Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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durch Kenntnis von Rohstoffquellen und deren Ausnutzung/Abbau zu Spezialisten in der Materialbeschaffung für eigene und fremde Bedürfnisse wurden. Die folgende Darstellung ist nach Produktgruppen gegliedert.

      3.1.7.1. Werkzeuge, Waffen, Fallen

      Zur Herstellung dieser Produkte wurden Stein, Knochen, Keramik, Holz, Fasern/Haare und Haut/Leder genutzt, wobei die organischen Stoffe absolut unterrepräsentiert oder ihr Einsatz gar nur zu vermuten ist.

      Steinwerkzeuge sind, ausgehend von ihrer Fertigungstechnik, in zwei Kategorien zu unterteilen, in die Abschlag- und die Grundsteinwerkzeuge. Die Abschlagwerkzeuge wurden aus amorphen und feinkristallinen Gesteinsmaterial wie Hornstein, Feuerstein, Chalcedon, Quarzit, Basalt, Obsidian und Jaspis durch absplitternde Schläge oder Drücke auf den Materialkörper gefertigt. Auf diese Weise wurden Messer, Schaber, Bohrer und Projektilspitzen hergestellt. Außerdem wurden große handgeführte plattige Schiefermesser für die Wildpflanzenernte gefertigt. Projektilspitzen wurden meist aus Feuerstein oder aus Hornstein geschlagen. In Pueblo Grande war die Hälfte aller gefundenen Spitzen aus Obsidian, das aus 10 lokal unterschiedlichen Quellen im Abstand von 80 bis 225 km von der Fundstelle stammte. Das begehrteste Obsidian stammte aus den Sauceda Mountains, die 110 km südöstlich von Pueblo Grande bei Gila Bend lagen. Ob diese Stücke ertauscht wurden oder durch Sammlerexpeditionen vor Ort aufgelesen oder abgebaut wurden, ist nicht zu beantworten. Die frühen Projektilspitzen der Hohokam waren die besten und schönsten Spitzen, die im Südwesten gefertigt wurden. Sie waren relativ groß im Ausmaß, mit Widerhaken und sehr spitzwinkligen Flanken und waren wunderbar aussehende Waffen. Diese Projektilspitzen waren eindeutig von Spezialisten gefertigt. Spätere Projektilspitzen waren im Ausmaß kleiner und gewöhnlich dreieckig geformt. Ein Teil der gefundenen Spitzen war offensichtlich nur als Bestattungsbeigabe (keine Gebrauchspuren) gefertigt worden. Die Grundstein-Werkzeuge (Grundstein = aus Blocksteinen gearbeitet) waren aus porösem Lavamaterial wie Bläschen-Basalt gefertigt und wurden für die Herstellung von Manos und Metaten (Mahlwerkzeuge) genutzt. Gut polierte Steinäxte wurden aus Diorit und anderem Flussgeröll mit abrasiven Verfahren (Abschleifen) hergestellt. Diese Äxte waren mit Holzhandgriffen versehen und waren effektiv beim Fällen der Wüstenbäume, wie Mesquite, als Baumaterial. Andere Grundstein-Steinwerkzeuge waren Mörser und Stößel, polierte Steine, Hämmer, Lote/Gewichtssteine (?), Spinnwirtel, Handfeilen und Pfeilschaftglätter. Oft waren diese steinernen Werkzeuge nur Werkstücke, die mit anderen Werkzeugteilen wie Handgriffen, Heften und Schäften verbunden waren. Für diesen Verbund wurden Sehnen, Fasern, Riemen und auch Klebstoffe (Harz, Pech u.ä.) genutzt.

      Aus Knochenmaterial wurden Ahlen, die beim Korbflechten und bei der Lederbearbeitung benötigt wurden, und auch Nadeln für Näharbeiten hergestellt. Weit verbreitet waren Ahlen aus den Beinknochen von Rotwild, es wurden aber auch die Knochen von Hasen, Hunden und manchmal von Waschbären verwendet. Keramische Werkzeuge waren große Topfscherben, die zu Schab- und Grabzwecken verwendet wurden. Vereinzelt wurden auch keramische Spinnwirtel hergestellt. Aus Holz wurden Grabstöcke, Pflanzstöcke, Schäfte für Waffen, Griffe für Werkzeuge, Bögen als Waffe und Drillwerkzeug, Paddel/kleine Holzplatten zur Topfformung, Schlagwaffen und Pfeilspitzen zur Vogeljagd hergestellt. Holz war sicher auch beim Bau von Webvorrichtungen im Einsatz. Fasern wurden zur Herstellung von Schnüren unterschiedlicher Stärke genutzt, die unter anderem zur Befestigung und Verbindung von Werkzeugteilen dienten. Werkzeuge nur aus Fasern waren Netze unterschiedlicher Art, die zur Kaninchenjagd und als Fischnetze eingesetzt wurden. Der Einsatz von Leder und Fell ist wahrscheinlich, aber archäologisch kaum belegbar.

