen Schlaf.

      *

      Der nächste Morgen zeigte ein hellblaues Firmament, geschmückt mit wenigen, strahlend weißen Miniwolken. Vom sechsten Stockwerk des Hotels aus sahen sie über die meisten Dächer der Vorstadt hinweg. Sie wirkte staubig, ausgedörrt und irgendwie verlebt. Man fühlte die Hitze, welche die Häuser und Straßen jeden Sommer in Gefangenschaft nahm, die trockene, heiße Luft, die das Atmen schwer machte und jede Anstrengung verdoppelte.

      Das Frühstücks-Buffet ließ kaum Wünsche offen und Alabima ermahnte ihren Ehemann mehrmals, forderte ein wenig Zurückhaltung. Sie selbst begnügte sich mit einem Teller mit Früchten und zwei Tassen Tee mit ein wenig Milch und ohne Zucker, während Jules dreimal zum Stand mit den Pancakes und dem Ahornsirup lief, unter den immer strenger blickenden Augen seiner Gattin. Alina aß brav den Bagel mit Frischkäse, den ihr die Mutter geschmiert hatte, trank den Orangensaft und die Tasse mit warmer Milch, wirkte aufgedreht und trotz der kurzen Nacht erfrischt, betrachtete neugierig die anderen Leute im Frühstücksraum, fragte ihre Eltern dies und das. Das schwarz gelockte, fröhliche Mädchen erntete von einigen der Tische freundliche Blicke. Ja, Alina war in ihrer natürlichen Ungezwungenheit ein amüsanter und bunter Punkt in der sonst eher von Missmut oder Kater beherrschten Frühstückslandschaft.

      Chufu und Mei flogen von Rio de Janeiro über Mexico City ein, würden kurz nach zehn Uhr vormittags in Dallas ankommen. Genug Zeit für eine weitere Tasse Kaffee, wie Jules feststellte, bevor er noch eine letzte Runde zum Stand mit den laufend frisch zubereiteten Pancakes drehte und sich danach gespielt schuldbewusst unter dem Stirnrunzeln seiner Gattin wieder an den Tisch setzte und auch noch ein aber Papa, so viel ist doch ungesund seiner fünfjährigen Tochter über sich ergehen ließ.

      Sie erreichten pünktlich und voller Vorfreude die Ankunftshalle, schlossen wenig später ihre beiden Brasilianer herzlich in die Arme, begrüßten sich überschwänglich, denn das letzte Mal hatte man sich zu Weihnachten,

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