Justice justified. Kendran Brooks
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Die spanischen Eroberer lernten die Apachen im sechzehnten Jahrhundert ebenso fürchten, wie später die Mexikaner und die US-Amerikaner. Denn es gab wohl niemals genügsamere, härtere und brutalere Kämpfer. Noch vor hundertfünfzig Jahren unterbrachen Apachen immer wieder die Handels- und Transportwege im Südwesten der USA, überfielen Ranches, Stationen der Postlinien und Minen, verbreiteten Angst und Schrecken unter den Menschen, ließen die Siedler aus dem Umland in die Städte fliehen, die von der Außenwelt abgeschnittenen Inseln glichen, die über Wochen ohne Verbindung nach Außen blieben.
Mexikanische wie amerikanische Städte begannen Prämien für jeden getöteten Apachen zu bezahlen, selbst für Kinder. Tucson bezahlte noch im Jahre 1870 für den Skalp eines Kriegers einhundert Dollar, was drei Monatslöhnen eines Cowboys entsprach, in heutiger Währung etwa sechstausend Euro. Der Skalp einer Frau war den christlichen Bürgern der Stadt noch fünfzig Dollar wert und für den Haarschopf eines Kindes bezahlten sie immerhin noch dreißig. Wie sehr mussten doch Hass und Angst zusammengewirkt haben, um solch barbarische Prämien einzuführen?
Auf beiden Seiten der mexikanisch-amerikanischen Grenze war ein Vernichtungskrieg gegen die Apachen in Gang gekommen, der sich jedoch über Jahrzehnte hinweg zog. Dabei fochten die zuvor so erfolgreichen Eroberer, die Apachen, einen verzweifelten und darum brutalen Kampf um ihre Freiheit und ihre Privilegien, später dann auch gegen ihr Aussterben. Auf der Gegenseite standen die neuen Eroberer, Mexikaner und Amerikaner. Sie betrachteten die Apachen nicht etwa als Menschen, sondern als eine Art von Raubtier, das sich mit Überfällen auf zivilisierte Menschen ernährte und darum ausgemerzt gehörte. Doch durfte man Diebstähle und Raubüberfälle tatsächlich so vergelten? Heute hätte man wohl andere, ethische Grundsätze angewandt.
Doch die Apachen waren geborene Guerillakämpfer und das trockene und weite Land half ihnen in ihrem Widerstand gegen die neue Zeit. Ihre Pferde waren genügsam, kamen mit einem Drittel des Wassers aus, das man den großen und schweren Pferden der Kavallerie zugestehen musste. Und wurde eine Kriegerhorde allzu sehr von Soldaten oder nach Beute gierenden Skalp Jägern bedrängt, dann töteten sie ihre Tiere und gingen sie zu Fuß noch tiefer in die Wüste hinein, an Orte, wo nur sie ein paar unterirdische Quellen kannten, die man zuerst ausgraben musste und die erst nach Stunden wenige Schluck Wasser spendeten, viel zu wenig für eine größere Gruppe von Verfolgern mit ihren Pferden.
Geronimo wurde zu einem ihrer wichtigsten Anführer. Mehr als zehn Jahre lang leistete er erfolgreichen Widerstand gegen die Vereinigten Staaten von Amerika und gegen die Republik Mexiko. Manches Mal schloss er Frieden mit beiden und ging für ein paar Wochen oder Monate gar in eines der Indianerreservate, die man auf amerikanischer Seite eingerichtet hatte, brach jedoch immer wieder mit einer Handvoll Kriegern aus und verbreitete erneut Gewalt und noch grässlicheren Schrecken. Einmal setzte die US-Armee einen richtigen Feldzug mit eintausend fünfhundert Soldaten in Gang, wollten Geronimo mit seinen damals achtzig Kriegern einkesseln. Doch dies gelang der Armee trotz aller Mühen über viele Monate hinweg nicht. Erst als die US-Armee die Erlaubnis von Mexiko erhielt, die Indianer auch über die Landesgrenze hinaus zu verfolgen, wurden Geronimo und seine Kämpfer in echte Bedrängnis gebracht.
