Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
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Zu erwähnen ist hier noch, dass bestimmte Tongestaltungen auch als Steinarbeiten auftraten wie z.B. Paletten, einfache Schalen sowie figurative Räuchergefäße. Sogar die Kupferschellen hatten offensichtlich nachgeahmte keramische Pendants. Über mögliche keramische Perlen gibt es keine Hinweise.
Spezielle hölzerne Artefakte sind Holzstöcke oder -stäbe, die u.a. in Pueblo Grande in Verbindung mit der Bestattung männlicher oder weiblicher Leichen gefunden wurden. Drei von diesen Stäben waren blau bemalt und stellten wahrscheinlich eine Art von Abzeichen oder Statusmarke dar.
Bei den rituell wichtigen Objekten müssen noch zwei erwähnt werden, auch wenn sie nichts mit den handwerklich-gestalterischen Fähigkeiten der Hohokam zu tun haben. Dies sind aus Mesoamerika stammende Kupferschellen, medial ständig erwähnt, aber insgesamt nur in so geringer Anzahl gefunden, dass ihre Apostrophierung als ein wichtiges Handelsgut absolut gegenstandslos ist. In der Großsiedlung Pueblo Grande wurde bei 1000 freigelegten Bestattungen nur eine einzige Kupferschelle in einem Abfallhaufen, nicht in einer Bestattung gefunden. In der Stätte Snaketown wurde im Boden eines Grubenhauses eine Schnur mit 28 Kupferschellen (aus der Zeit von 900 bis 1150 u.Z.) gefunden. Als zweites wichtiges Importobjekt werden Papageien genannt. Auch sie spielten wahrscheinlich nur in der frühen Hohokamzeit vereinzelt eine Rolle als Schamanenvogel. Es gibt aber keine Belege für eine gewichtige Rolle im Kult wie bei den Menschen im Casas Grandes Bereich ab 1200 u.Z. Beide Objekte sind also für die Hohokam-Kultur insgesamt absolut nebensächlich. Das gleiche ist auch für die oft erwähnte Nutzung von Papageienfedern zu vermuten.
Spirituell und gegebenenfalls auch rituell wichtig sind zeichnerische Darstellungen der Hohokam auf Felswänden und entsprechenden Flächen einzelner Felsblöcke. Sie schufen ein breites Spektrum von Felszeichnungen (Petroglyphe = eingepickerte Bilder und Piktographe = aufgemalte Bilder). Petroglyphen sind die am weitesten verbreiteten Hohokam-Felsbilder. Piktographe verwittern an ungeschützten Stellen sehr schnell. Aus diesem Grund wurde auch nur eine geringe Anzahl von Hohokam-Piktographen gefunden. Alle Gebirgszüge rund um das Salt River Valley tragen Hohokam-Petroglyphen, speziell die South Mountains, die 6,5 km südlich von Pueblo Grande liegen. Hohokam-Petroglyphen gibt es auch in den McDowell Mountains, den Superstition Mountains, den White Tank Mountains und in den Phoenix Mountains.
Die Hohokam nutzten eine breite Varietät von Bildern und Zeichen in ihrer Felskunst, sowohl geometrische als auch repräsentative. Viele von ihnen erschienen auch schon auf der red-on-buff Keramik. Die geometrischen Zeichen umfassen Kreise, Spiralen, Kreuze, Meanderlinien und andere Elemente. Repräsentationsbilder umfassen Tiere, Vögel, Schlangen und Menschen. Viele der Menschen-Petroglyphen stellen Bewegungsaktivitäten dar wie Tanz, Flötenspiel oder Jagd. Geometrische und repräsentative Bilder wurden oft zusammen gefunden und machten die Szenen auf eine spezielle Art präsent. Einige Menschen halten Objekte in ihren Händen und tragen Haarschmuck/Kopfschmuck.
Über die Bedeutung und den Zweck der Felszeichnungen wurde viel diskutiert und gestritten. Der Hohokam-Felskunst wird eine mnemotechnische Bedeutung unterstellt (die Erinnerung unterstützend), um Ereignisse ähnlich den Pima-Kalenderstöcken aufzuzeichnen. Einige Felskunstdarstellungen könnten Clan- oder Totemsymbole, Pfadmarkierungen, Grenzmarkierungen oder Territorialzeichen sein. Meist sind sie eine Art von zeremonieller oder religiöser Darstellung. Petroglyphen und Piktographe können heilige Orte gekennzeichnet haben und wurden eventuell als Teil eines schamanistischen Rituals geschaffen so wie eine Heilungszeremonie oder Visionssuche. Einige der Menschen, Vögel und Tiere, die in der Hohokam-Felskunst eingeschlagen/eingepickert wurden, spielen auch in der Pima-Mythologie eine herausragende Rolle.
