Herzenswut. Eva Markert

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Herzenswut - Eva Markert

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      Sina musste heimlich lachen, als sie ihre Mutter bei den Vorbereitungen für das große Ereignis beobachtete.

      Morgens verbrachte sie Stunden in der Küche, um Gulasch und einen Vanillesahnepudding mit Himbeersoße herzurichten. Sogar die Klöße und den Rotkohl bereitete sie frisch zu.

      Am Nachmittag verschwand sie im Badezimmer. Irgendwann klopfte Sina an die Tür. „Denkst du, du kommst da heute noch mal raus?“

      Ihre Mutter öffnete. Sie hielt einen Föhn in der Hand, und in ihren blonden Haaren steckten mehrere Rundbürsten. „Ich bin gleich fertig. Ich muss mich nur noch schminken.“

      Sie hatte dieselben graugrünen Augen wie Sina. Und Lidschatten in haargenau dieser Farbe. Das sah toll aus, wenn sie den auftrug. Das Kästchen, Wimperntusche und andere Utensilien lagen schon auf der Ablage unter dem Spiegel bereit.

      Sina trat ein. „Darf ich deinen Lidschatten benutzen?“

      Die meisten Mädchen in ihrer Klasse schminkten sich schon lange, bloß ihre Mutter fand aus unverständlichen Gründen, sie wäre noch zu jung dafür. Erstaunlicherweise hatte sie jetzt nichts dagegen.

      Und wo Sina schon mal dabei war, nahm sie gleich noch ein bisschen Wimperntusche. Kritisch betrachtete sie sich im Spiegel. Sie mochte ihre Augen. Und mit Make-up sahen sie noch besser aus.

      „Was meinst du: Soll ich Jeans und ein weißes T-Shirt anziehen oder meinen blauen Rock mit der geblümten Bluse?“, fragte Frau Paulsen.

      Sina überlegte. „Ich würde die Jeans mit der Bluse nehmen.“

      „Gute Idee, das mache ich.“

      Sina musste grinsen. „So weit ist es gekommen!“, dachte sie. „Ich als Modeberaterin meiner Mutter ...“

      Nach dem Umziehen lief Frau Paulsen wieder in die Küche. Sie wirkte nun sehr aufgeregt. „Hoffentlich brennt nichts an“, sagte sie. „Hoffentlich werden die Klöße nicht matschig. Guck mal nach, ob auf dem Esstisch alles klar ist.“ Sina kicherte in sich hinein.

      Pünktlich um sieben ging die Türklingel. In der Küche schepperte es ordentlich, als ihre Mutter hastig die Töpfe von den Herdplatten zog. Sina drückte auf und hörte jemanden die Treppe hinaufspringen.

      Ihre Mutter stellte sich neben sie. „Gott, bin ich nervös!“, flüsterte sie.

      Sina verstand das im selben Augenblick, als Jörg Wagner ihr gegenüberstand. Er sah einfach umwerfend aus! Schlank, athletisch gebaut, welliges, dunkles Haar, das ihm in die Stirn fiel. Und diese Augen! Frühlingshimmelblau! Die Nase schien etwas zu groß, aber sie passte in sein Gesicht.

      Jörg wirkte völlig ungezwungen. Er lächelte Sina an, bevor er ihre Mutter begrüßte und ihr einen Blumenstrauß überreichte, der Sina ausnehmend gut gefiel, weil er hübsch bunt war.

      Danach schüttelte Jörg ihr die Hand. Sein Händedruck war warm und fest. „Ihr beide habt dieselben schönen Augen“, stellte er fest, und Sina spürte, dass sie errötete.

      „Geht schon mal durch. Das Essen ist gleich so weit.“

      An der Stimme hörte Sina, dass die Mutter ihre innere Ruhe noch nicht zurückgewonnen hatte. Sie dagegen war völlig entspannt. In Jörg Wagners Gegenwart fühlte sie sich sofort wohl.