Jules erzählte Alina auch die Geschichte von Jimmy McKinn, genannt Santiago. Er war ein Farmerjunge aus der Gegend von Deming, einer Stadt im Südosten von New Mexiko. Als die Horde von Geronimo eines Tages an den Feldern der Familie vorbeikam und ihn und seinen älteren Bruder Martin erspähten, überfielen sie die beiden Jugendlichen, töteten den siebzehnjährigen Martin, entführten den dreizehnjährigen Jimmy. Denn er schien ihnen noch jung genug, um seine weiße Abstammung im Laufe der Zeit zu vergessen und zu einem echten Apachenkrieger zu werden. Dies war in jener Zeit recht beliebt unter den Apachen. Durch die Entführung von weißen Kindern schwächten sie den Feind nicht nur um einen späteren Kämpfer, sie erhöhte gleichzeitig die eigene Zahl ihrer Krieger. Viele Siedler tätowierten deshalb die Anfangsbuchstaben der Namen der Kinder auf deren Unterarme, um sie später und selbst nach einer jahrelangen Entfremdung noch als Weiße identifizieren zu können.
Die Entführung und spätere Befreiung des jungen Jimmy Santiago McKinn wurde damals zu einer Zeitungssensation. Später wurden sogar Bücher darüber veröffentlicht. Jules hatte eines davon in der Bibliothek des Knaben-Internats in Montreux gefunden und geradezu verschlungen. Und so schilderte er Alina aus dem Gedächtnis heraus und in möglichst blumigen Worten, wie es Jimmy Santiago McKinn bei den Apachen ergangen sein mochte, wie hart ihn die Krieger behandelt hatten, nämlich genauso hart, wie jeden ihrer eigenen Knaben. Doch Jimmy gefiel das freie Leben der Indianer ungemein gut und er lernte ihre Sprache überraschend schnell, fühlte sich schon bald in ihrer Mitte geborgen und als Teil ihrer Gruppe. Als Geronimo ein paar Monate später wieder einmal kapituliert hatte und man die Indianer in die Reservate zurückbrachte, erkannte man den weißen Jungen. Jimmy weigerte sich jedoch, zurück zu seiner Familie zu gehen, wollte lieber bei den Apachen bleiben. Sein älterer, getöteter Bruder Martin hatte er ebenso vergessen oder verdrängt, wie die immer noch um sein Leben bangenden Eltern.
Alina hörte staunend zu, fragte immer wieder nach, wollte von Jules mehr über diese Western-Geschichte aus dem echten Leben wissen. Und so musste Jules für seine Antworten immer öfter spekulieren oder auch Begründungen erfinden, fühlte sich dabei zunehmend unwohl. Auch Alabima hörte dem Gespräch der beiden zu, amüsierte sich über die oft haarsträubenden Erklärungsversuche und Ausflüchte ihres Ehegatten.
»Vielleicht solltest du das Buch besser noch einmal lesen, Jules, wenn wir wieder zu Hause sind«, griff sie irgendwann ein. Jules fühlte sich sogleich in seiner Ehre gekränkt, denn selbst Alina schaute ihn nun mit einem ähnlich süßen Blick an, zeigte ihm deutlich ihre längst erwachte Skepsis gegenüber den Antworten ihres Vaters.
»Es ist auch schon lange her, seit ich es gelesen habe. Gebt mir ein paar Minuten.«
Mit diesen Worten setzte er sich mit dem Laptop an den Tisch im Motelzimmer und begann zu recherchieren. Schon wenig später meldete er sich bei den beiden.
»In Truth or Consequences, das ist eine kleine Stadt im Süden von New Mexico, gibt es ein Museum über Geronimo und die Apachen. Jedenfalls heißt es Geronimo-Springs-Museum. Dort finden wir vielleicht weitere Antworten, Alina.«
Seine Tochter zeigte sich begeistert, Alabima zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Ob Chufu und Mei wohl Lust auf einen Museumsbesuch haben?«, mutmaßte sie.
»Mach dir um die beiden keine Gedanken. Die können den Tag auch problemlos im Bett verbringen und ...«
Der strafende Blick seiner Frau ließ Jules verstummen. Doch Alina blickte ihren Vater aus großen Augen an.
»Und was?«, fragte sie neugierig.
»Und frühstücken«, redete sich Jules heraus.
»Den ganzen Tag lang frühstücken?«, meldete seine Tochter ihre erwachte Skepsis an.
»Oder Fernsehen«, wich ihr Vater weiter aus, womit sich die Kleine nach