Band 3 - Gott und die Welt. null Eifelphilosoph
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Ebenso ist eine Grundvoraussetzung überall gleich: Stille. Ohne sie ist es schwieriger, Gott zu treffen. Äußere Stille – aber auch innere: Der beständige Strom der Gedanken, das beständige Bewerten und Verurteilen der Umwelt muss eingestellt werden, ebenso das beständige innere Selbstgespräch, welches wir fälschlicherweise gerne „denken” nennen, obwohl es oft nur ein endloses, undiszipliniertes Geplapper ist.
Ist es endlich still, reicht einfaches Zuhören – wenn man will.
Ist man ideologisch voreingenommen – durch den modernen Kult des dogmatischen Materialismus (der die Menschheit durch Gifte, Plastikmüll, Strahlung, Ressourcenverschleuderung, Artenmassenmord und systematisierter Unmenschlichkeit an den Rand der Selbstvernichtung geführt hat) oder durch die verinnerlichten Dogmen einer jedweden Religion – so wird die Erfahrung nur schlecht gelingen, weil der eigene Wille, die selbst gewählte Weltdeutung für sich anzunehmen, der Erfahrung direkt entgegensteht. So ergeht es regelmäßig Soldaten einer jedweden Kultur, wenn sie auf einmal merken, dass der „Feind” eigentlich auch nur ein Mensch ist – eine Erfahrung, die blitzschnell verdrängt wird, um weiter Feinde töten zu können.
So einfach kann das alles gar nicht sein, meinen Sie? Ist es aber. Besuchen sie doch mal die Zenklausen3 in der Eifel.
Dort können sie Menschen begegnen, die – mit dem Segen des Trierer Bischofs – den weißen Mann an die Mystik des Zen heranführen. Als ehedem weiße Missionare in Asien, die festgestellt haben, dass in den weiten Teilen der asiatischen Welt (wo die Grundsätze des Feng Shui noch die Architektur bestimmen und die Heilung des menschlichen Energiekörpers durch Stimulation der unsichtbaren Akupunkturpunkte wahre medizinische Wunder wirkt) keine Mission nötig ist. … Blickt man von diesen jahrtausendealten Kulturen aber nach Europa, sieht man sofort wo es brennt.
Oft genug brennt ja auch der ganze Kontinent (trotz „Demokratie”) ganz real lichterloh in nie dagewesener Brutalität, die mit erstaunlich nüchterner Sachlichkeit praktiziert wird. Wir befinden uns gerade wieder am Rand eines solchen Weltenbrandes, wie wir ihn in nur hundert Jahren gleich zweimal praktiziert haben – trotz „Aufklärung”.
Ich kann nicht urteilen, ob Thom Hartmann4 Julian Jaynes Schrift vom „Ursprung des Bewusstseins” richtig interpretiert, wenn er sagt, dass davon auszugehen sein, dass der Mensch der Vergangenheit tatsächlich real die Stimmen von Göttern hörte und Feen, Kobolde und Geister in der Natur sah, weil seine Hirnhälften noch anders vernetzt waren. Oder ob – wie dort weiter ausgeführt – die Einnahme von gewissen Pflanzen (entsprechend den Theorien von Terence McKenna) die Hirnhälften besser synchronisieren kann. Was ich aber beurteilen kann, ist, dass das menschliche Bewusstsein nur ein winziges Spektrum der wahrnehmbaren Welt abbilden kann – auch hier hilft wieder ganz normale Wissenschaft, den Prozess5 zu verstehen.
Mancher wird staunen, dass es so viele Düfte überhaupt gibt: Eine Billion Gerüche können Menschen unterscheiden, berichten Forscher. Im Experiment hatten sie Duftcocktails angerührt.
Eine BILLION Gerüche. Allein mit riechen könnten wir unser ganzes Leben vollkommen ausfüllen (und so möglicherweise den Geruch Gottes vom dem kleiner Feen unterscheiden), wenn nicht … unser Geruchssinn völlig degeneriert wäre, von künstlichen Aromen und stinkigen Abgasen vollkommen überlagert.
Wir verlassen uns bei der Beschreibung der Wirklichkeit lieber auf andere Sinne, die weniger umfangreiche Eindrücke vermitteln:
Das Gehör erkennt Schätzungen zufolge etwa 340.000 unterschiedliche Töne, die Augen können 2,3 bis 7,5 Millionen Farben unterscheiden.
Was die Forscher nicht explizit erwähnen: jeder dieser Gerüche erzeugt einen Nervenimpuls. Würden wir sie alle bewusst wahrnehmen: wir würden wahnsinnig werden, ebenso wie wir Töne oder Farben nicht in dem Umfang bewusst wahrnehmen, wie unsere Sinne sie erfahren.
