Justice justified. Kendran Brooks

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Justice justified - Kendran Brooks

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bewunderte Silver seinen Vater, wie der seit vielen Jahren und die meiste Zeit über auf seinem Schloss in der Provinz hockte und trotzdem über jeden und alles Bescheid zu wissen schien, den Draht nach Draußen nie verloren hatte.

      Das Gesicht des Oldman zeigte bei seinen letzten Fragen eine wollüstige und gierige Fratze. Silver dachte unwillkürlich zurück an eine Begebenheit in seiner Jugend hier auf Bedfort Castle. Er hatte unten in der Halle gespielt, als von oben aus einem der Zimmer ein kurzer, spitzer Schrei ertönt war. Er schlich damals die Treppe hoch, getrieben von Neugierde und einem gruseligen Gefühl. Die Tür zu einem der Schlafzimmer stand eine Handbreit offen und dahinter war ein unterdrücktes Keuchen und manchmal leises Stöhnen zu vernehmen. Er spähte durch den Spalt hinein, sah seinen Vater, wie er mit heruntergelassener Hose über einem der Dienstmädchen auf dem Bett lag. Ihr Rock war weit nach oben geschoben, zeigte schlanke, weiße Beine. Sein Vater hielt ihr den Mund mit einer Hand verschlossen, während er wie ein Gummiball auf ihr herum hüpfte. Damals erschrak sich Silver sehr über das Gesicht, das sein Vater zeigte, diese Fratze voller Gier und grenzenloser Wollust. Er hatte es damals nur von der Seite her erblickt, hatte bange Sekunden dagestanden, wohl mit offenem Mund, hatte nicht wirklich begriffen und sich trotzdem rasch abgewandt und war wieder hinunter in die Halle gerannt, hatte das Gesehene versucht zu verdrängen. Katrina, das Zimmermädchen, war wenige Tage später aus dem Haushalt entlassen und aus Bedfort Castle entfernt worden. Sie hatte ihm leidgetan, auch wenn er erst Jahre später begriffen hatte, was in diesem Zimmer tatsächlich vorgefallen war.

      Reginald ließ seinen Vater lange auf eine Antwort warten. Der blickte seinen Sohn immer noch auffordernd an, wollte auf jeden Fall Gewissheit erlangen.

      »Reginald ist finanziell tatsächlich so ziemlich am Ende. Er wollte sich wohl mit Hector & Clide zusammentun. Silver hat das herausgefunden.«

      Der Kopf des Vaters ruckte für einmal hinüber zum jüngeren Sohn und die Geieraugen des Alten fingen den Blick von Silver ein.

      »Und wie?«

      Silver wehrte bescheiden ab.

      »War reiner Zufall. Ein Tipp von einem meiner Bekannten. Eine Detektei hat den Rest erledigt.«

      Das Gesicht des Alten zeigte Unwillen. Es passte ihm wohl nicht, dass bloß ein glücklicher Zufall dahintersteckte.

      »Und um was ging es ihm? Was wollte Alioth den Dreckskerlen von Hector & Clide verkaufen?«

      Silver hob bedauernd seine Schultern an und so blickte Oldman wieder zu Reginald hinüber.

      »Das wissen wir nicht so genau. Doch Hector & Clide scheinen sich in letzter Zeit für die Fracking Technologie zu interessieren. Wir besitzen einige wichtige Patente in diesem Bereich. Und da Alioth für den Bereich Erdöl und Erdgas zuständig war, hatte er Zugriff auf diese Patente, verfügte auch über die notwendigen Vollmachten, um sie an jemand anderen zu übertragen.«

      Der Alte stierte seinen Sohn dumpf an, dachte nach.

      »Ja, das ist möglich«, entschied er dann, schien jedoch gleichzeitig unzufrieden über seine Feststellung.

      Die Suppe wurde aufgetragen. Reginald und Silver wünschten guten Appetit, während der Oldman uninteressiert und geistesabwesend abwinkte. Er begann jedoch sogleich mit Appetit zu löffeln und zu schlürfen, dachte stumm über dem Teller brütend weiter über Alioth und dessen Verrat nach. Auf einmal hielt er mit Essen inne, blickte wiederum Reginald mit stieren Augen an und streckte seinen Löffel fast wie ein Messer gegen den Sohn aus. Ein Tropf der Suppe löste sich dabei und fiel direkt in den Teller von Reginald, der dies mitbekam und der sein Missfallen und seine Abscheu durch ein leichtes Rümpfen der Nase auch zeigte.