      Zum Abschluss dieses Abschnitts soll noch ein Hinweis auf ein weiteres mögliches Instrument der Hohokam erfolgen, für das es jedoch keinen Nachweis gibt, auf ein mögliches Wasserfahrzeug oder eine Schwimmhilfe. Der Mittel- und der Unterlauf des Gila und des Salt River und auch seiner Nebenflüsse sind, vielleicht nicht unbedingt in der Überschwemmungszeit, auch mit einfachen Flößen und Schilfbündelbooten gut zu befahren. Auch auf den Hauptkanälen wäre sein Einsatz vorstellbar. Der Einsatz von Wasserfahrzeugen für Fischfang und Personentransport ist gut vorstellbar. Hierbei wird auch an die Züge zum Golf von Kalifornien gedacht, die mit einem einfachen Schilfboot den Gila River hinab schneller und kraftsparender durchzuführen wären als mit einem Fußmarsch über Oasenstätten durch die Wüste. Dies wäre nur dem Rückweg vom Golf ins Hohokam-Kernland vorbehalten, da die Fahrt flussauf mit Schilfbooten wie sie die Seri von der Golfküste sicher bereits zu Zeiten der Hohokam-Kultur hatten, wahrscheinlich ungünstiger gewesen wäre.

      3.1.7.2. Kleidung/Textilien

      Hohokam-Textilien sind wegen der Empfindlichkeit des Materials nicht gut erhalten. Man fand Überreste von Textilien in Höhlen, aber auch Gewebeabdrücke auf ehemals weichen Tonflächen. Trotzdem reichen die Belege dafür aus festzustellen, dass die Hohokam die Kenntnisse und Fähigkeiten für eine komplexe Webtechnik besaßen. Beweise für das Verspinnen von Pflanzenfasern liefern die aufgefundenen vielen Spinnwirtel aus Stein und Keramik. Im Wesentlichen aus Baumwolle wurde ein breites Spektrum von Kleidungsstücken hergestellt, wie Decken, Lendenschurze, Männer- und Frauenröcke, Hüte oder Turbane und Männerhemden. (Die Kleidungsbelege stammen von plastischen und bildlichen Darstellungen!) Außer Baumwolle wurden auch Agavefasern zum Weben von Gürteln und Flechten von Seilen verwendet. Die Fasern anderer Pflanzen wurden für die Herstellung von Sandalen und zum Flechten von Matten genutzt. Schilf diente zur Herstellung von Matten.

      3.1.7.3. Behälter und Gefäße

      Die ältesten Behältnisse waren aus Fruchtschalen (Kürbis, Flaschenkürbis) und tierischem Material (Haut, Leder, Blasen) mit hohem Vergänglichkeitsgrad, danach folgten Körbe in unterschiedlicher Fertigungstechnik aus brauchbaren lokalen Pflanzenfasern/Pflanzenteilen. Die nachweisbaren Hohokam-Körbe waren typische Wulstringkörbe und wurden aus Weidenfasern und Pfeilkraut hergestellt. Bei Ausgrabungen wurden Stücke von verkohlten Körben freigelegt. Sehr viel später wurden Beutel auch aus textilem Gewebe gefertigt. Auch Behältnisse aus Holz (Schalen u.ä.) sind anzunehmen. Den Artefaktschwerpunkt stellen keramische Gefäße und ihre „unverwüstlichen“ Überreste dar. Für rituelle Zwecke wurden mittels abrasiver Verfahren auch Gefäße aus Stein hergestellt.

      Der am weitesten verbreitete Typ von Artefaktbeweisen der Hohokam-Kultur sind die Überreste von deren Töpferei. Die Töpferinnen verwendeten lokalen Ton mit Sand, Steingrus und anderen Tempermitteln vermischt. Letztere dienten dazu, den Ton beim Brennprozess vor dem Zerspringen und Zerbrechen zu bewahren. Die Töpferei produzierte wasserdichte, ungezieferresistente Behälter für die Vorratshaltung, ausreichend hitzeresistente Töpfe zum Kochen der Nahrung direkt über dem Feuer und auch Urnengefäße zur Aufnahme von Kremationsresten.

      Von der Hohokam-Töpferei gab es drei Typen: glatte, rote und die am meisten bekannten rot auf lederbraunem Untergrund (red-on-buff) verzierten Stücke.

      Die Töpfe wiesen eine breite Varietät bezüglich der Form und der Größe auf, einschließlich Krügen (jar), Schüsseln, Krügen (Pitcher), Schöpfkellen und Platten. Die Größe der Gefäße reichte von Miniaturen bis zu großen Krügen, sog. Ollas, von denen einige bis zu 95 l und mehr fassen konnten. Die Hohokam dekorierten ihre Töpfe mit einer Vielzahl von Mustern, viele von ihnen waren geometrisch, aber auch die Darstellung von Tieren und Menschen war weit verbreitet.

      Beim Aufbau der zeitlichen Chronologie der Hohokam-Kulturabfolge haben die Archäologen öfter über jeden Wechsel im Töpfereistil gestritten. Die Wechsel im Hohokam-Töpfereistil waren meist am Dekor (d.i. Farbe der Bemalung und Untergrund) zu erkennen, obwohl einige Wechsel auch im Fertigungsprozess begründet waren. Die Stilbestimmung dient nicht nur zeitlichen Einordnungen, sondern auch den Nachweisen von Interaktionen.

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