Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin. Julianne Becker

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Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin - Julianne Becker Der Weg der Puppen

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sehr für meinen Espressoautomaten. Ich wusste sofort, ich sollte dieser netten, älteren Dame mein Gerät schenken, denn Kaffee schmeckte mir längst auch nicht mehr. So verabschiedete ich am Ende erleichtert meine Vermieterin und deren Mutter mit Espressomaschine und den Kuchenresten. Und das letzte Stück Geburtstagskuchen brachte ich zu meinem Gemüsehändler und machte dem damit eine Freude.

      Aber erst, nachdem noch drei Tage Zeugs bei mir durchgelaufen war, ich verwirrt und körperlich leidend bewegungsunfähig herumlag und in dieser Zeit natürlich auch nicht am Buch weiter schreiben konnte, erinnerte ich mich plötzlich an mein gefilztes Paket und ich verstand - endlich!

      Ich holte den nadelgespickten Würfel hervor, der nun nicht mehr gebraucht wurde, und freute mich: Mein Probe-Elemental hatte gute Arbeit geleistet. Denn plötzlich erkannte ich: Da es Elvira nicht erreichen konnte, schickte es eben die Einzigen vorbei, die ich noch in die Wohnung lassen musste: Die Post und meine Vermieterin, und letztere überbrachte (neben dem Zeugs, das ich mir innerlich durch die Begegnung einfing und durchlaufen lassen musste, ganz viel Futter und putzte den Balkon und brachte den Müll weg. Meine eigene Mutter dagegen schickte den Kuchen und ich verschenkte auch noch die Kaffeemaschine. So viel Bringen und Schicken und Schenken!

      Und es gab genau zwei echte Geschenke: Den Geburtstagskuchen und die Espressomaschine. Und auch das war interessant: Das Elemental verstand nicht meine konkreten Angaben zu Dingen wie Handkarden, Wolle und Tür, es orientierte sich nur an der Aktion, an der Tätigkeit. Na klar, es wurde erschaffen, um zu wirken, und Tun beschrieb man mit Verben. Und es orientierte sich dann außerdem noch an den Gefühlen, die in mir gerade vorlagen, als ich meine Absicht formulierte, denn so wie ich meine Inselbekanntschaft Elvira einfach weiter liebte und mit ihr in Frieden war, gab es eben auch Menschen, die mit mir ganz genau so in Frieden waren, denn meine Mama liebte ihre Tochter und wollte mir eine Freude machen, und die Vermieterin und deren Mutter waren ganz glücklich, dass ich mich so gut um die Tiere und den kleinen Garten kümmerte.

      Bei diesem Bringen und Schicken und Schenken waren also auch die gleichen Gefühle beteiligt wie die, in denen es erschaffen wurde, mein Elemental war also absolut fleißig gewesen und hatte sich genau an mein Bewusstsein gehalten, das konnte man nicht anders sagen. Und hatte mich da kalt erwischt, wo ich es am wenigsten erwartet hatte. Und als ich das nach Tagen sehr berührt erkannte, bedankte ich mich sehr bei meinem hilfreichen Geist für seinen guten Dienst, dann zog ich die Nadeln aus dem Filzwürfel und gab ihn der Natur zurück, sprich, ich warf ihn in hohem Bogen in den Barranco. So machten das die Inselspanier übrigens mit ganz vielen Sachen. Ob die sich auch jedes Mal damit bei ihrem Elemental bedankten?

      Und etwas in meinem Innern entspannte sich zusehends, war ich doch eigentlich auch froh, dass dieses Experiment ein Ende fand. Welch eine Schnapsidee! Mir eine solche Störung zu erschaffen, während ich sonst alle Störungen weit von mir hielt! Und ich entwickelte wieder Geduld und Zuckerfreiheit und Gedanken zum Buch. Ich hatte einfach auch keine Lust mehr, anderer Leute Aura zu quetschen und zu verdrehen. Und ich wollte selbst auch nicht, dass man über mich nachdachte oder gar etwas von mir wollte, so wie in meinem eigenen Bewusstseinsaltertum.

      In dem alten Bewusstsein, und ich war immer noch unbewusst oder für die Dauer jeder Überlagerung dazu verführt, da wieder hinein zu rutschen, hätte ich keinen Zusammenhang mit meinen eigenen Gedanken erkannt.

      Dann wäre meine eigene Mutter mir zum Beispiel nur ignorant und unmöglich vorgekommen und je nach Schwingungshöhe sogar böse oder ignorant, und ich hätte allen Grund gefunden sehr sauer auf sie zu sein. Und ich hätte mich in Zukunft viel mehr vor ihr schützen müssen. Durch meinen Kopf spukten dann auch tatsächlich noch solche Szenarien, wie ich mich bei meinem nächsten Besuch bei den Eltern vor Zucker und Mehl schützen würde.

