Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg. Sam Watkins
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Hauptmann Joe P. Lee
Die andere Person, über die ich berichten möchte, ist Hauptmann Joe P. Lee. Hauptmann Henry J. Webster war unser regulärer Hauptmann, aber während seines Fronturlaubs geriet er in Gefangenschaft und wurde in ein Gefangenenlager im Norden geschickt, wo er starb. Daraufhin wurde Joe befördert. Er war ein ziemlich junger Mann, etwa 21 Jahre alt, aber so tapfer wie die besten römischen Soldaten des Altertums. Joe hatte stets ein Lächeln auf dem Gesicht und vom Beginn bis zum Ende des Krieges war er immer an der Spitze seiner Kompanie. Ich glaube nicht, dass ihn irgendjemand aus der Kompanie jemals mit seinem Rang angesprochen hat. Er wurde einfach „Joe Lee“ oder „Black Perch“ genannt. Auf seinem Posten war er hart und streng, aber ansonsten war er „einer von uns Jungs“. Wir alle liebten und respektierten ihn, aber jeder kennt Joe und weitere Erläuterungen sind nicht notwendig. Ich erwähne die beiden nur, weil sie in den kurzen Episoden noch gelegentlich auftauchen werden und ich wollte sie dem Leser bereits vorstellen, damit er meine Gedanken besser verstehen kann. Aber, lieber Leser, bedenke, dass ich keine geschichtliche Abhandlung schreibe und in diesen Erinnerungen nicht als irgendjemandes Biograph fungiere. Ich teile lediglich meine eigenen Eindrücke mit. Falls andere Personen anders darüber denken, so ist das in Ordnung und ich verzeihe ihnen.
Die Aufgabe Corinths
Eines Morgens wurde eine Abteilung losgeschickt, um alle Vorräte und Versorgungsgüter der Armee zu zerstören und das Waffenlager zu sprengen. Das Städtchen stand bald in Flammen und als wir am Morgen der Evakuierung durch Corinth marschierten, donnerte, knallte und toste das Waffenlager als hätten sich die Pforten der Hölle geöffnet. Wir verabschiedeten uns von Corinth. Seine Geschichte war schwarz und düster und schlecht. Nicht der kleinste weiße Fleck erhellte jemals das schwarze Loch, das unser Gedächtnis an die Zeit, die wir dort verbracht hatten, darstellte. Es ist eine Einöde und sie bringt nur bittere Erinnerungen hervor. Es war ein einziger großer Friedhof, auf dem das Leben und der Geist von einst tapferen und ritterlichen Männern begraben lagen. Wir überließen es der Gnade der Yankees, ohne auch nur eine Träne der Sorge oder des Bedauerns zu vergießen und sagten ihm auf ewig Lebewohl.
Kapitel 04: Tupelo
Tupelo
Wir schlugen unser Sommerlager bei Tupelo auf. Unsere Hauptbeschäftigung dort bestand aus Pokerspielen, Chuck-a-luck und dem Zerquetschen von Graurücken (Läusen). Jeder Soldat hatte eine Brigade von Läusen an sich und ich habe Burschen gesehen, die so fleißig damit beschäftigt waren, sie zu zerquetschen, dass es mich an eine strickende alte Dame erinnerte. Zu Beginn versteckten sich die Jungs in den Wäldern, um sich zu lausen, aber das war unnötig, der Boden krabbelte nahezu vor lauter Läusen. Selbst das Volk des Pharao wurde, als es sich Moses widersetzte, nicht schlimmer von Läusen geplagt. Die Jungs veranstalteten regelmäßig Läuserennen. Es gab einen Burschen, der dabei stets das ganze Geld gewann; seine Läuse rannten schneller und krabbelten fixer als die Läuse von irgendjemand anderem. Wir begriffen es nicht. Wenn jemand eine besonders energisch aussehende Laus fing, forderte er Dornin zu einem Rennen heraus. Dornin gewann immer. Die Läuse wurden auf Teller gesetzt, diese stellten die Rennstrecke dar und die erste Laus, die vom Teller krabbelte, war der Sieger. Schließlich fanden wir D.s Geheimnis heraus: er erhitzte vorher seinen Teller.
Billy P. behauptete, er habe keine Läuse. „Hast du jemals nachgesehen?“ „Nein.“ „Woher weißt du es dann?“ „Wenn Unwissenheit ein Segen ist, so wäre es eine Torheit, zu viel zu wissen“ antwortete Billy. „Aber schau mal, gerade eben krabbelt eine über deine Brust.“ Billy schnappte sich die Laus, setzte sie zurück unter sein Hemd und sagte zu ihr: „Jetzt bleib endlich, wo du bist. Das ist jetzt schon das vierte Mal, dass ich dich zurückgesteckt habe und wenn ich dich noch einmal erwische, mache ich dich zum Märtyrer.“ Billy war ein kleiner Philosoph – der Tod einer Laus konnte der Brut nicht schaden.
