Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin. Julianne Becker

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Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin - Julianne Becker Der Weg der Puppen

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und ich konnte es nicht ändern.

      Es war dennoch eine schöne Zeit, die ich in den kanarischen Bergen mit ihr und ihren Freunden verbrachte, ihre Lebensweise berührte mich sehr. Auch landschaftlich war die Lage ihres Hauses sehr reizvoll, die Umstände entwickelten sich ideal, um auf der Insel anzukommen und zu akklimatisieren, ich war ihnen allen sehr dankbar, sie hatten mich sehr herzlich aufgenommen. Und ich bemühte mich, ihnen auf meine Weise zu geben, was ich geben konnte. Wie versprochen half mir Elvira dann auch noch eine Wohnung zu finden. Doch sicher war sie auch enttäuscht, jetzt nicht die Filz- und Geschäftspartnerin in mir gefunden zu haben, die sie sich erhofft hatte. Ich selbst hatte es ja auch mit ihr ausprobieren wollen. Ein neues Leben zusammen mit Elvira und mit Filz auf Gran Canaria war eigentlich sehr verlockend gewesen.

      Aber ich konnte es nun auch nicht ändern, dieses Manuskript musste geschrieben werden, der innere Drang dazu war mittlerweile sehr groß, eine fixe Idee sozusagen. Als dann Elvira auch noch immer wieder betonte, meine Lichtfilzlinge würde man auf der Insel nicht verkaufen können, und da mochte sie wohl recht haben, sah ich das als Zeichen, dass Filzen gerade nicht dran war, denn ohne meine Lichtfilzlinge machte mir Filzen keine Freude.

      Nach sechs Wochen fanden wir eine Wohnung für mich in einem kleinen spanischen Ort außerhalb des Touristengebietes und mit drei Kilometer Distanz zum Meer, also eine Entfernung, die ich durchaus alleine zu Fuß bewältigen konnte. Alle Banken und Läden lagen um die Ecke, meine Vermieterin war Deutsche, lebte aber auf einer anderen Insel und der riesengroße Balkon nach Süden verzauberte mich gleich. Ich hatte meine ideale Umgebung gefunden, um mich ganz auf mein Buchprojekt zu konzentrieren.

      Dann war ich endlich alleine und genoss es, von Tag zu Tag klarer und mehr ich selbst zu sein. Und als ich das Kapitel über die Afrikatrance schrieb und wieder intensiv über die prä-materielle Ursubstanz nachdachte und auch St. Germain dazu befragte, ging es mir offensichtlich wieder zu gut, und dann neigte ich zu Leichtsinn: Denn in mir kam just wieder der Forscher durch, jetzt, wo ich das mit den Feldern aus prä-materieller Substanz verstanden hatte, die andere Menschen "Elementale" oder "Geister" nannten. Getrost und mit gutem Gewissen begann ich neben dem Schreiben auch wieder, an meinen Lichtfilzlingen weiter zu filzen, und ich dachte:

      Eigentlich solltte ich doch auch einen eigenen Duduu-Versuch machen, einen einzigen wenigstens, nur so zu Forschungszwecken. Auch wenn ich längst wusste, dass es Unfug war und das Feld oder der Geist sich vielleicht nur auf mich selbst auswirken würde. Ein einziges Mal, nur für das Buch, das war ich meinen Lesen doch schuldig. Ich war halt so praktisch veranlagt. Und natürlich wollte ich mich ins Zeug legen, dass das Elemental sich so auswirkte, wie ich es wollte, und eben nicht bei mir. Denn die kleine Zauberin in mir, die konnte es dann doch auch einfach nicht lassen. Und ich fragte St.Germain, was er davon hielte. Und der ermunterte mich auch noch!

      "Ja, du solltest einen Versuch machen und ihn dann noch in dein Buch bringen."

      Als erstes dachte ich an meine Fliegenplage, die flogen mir sogar kamikazeartig direkt in die Augen, das störte mich andauernd beim Schreiben, so kannte ich Fliegen nicht aus der Heimat. Und ich schlug vor, eine Fliege zu filzen, mit der Nadel aufzuspießen und den Fokus dann auf das Feld zu setzen:

      "Fliegen bleiben draußen, sonst tot."

      Aber dann überkamen mich die größten Skrupel, ob ich auf Erschaffensebene wirklich so böse sein sollte, es lag mir eigentlich überhaupt nicht mehr. Als ich das St. Germain mitteilte, lachte der herzlich und fragte mich:

      "Und wo ist der Unterschied dazu, dass du hier wie der Berserker unterwegs bist und mit deiner Fliegenpatsche eine nach der anderen massakrierst?"