      Und auch meine Vermieterin brauchte eindeutig eine Grenze, und mein Hirn setzte auch immer wieder zu solchen Gedanken und innerem Geschimpfe an, was ich dieser Tierhalterin antworten würde auf ein Ansinnen noch einmal vorbeizukommen. Aber wenn ich merkte, dass ich wieder da hinein glitt, pfiff ich mein galoppierendes, schaumschlagendes Hirn wieder zurück mit der Behauptung:

      "Ich bin selbst Schöpfer, nicht Opfer, also übernimm gefälligst die Verantwortung."

      Und dann erst erkannte ich, dass alle beteiligten Personen, einschließlich mir selbst, einfach nicht wirklich wussten, warum sie das taten und nur nett miteinander sein wollten. Garantiert hatte meine Mutter meinen früheren Lieblingskuchen aus Liebe geschickt, und ihr war dabei völlig entfallen, dass der nun nicht mehr passte, weil mein Elemental sich so mächtig in ihr Denken und Fühlen einmischte, dass sie unentwegt an Schenken und Schicken denken musste und das Telefonat davor einfach vergaß.

      Denn in einem späteren Gespräch mit meiner Mutter stellte sich heraus, dass der das mit Zucker und Mehl auch reumütig eingefallen war und leid tat. Aber ich konnte meine Mutter beruhigen, denn erstens war ich selbst auch gerade sowieso zuckerrückfällig gewesen und zweitens hatte ich dann mit meinen beiden Besuchern und dem Gemüsehändler doch noch irgendwie ganz nett Geburtstag gefeiert. Es war einfach Liebe gewesen und ich versicherte meiner Mutter, dass ich genau das auch gespürt hatte, nichts anderes. Mama hatte alles gut gemacht, und was sie nicht wusste: Sie hatte offensichtlich wegen des Elementals auch keine andere Chance.

      Und ich stellte wieder einmal erleichtert fest, dass ich nicht bedroht wurde von unbewussten Menschen um mich herum, sondern nur von meiner eigenen Unbewusstheit! Ich lebte ganz sicher und es passierte auch immer genau das Richtige, denn nun konnte ich mir das Erlebnis noch einmal ganz genau anschauen und tiefer verstehen und auch noch in mein Buch bringen.

      Dieser Vorfall motivierte mich allerdings dann trotzdem zu noch mehr Rückzug von allen Menschen. Da draußen interessierte sich offensichtlich nicht mal einer, warum er gerade etwas tat. Was sollte ich mit so vielen Autopiloten nur anfangen? Und dann war ich mit der Kaffeemaschine ja selbst auch erheblich auf Autopilot gelaufen, und das, obwohl ich schon den Verdacht hatte, dass es sich um mein eigenes Elemental handelte, wenn ich an Schenken dachte. Aber ich ließ es dann in 3d auch einfach widerstandslos weiter laufen in dem Vertrauen, dass es stimmte, schon halb bewusst ahnend, dass ich damit endlich wieder meine Ruhe fände. Mein Gott, war das schwer!

      Allerdings gab es Hoffnung: Denn ich stellte mit Genugtuung fest, dass ich mich schon eine Woche später innerlich empörte bei dem Probe-Gedanken, irgend etwas von meinen Sachen herzuschenken, und dann auch noch an Elvira. Recht so. Warum sollte ich jemandem etwas geben, der das sowieso nicht wertschätzen konnte? Ich schien also wieder mit mir und in mir alleine zu sein, das Elemental war als Welle wohl ganz ausgelaufen. Denn das Geld hatte ich Elvira vor unserer Trennung auch noch zurückgeben können. So freute ich mich und hatte auch absolut keine Lust, solch einen Versuch jemals zu wiederholen. Am besten dachte man überhaupt nicht, oder? Oh, und genau das fiel mir sehr schwer.

      Invasion und Panzerschränke

      Ein paar Wochen vergingen. Gerade hatte ich wieder einen Besuch der Vermieterin, ihrer Mutter und ihrem Bruder über mich ergehen lassen, und ich konnte einfach nicht anders als nett sein, es war zum verrückt werden, obwohl ich den Verdacht hegte, dass ich mir gerade damit mehr Verbindungen und Zeugs einhandelte. Und diese sympathischen Menschen wollte mich auch gewiss nicht stören, die Vermieterin musste nur unerwartet an Sachen aus dem abgeschlossenen Zimmer, der Bruder nach der Klospülung sehen und die nette Mama sollte dann auch nicht oben alleine bleiben. Und als sie schon mal da waren, überließ ich der Vermieterin natürlich auch gerne das Putzen und Füttern ihrer Vögel. Sie hatte auch wieder reichlich Äpfel, Salat und Maiskolben mitgebracht und zwang mich damit, den Kühlschrank wieder einzuschalten, was ich überhaupt nicht wollte. Aber das tat ich auch nur noch, wenn ich mich selbst nicht im Raum befand.

      Und die Vermieterin erzählte mir dann auch noch so ganz nebenbei, sie hätte sich die ersten Monate nach meiner Wohnungsübernahme immer wieder den Kopf darüber zerbrochen,

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