Das Kriegsgericht in Tupelo
An diesem Ort tagte das große Kriegsgericht. Beinahe täglich hörten wir eine Musketensalve und wussten, dass irgendein armer, zitternder Tropf sich von den sterblichen Dingen auf Erden verabschiedet hatte. Es schien für uns alle nur eine Frage der Zeit zu sein, bis man auch uns erschießen würde. Wir wagten nicht, auch nur zu husten. Soweit es unseren Patriotismus betraf, den hatten wir komplett vergessen und wir liebten unser Land nicht so sehr wie wir Bragg fürchteten. Täglich wurden Männer zum Pfahl geführt. Ich hörte von vielen Erschießungen, aber persönlich habe ich nur zwei gesehen. Ich weiß nicht, zu welchem Regiment die Männer gehörten, aber ich erinnere mich, dass es noch bartlose Jungen waren. Ich erfuhr nicht, welches Verbrechen sie begangen hatten, oder wie schwerwiegend ihre Verstöße waren. Möglicherweise hatten sie den Tod sogar verdient. Ich sah, wie eine alter Mann, etwa 60 Jahre alt, namens Dave Brewer und ein anderer Mann, etwa 45 Jahre alt, namens Rube Franklin ausgepeitscht wurden. Es wurde manch einer ausgepeitscht und gebrandmarkt, von dem ich nichts sah oder hörte. Der Grund, warum ich mich an diese beiden erinnere, ist, dass sie dem 23. Tennessee angehörten und ich viele Angehörige dieses Regiments kannte. Nachdem man ihnen die Köpfe geschoren hatte, wurden beide an den Händen an einem Baum aufgehängt. Der Baum war entsprechend präpariert und verfügte über eine große Astgabel. Eine Hand wurde an den einen Ast gebunden, die andere entsprechend an den anderen Ast. Ihre Füße berührten vielleicht gerade so den Boden. Der Mann, der die Auspeitschungen vornahm, hatte ein dickes Stück Sohlenleder, dessen Ende in drei Streifen geschnitten war und das an einem Knüppel befestigt war. Nachdem die Anklageschrift und die einzelnen Anklagepunkte verlesen worden waren (beide Angeklagten waren vollkommen nackt), fing der Vollstrecker an, Rube, den Jüngeren der beiden, zu „bearbeiten“. Ich glaube nicht, dass er ihn sonderlich hart treffen wollte, aber er war selbst aufgeregt und so schund er Rube von Kopf bis Fuß. Es wurden immer 39 Schläge verabreicht. Dreimal 39 macht 117. Wenn er traf, so hinterließ ein Schlag drei Striemen. Als er mit Rube fertig war, sagte ihm der kommandierende Hauptmann, er solle beim alten Brewer so schwach zuschlagen, wie das Gesetz es erlaube, da Brewer so alt war, dass er ansonsten daran sterben würde, da er es einfach nicht ertragen könne. Er verpasste dem alten Dave Brewer 39 Hiebe, aber sie waren schwach geführt. Der alte Dave bettelte und schrie nicht, wie Rube es getan hatte. Er hatte den alten Dave so sachte wie irgend möglich ausgepeitscht und ich musste an den alten Priester denken, der an einem Sonntag einen Bären fing. Sie erwischten ihn vor der Kirche und waren einverstanden, ihn gehen zu lassen, wenn er sonntags seine Falle nicht mehr aufstellen würde. „Aber meine Brüder" sagte er, „ich habe sie doch nur ein ganz klein wenig aufgestellt.“
Auf der Jagd nach Getreideähren
An diesem Ort war es, dass General Bragg einen Befehl erließ, der es Zivilisten gestattete, sich gegen plündernde Soldaten zu wehren und sie niederzuschießen, wenn sie sie beim Plündern erwischten. Nun, eines Tages unternahmen Byron Richardson und ich einen Raubzug zu der Stelle, an der ein alter Zivilist seine Getreideähren lagerte. Wir hatten uns so viel Getreide geschnappt, wie wir tragen konnten und ich hatte meine Arme voll. Wir wollten uns gerade auf den Weg ins Lager machen, als ein alter Mann auftauchte und rief: „Halt! Stehen bleiben! Lass das Getreide fallen!“ Er hatte eine doppelläufige