      Das fiel mir nun auch auf und dass das doch auch nichts anderes war, nur eben auch noch eine Handlung in 3d. Ich wollte doch keiner Fliege was zu Leide tun! Aber diese Biester ließen mich einfach nicht in Ruhe, die waren so aufdringlich wie noch was und lenkten mich ständig von meinen so überaus wichtigen Gedanken zum Buch ab. Das war hier eine besonders aufdringliche Insel-Fliegenrasse. Nein, es musste mir etwas anderes einfallen. Ich wollte kreativer da heran gehen und etwas finden, was unwahrscheinlich und kaum zufällig war.

      Planung des Duduu-Versuchs

      Dann fiel mir die Sache mit den Handkarden ein, der Vorfall lag einen Monat zurück: Als ich einmal konzentriert an dem Buch arbeiten wollte, wanderten meine Gedanken ständig zu Elvira und deren Lebensumfeld und ich kam dadurch ins Trudeln, es lenkte mich immer wieder ab. Und zu dem Zeitpunkt konnte ich mich einfach noch nicht energetisch von Elvira trennen, so sehr ich es auch versuchte, und das lag auch daran, dass ich ihr noch Geld schuldete, und so etwas verband. Erst verstand ich es nicht, warum das nun gerade verstärkt passierte, aber dann erhielt ich eine SMS von Elvira:

      "Kannst du bei deinem nächsten Besuch bitte die Handkarden mitbringen?"

      Nun wusste ich, dass ich Elvira in meinem Kopf nicht los wurde, weil diese immer an meine Handkarden (ein Werkzeug zum Filzen) dachte und sie ausleihen wollte. Sie war einfach nicht aus meinem Kopf zu kriegen, die hatte mit ihren Gedanken schon mächtig viel Schöpferkraft und störte mich mit ihren Projektionen massiv. Und so wusste ich mir keinen anderen Rat, als ihr die Handkarden zu schenken und endlich innerlich die Ruhe zu finden, die ich für das Buch dringend brauchte. Und nach meiner SMS-Antwort:

      "Ja, klar, am Dienstag."

      hörte Elvira wohl auf, an mich zu denken und ich fand Ruhe. Und für meinen Duduu-Versuch entschied ich nun:

      "Ich will, dass Elvira mir die Handkarden vor meine Tür legt, ohne Kommentar und ohne mein Wissen."

      Denn diese Handkarden waren etwas, was Elvira auf jeden Fall brauchte, und wenn sie diese her gab, so konnte ich sicher sein, meine Nadel wirkte. Und es war ja auch eigentlich unkoscher, wie Elvira zu dem Werkzeug gekmmen war.

      "Willst du noch mehr von deinen Sachen zurück?" fragte St.Germain.

      "Nun, auch die weiße Wolle!"

      "Na also!"

      "Aber genau nur das!"

      "Und für wie lange?"

      "Stimmt ja:" (Ich überlegte) "Passieren sollte es bis Ende Februar, und ich will sie dabei nicht zu Gesicht bekommen."

      "Klasse, das ist ein guter Versuch. Zwei Sachen, zwei Nadeln?"

      "Ja."

      Und zwei Tage später filzte ich ein kleines weißes Geschenkpäckchen mit silbergrauer Schleife und konzentrierte mich schon während des Filzens darauf: Elvira, weiße Wolle, Handkarden, vor meiner Tür, bis spätestens Ende Februar. Ich stach am Ende eine Nadel ins Weiße für die Wolle und eine Nadel in die graue Schleife für die Handkarden und ließ das erste Mal bewusst meine Nadeln stecken. Dann legte ich das Päckchen irgendwo hinten in meinen Schrank.

      Einen Versuch sollte man beobachten. Der Kontakt zu Elvira war mittlerweile schon seit ein paar Wochen ganz abgebrochen, Elvira schrieb als Letztes, sie müsste sich für nichts bei mir bedanken, ich wäre nur gekommen und hätte bei ihr irgendwelches Zeug abgeworfen. Und dann hatte sie mir auch zum Abschied noch einmal so richtig ehrlich mitgeteilt, was sie von mir als Person hielt. Und das war leider nicht sehr rühmlich. Das hatte sie geschrieben und ich deshalb ausnahmsweise keine Skrupel.

      In der ersten Woche nach meinem Zaubern stellte ich zumindest fest, dass Elvira und der ganze Lebenszusammenhang dort oben in den Bergen wieder ständig in meinem Kopf auftauchte, ich musste mich viel mehr um Konzentration bemühen. Ich schalt mich also auch für meine

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