In Erinnerung habe ich noch, dass das Bewusstsein sieben Informationen in der Sekunde aufnehmen kann … das Unterbewusstsein im gleichen Zeitraum jedoch 100 000 Informationen speichert – darunter mögen ohne weiteres der Ton Gottes sein (das „OM” der hinduistischen Philosophie, das überraschenderweise dem Grundklang des Erdkörpers entspricht) – oder auch ein besonderer, nicht oft vorhandener Glanz im Lichtspektrum.
Möglicherweise ist es deshalb recht ratsam, in religiösen Dingen einfach mal auf seinen Bauch zu hören. (Bezüglich des „Bauchgehirns“ bzw. des „enterischen Nervensystems“ sind hier die Erläuterungen des Pflegewiki6 praxisnäher als die kurze Abhandlung bei Wikipedia7, die nicht berücksichtigt, dass hier noch ein umfangreicher Forschungsprozess auf die Wissenschaft wartet. Und möglicherweise auch neue Dimensionen für die philosophische Disziplin der Erkenntnistheorie … z.B. das „Fühlen“ von Wahrheiten.) Anstatt mit seinem Bewusstsein herum zu denken, dass uns ja in vielen anderen Dingen des Alltages ebenfalls sehr stört … Oder brauchen sie sonderlich viel Bewusstsein beim Tanz, beim Sport, beim Musizieren, Autofahren oder bei der Liebe? Dort schalten Sie es doch auch eher aus … –was ihnen beim Autofahren überhaupt erst die Automatisierung der Handlungen erlaubt.
Jetzt haben wir eine weite Reise durch die Welt der Wissenschaft gemacht, eine Reise, die uns auch plausibel macht, weshalb Katzen manchmal Dinge jagen, die wir nicht sehen können (was wir total drollig finden). Und Hunde Dinge verbellen, deren Geruch wir nicht wahrnehmen können (was wir recht willkürlich als „überdreht” interpretieren) – sie erklärt uns aber nicht, was wir jetzt mit Gott anfangen sollen.
Nun – Philosophie und Religion raten uns, gar nichts mit ihm „anzufangen“ … – das hielte man für weise. Die Ameise kann auch nichts mit der Existenz von Büchern anfangen – sie sind aber trotzdem real, auch wenn sie weit jenseits des Verständnishorizontes unserer staatenbildenden planetaren Mitbewohner liegen … – die, nebenbei bemerkt, einen effizienten Organisationsgrad ihrer Kultur erreicht haben, um den Ökonomen sie beneiden.
Wir brauchen kein Reden von Gott. So wie zum Beispiel der von einem sehr gläubigen Katholiken geschriebene, fantastische Roman „Der Herr der Ringe” nahezu völlig ohne Götter (und erst recht vollständig ohne Religion und Kirchen … – sieht man mal von Saurons dunklem Kult auf Numenor ab) auskommt, aber trotzdem zauberhaft ist, können wir unser Leben auch vollkommen ohne Verständnis dieses Mysteriums der Menschheitsgeschichte leben.
Ältere Kulturen – die uns auf dem amerikanischen Kontinent oder in Afrika noch ziemlich unverfälscht begegneten, bevor wir sie ausgerottet haben (ein nie großartig erwähnter, noch bewusst reflektierter Holocaust mit über 10 Millionen Toten – Afrikaner nicht mitgezählt) – machen es sich da einfach: Sie reden vom „großen Geist” … – um sich daran zu erinnern, wie klein der Geist des Menschen ihm gegenüber ist.
Jüngere Kulturen versuchen krampfhaft (oft mit erbärmlichen Ergebnissen und brutalen Methoden) Aussagen über Gott aus Schriften der Vergangenheit heraus zu destillieren, weil ihnen der direkte Zugang fehlt – und weil es hier um Macht geht, zögern sie auch nicht, all jene auszulöschen, die diesen Zugang noch haben.
Wo Kontemplation oder Meditation als Weg zu Gott hilfreich sind, sind jene Momente der Weltgeschichte, wo „widergöttliche Mächte und Gewalten” die Existenz der Menschheit bedrohen: Kirchen, Konzerne, Geheimgesellschaften, Dogmen, Ideologien, Staaten, Kulturen oder ähnliche Machtballungen, die das Gleichgewicht des natürlichen Lebens empfindlich stören – oder gleich ganz zu vernichten trachten.
Wer nun glaubt, Gott (als oberster Verwaltergeist des Planeten Erde, wie wir ihn den Kindern immer gerne verkaufen, ohne zu wissen, was das eigentlich ist – siehe „Ameisen”) würde sich direkt in unser Schicksal einmischen, hat biblische Geschichte