      »Und was machst du nun mit dem alten Alioth?«

      Bevor Reginald darauf antwortete, schob er mit Daumen und Zeigefinger seinen Suppenteller erst ein Stück weit zur Mitte der Tafel, als Zeichen, dass er nicht mehr weiter essen würde. Dann erst schaute er seinem Vater tief in die wässrig-blauen Augen, so als suchte er dort nach der Antwort.

      »Alioth ist für immer weg. Er ist bereits Geschichte.«

      Das Gesicht des Alten wurde hart und zeigte Angriffslust, ähnlich einem Terrier kurz bevor er nach dem Genick der Ratte schnappte, um sie mit einem Biss zu töten. Genau vor diesem Blick, vor diesem Gesicht hatte sich Silver zeitlebens gefürchtet. Der Oldman hatte schon immer alles von seinen Söhnen verlangt und keine Ausreden gelten lassen. Scheiterten sie an einer zu schwierigen Aufgabe, dann bestrafte er sie unerbittlich, kannte keine Gnade, zeigte keine Gefühle. Die Schläge mit dem Rohrstock waren dabei nicht etwa der Ausdruck von Wut und auch nicht aus Hilflosigkeit als alleinerziehender Vater geboren. Für den Oldman waren sie einfach nötig. Das war das Grausame an den väterlichen Strafen, dass sie in den Augen des Alten eine zwingende Notwendigkeit darstellten, als wären sie von Gott befohlen.

      »Wer uns bestiehlt, bezahlt dafür.«

      Die Stimme des Alten ließ keinen Zweifel aufkommen. Doch Reginald schüttelte ablehnend den Kopf. »Alioth ist bestraft genug. Und es gab auch keinen Diebstahl.«

      Die Stimme des älteren Sohnes war klar, fest und ungewohnt präzise. Seine Äußerung erhielt dadurch ein besonderes Gewicht, sollte dem Oldman wohl klar machen, dass nun er, der Sohn, die Führung des Familienkonzerns ganz und gar übernommen hatte und dass sein Vater, der Alte McPhearsen, nicht mehr der Bestimmende sein konnte, nie mehr sein würde.

      Ollie Oldman McPhearsen sagte nichts darauf, schluckte nur hart und sein Kehlkopf hüpfte dabei kurz über den Rand seines viel zu weiten Hemdkragens. Er stierte den Älteren noch schärfer an, kniff dabei die Augenlider zu schmalen Schlitzen zusammen, fixierte Reginald, als wollte er ihn mit diesem Blick töten. Und dann wiederholte er mit schwerer Stimme, langsam und keuchend, jedes einzelne Wort betonend: »Wer … uns … bestiehlt, … bezahlt … dafür.«

      Reginald hielt dem Blick des Alten diesmal stand. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, kein Augenlid blinzelte. Sekunden vergingen, während Silver fasziniert das gegenseitige Messen der beiden beobachtete. Und auf einmal stellte er verwundert fest, dass ihm der Ausgang dieses Kampfes völlig kalt ließ. Sollte doch Reginald den Alten in die Schranken weisen und die Macht vollends an sich reißen oder der Oldman ein vielleicht letztes Mal über den älteren Bruder triumphieren. Was spielte das für ihn schon für eine Rolle?

      »Ich hab Alioth genug Angst eingejagt, Vater. Alioth mag früher einmal ein scharfer Hund gewesen sein. Doch seine beste Zeit ist längst vorbei und er wurde ängstlich und vorsichtig. Seine Gläubiger werden ihn vollends auseinandernehmen. Ich vergreif mich nicht an ihm. Lass doch die Ratten den Rest besorgen.«

      Die Worte des älteren Bruders wirkten auf Silver wie eine Grabrede auf den eigenen Vater und selbst der Oldman starrte Reginald verwundert an. Dass sich der ältere Sohn nicht mehr seinem Wunsch beugen wollte, hatte er nicht erwartet. Doch nun zeigte sich die ganze Gefährlichkeit des Alten. Denn er zog seinen vorgebeugten Oberkörper ein Stück zurück und setzte sich wortlos wieder gerade vor seinen Suppenteller, schob auch den Löffel wieder hinein und begann erneut zu Schlürfen und zu schlucken, so als wäre nichts gewesen.

      Silver und Reginald tauschten einen brüderlichen Blick aus, verstanden sich wie die meiste Zeit über ohne Worte zu tauschen. Ja, Reginald würde in Zukunft wachsam bleiben müssen. Der Alte hatte mit Sicherheit noch längst nicht aufgegeben, verließ bloß dieses eine Schlachtfeld, um seine Kräfte neu zu sammeln, eine neue Strategie zu entwerfen, um dann umso furchtbarer zurückzuschlagen.

      Silver wusste allerdings noch nicht, auf wessen Seite er dann stehen würde.

      *

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