Die Hohokam-Felskunst erforderte für ihre Herstellung oft einen erheblichen Aufwand an Zeit und Energie und einige Wandbilder der Felskunst sind in praktisch unzugänglichen Gebieten hoch an Cliffwänden oder in Höhlen angebracht worden. Dieser Aufwand belegt die große Bedeutung der Felskunst für die Hohokam.
3.1.8. Spiritualität und Bestattungspraktiken
Archäologische Daten zeigen, dass die Hohokam wahrscheinlich ein gut entwickeltes Glaubenssystem hatten, das sich in ihren öffentlichen Bauten (Ballspielplätze, Plattformmounds, Big Houses), in der materiellen Kultur (Paletten, Räuchergefäße und Töpfereimotive), den Totenriten und der Felskunst widerspiegelte. Sie praktizierten die Elemente ihres Glaubens autochthon von anderen prähistorischen Gruppen. Ihre Weltsicht war eventuell(!) zu bestimmten Zeiten in sehr begrenztem Maße von Kulturen aus Mesoamerika sowie von ihnen benachbarten Südwestkulturen beeinflusst.
Grundsätzlich ist bei ihnen bis zur zweiten Hälfte der Sesshaftigkeitsperiode (1050 bis 1100 u.Z. von einer fruchtbarkeits- und weibgetragenen Spiritualität mit starker zeremomiell-ritueller Orientierung auf das Wasser auszugehen. Die Äußerungen der männlichen Spiritualität waren gleichberechtigt, aber für die Fruchtbarkeitsriten wahrscheinlich nicht formgebend. Durch die relativ hohe Populationsdichte, korrespondierend mit dem Ausnutzungsgrad der Bewässerungsressourcen, trat, verschärft durch Extreme und Unzuverlässigkeiten bei der Witterung, den Niederschlägen und den Überschwemmungen, ein existenzgefährdender Ressourcenstress auf, der nach dem Verständnis der Hohokam-Menschen nicht mehr mit den bis dahin dominierenden spirituellen Vorstellungen und praktizierten Zeremonien erfolgreich bewältigt werden konnte. Dem entsprechend entstanden mit Beginn der klassischen Zeit (1100/ 1150 u.Z.) neue spirituelle Modelle mit entsprechenden Riten, die eventuell auch eine verstärkte Hinwendung zur mann-getragenen Spiritualität beinhalteten.
Diese Interpretation der archäologischen Indizien ist (m)eine mögliche Version. Es gibt Dutzende in der archäologischen Fachliteratur. Meine Interpretation findet lokale oder auch großräumiger verbreitete Parallelen in anderen Kulturen des Südwestens. Als bemerkenswert zur Hohokam-Spiritualität und Kultur ist hervorzuheben, dass, entsprechend den archäologischen Erkenntnissen, gravierende Spuren von gewaltsamen Versuchen zur Lösung gesellschaftlicher Konflikte fehlen. Eine aus der Existenz von Compounds, Plattformmounds und Großhäusern oft abgeleitete soziale Elite ist aus den Artefaktstreuungen und Grabbeigaben nicht zu belegen. Lokale Unterschiede in der Anzahl und dem Spektrum der Artefaktfunden liegen im normalen individuellen Streubereich einer egalitären Gesellschaft. In den Compounds, auf den Mounds und in den Großhäusern lebende mögliche gesellschaftliche FunktionsträgerInnen waren nur die Ersten unter Gleichen, ihr „Privileg“ war die höhere Verantwortung für die Gemeinschaft auf Grund spezieller individueller Fähigkeiten.
Zwischen 300 bis 1150 u.Z. dominierte bei den Hohokam die Brandbestattung, in der klassischen Zeit (1150 bis 1450 u.Z.) ging der Anteil dieser Bestattungsform stark zurück und die Körperbestattung dominierte. (Im Pueblo Grande wurden ca. 1000 Bestattungen freigelegt, von denen 300 Brandbestattungen waren. Dies ist aber keinesfalls ein Beleg für das quantitative Verhältnis der beiden Bestattungsformen zueinander.) Da die Verbrennung ein zerstörender Prozess ist, ist es schwierig, zuverlässige Kenntnisse über die physischen Charakteristika der Hohokam während des größten Teils ihrer frühen Kulturgeschichte zu erlangen. Was auf diesem Gebiet bekannt ist, stammt von den nur wenigen, nicht zu verallgemeinernden Körperbestattungen aus der Sedentary Period (ca. 900 bis 1150 u.Z.).
Eine Leichenverbrennung erfolgte in einer