      Er schnupperte. „Hier riecht’s gut. Was gibt es denn Schönes?“

      „Gulasch, Rotkohl und Klöße“, antwortete Sina bereitwillig. „Und danach Vanillepudding mit Himbeeren.“

      „Mm! Das gehört zu meinen Lieblingsgerichten!“

      „Ich weiß“, rief Frau Paulsen aus der Küche. „Das hast du mir mal erzählt. Deshalb habe ich es ja gekocht.“

      „Wie lieb von dir!“ Jörg wandte sich an Sina: „Und du hast geholfen?“

      Sina schüttelte den Kopf und bedauerte plötzlich, dass sie das nicht getan hatte.

      Sie setzten sich an den Tisch. Sina nahm sich einen Klecks Rotkohl.

      Jörg warf einen Blick auf ihren Teller. „Magst du keinen Rotkohl?“, erkundigte er sich.

      Sina zuckte die Achseln. „Mir ist eigentlich egal, was ich esse.“

      „Nanu?“, wunderte er sich.

      „Ich esse nur ungern“, fügte sie hinzu.

      „Hast du Angst zuzunehmen?“

      „Im Gegenteil. Ich wäre froh, wenn ich mehr wiegen würde. Aber ich mache mir nichts aus Essen. Und ich habe fast nie Hunger.“

      „Wie schade! Da entgeht dir was.“

      „Ein ewiges und leidiges Thema zwischen uns“, warf Frau Paulsen ein. „Ich finde, sie ist viel zu dünn.“

      Jörg betrachtete Sina prüfend.

      Der war dieses Gespräch äußerst peinlich. Ihre Mutter redete über sie, als wäre sie ein kleines Kind. Schlimmer noch: als wäre sie gar nicht anwesend! Was sollte Jörg von ihr denken! Wie eine Idiotin stand sie vor ihm da! Sie warf ihrer Mutter einen wütenden Blick zu. „Ich mag das ganze Zeug halt nicht besonders“, setzte sie unwirsch hinzu. „Das ist doch kein Grund, sich aufzuregen.“

      „Na ja, so dünn bist du nun auch wieder nicht“, stellte Jörg fest. „Hauptsache, du fühlst dich wohl. Meinst du nicht, Michaela?“

      Überraschenderweise stimmte ihre Mutter zu.

      Sina strahlte Jörg an. In diesem Augenblick hatte er bei ihr gewonnen - auf der ganzen Linie!

      Danach achtete niemand mehr darauf, wie viel oder wie wenig sie aß. Für ihre Verhältnisse war es eine Menge: ein halber Kloß und von dem anderen jeweils ein Löffel. Es schmeckte sogar halbwegs. Vielleicht, weil es Spaß machte, am Esstisch zu sitzen. Jörg konnte lustig erzählen. Zum Beispiel von seinem tollpatschigen Lehrling, der mit dem Hintern in einen Farbeimer fiel und mit seinem Hosenboden alles grün volltropfte. Oder von der alten Dame, die sich nicht entscheiden konnte, in welcher Farbe sie ihr Wohnzimmer gestrichen haben wollte, und mindestens dreimal am Tag anrief, weil sie ihre Meinung geändert hatte. Schließlich landete sie bei Dunkellila. Und dabei blieb sie. Keine Macht der Welt konnte sie davon abbringen. Sina schüttelte den Kopf. Dunkellila Wände – eine geradezu abartige Vorstellung!

      „Holst du mal den Pudding, Apfelsinchen?“, bat ihre Mutter.

      Jörg horchte auf. „Apfelsinchen“, wiederholte er, „das klingt nett, das gefällt mir.“

      Beinahe hätte Sina gesagt: „Sie können mich ja so nennen, wenn Sie wollen.“ Im letzten Moment verkniff sie es sich. Das wäre nun doch verfrüht gewesen. Trotzdem hätte sie nichts dagegen. Fast kam es ihr vor, als würde sie ihn schon richtig gut kennen.

      Ihre Mutter schaute auf die Uhr. „Wenn wir noch ins Kino wollen, müssen wir uns beeilen. Sina bringt die Küche schon in Ordnung.“

      „Von mir aus können wir hierbleiben“,

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